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Trendwende beim Goldpreis Für den Einstieg in Minenaktien ist es noch nicht zu spät

Thomas Käsdorf, Vorstand der Plutos Vermögensverwaltung AG und DER-FONDS-Kolumnist
Thomas Käsdorf, Vorstand der Plutos Vermögensverwaltung AG und DER-FONDS-Kolumnist
Die vergangenen Jahre haben die Nerven von Edelmetall-Investoren arg strapaziert. Vor allem mit Goldminenaktien erlitten Anleger heftige Verluste. So verlor der Minen-Index NYSE Arca Gold Bugs zwischen seinem Hoch im Herbst 2011 und Anfang 2016 mehr als 80 Prozent an Wert, während der Goldpreis selbst um 45 Prozent einbrach. Doppelt schmerzhaft für alle Gold-Fans: Die globalen Aktienindizes legten im selben Zeitraum kräftig zu.

Doch seit Jahresbeginn hat sich der Wind gedreht. Gold hat sich seither um mehr als 20 Prozent verteuert, der Minen-Index konnte sich glatt verdoppeln. Der Blick auf den jeweiligen Chart zeigt jedoch, dass die aktuellen Kurse nach wie vor weit von ihren einstigen Höchstständen entfernt sind. Dabei stellt sich die Frage, ob sich die Aufwärtsbewegung fortsetzt oder ob es nach einem kurzen Aufatmen mit dem von manchen Experten bereits totgesagten Metall wieder bergab geht.

Um es vorwegzunehmen: Wir gehen von ersterem aus und erwarten in den kommenden Jahren neue Höchststände. Mit welcher Wahrscheinlichkeit diese Prognose eintrifft, lässt sich derzeit zwar noch nicht sicher abschätzen. Doch die Indizien, dass wir aktuell die ersten Signale eines nach oben gerichteten Trends sehen, verdichten sich.

Gold hat viele Kritiker. Das dabei am häufigsten genannte Argument ist, dass Gold keine Erträge abwirft. Das ist dahingehend korrekt, als dass Gold weder Zinsen zahlt noch dividendenähnliche Beträge ausschüttet. Ganz im Gegenteil kostet die Lagerung von Gold sogar meist noch Geld, falls es in einem Bankschließfach verwahrt wird. Dem ist jedoch entgegenzuhalten, dass Zinsen ohnehin kaum noch gezahlt werden. Institutionelle Anleger oder auch wohlhabende Privatanleger sind dagegen mittlerweile sogar mit Strafzinsen konfrontiert, die auf ihr liquides Kapital erhoben werden.

Ein mögliches Abrutschen der globalen Wirtschaft in eine Rezession, die expansive Geldpolitik der Notenbanken, die hohe Verschuldung der Staaten und die in Kürze anstehende Entscheidung Großbritanniens über einen EU-Austritt – all das sind Faktoren, die zur jüngsten Renaissance des Goldpreises beigetragen haben. Für die meisten der genannten Probleme ist keine unmittelbare Lösung in Sicht, was durchaus Zweifel an der Stabilität der großen Leitwährungen rechtfertigt. Im aktuellen Umfeld käme den meisten Staaten Inflation durchaus gelegen – böte dies doch die Möglichkeit, einigermaßen pflegeleicht von ihrem Schuldenberg herunterzukommen, ohne dass es in der Öffentlichkeit breit diskutiert würde. Die Alternative Schuldenschnitt wäre in jedem Fall die deutlich unangenehmere Maßnahme.

Da wir das Inflations-Szenario für wahrscheinlicher erachten, erwarten wir mittelfristig wieder nachhaltig steigende Rohstoffpreise. Anleger sollten sich vor Augen halten, dass Gold seit Jahrhunderten respektive seit Jahrtausenden ein hervorragender Inflationsschutz war und langfristig stets seine Kaufkraft bewahren konnte. Von den einzelnen Währungen lässt sich das nicht unbedingt behaupten. Dort findet aktuell ein Abwertungs-Wettkampf der einzelnen Notenbanken statt, die wie in Japan oder Europa versuchen, über eine Schwächung der eigenen Währung ihre Binnenwirtschaft anzukurbeln.

Doch wie ist es derzeit um die Goldminen-Unternehmen bestellt? Die Minengesellschaften haben einen Anspruch auf das Gold in der Erde beziehungsweise sie besitzen es, fördern und verarbeiten es, bevor sie es schließlich weiterveräußern. Je höher der Goldpreis, umso größer der Profit. Die vergangenen Jahre waren für die Minengesellschaften deshalb eine harte Zeit. Ihre Verschuldung stieg drastisch an, während sie durch den Goldpreisrückgang zu erheblichen Kosteneinsparungen gezwungen waren. Oftmals blieb nur die Trennung von unrentablen Minenprojekten beziehungsweise die Stilllegung.

Vor diesem Hintergrund könnte die Goldproduktion 2015 ihren Höhepunkt erreicht haben. Demgegenüber sollte sich die Nachfrage nach Gold weiter festigen. Zu den größten Kostenfaktoren einer Goldmine zählen das Öl sowie – bedingt durch die hohe Verschuldung – die Zinsen. Beides hat sich in jüngster Zeit erheblich verbilligt und den Minen deutliche Kosteneinsparungen beschert. Dies erhöht den Cashflow, womit sich die Verschuldung reduzieren lässt. Das wiederum ermöglicht es den großen Minen, durch Übernahme kleinerer Minen ihre Goldreserven zu erhöhen und schlussendlich einen Mehrwert für ihre Aktionäre zu schaffen.

Nicht nur Notenbanken wie die People’s Bank of China halten ihre Nachfrage nach Gold unverändert aufrecht. Auch Gold-ETFs verzeichnen mittlerweile wieder hohe Mittelzuflüsse. Diese waren im ersten Quartal 2016 so hoch wie das letzte Mal vor sieben Jahren. Begünstigt wird diese Entwicklung durch eine stabile Nachfrage aus der Schmuckindustrie, die insbesondere in Asien von einer wachsenden Mittelschicht profitiert.

Die Minengesellschaften haben in den vergangenen Jahren ihre Hausaufgaben erledigt und die Produktionskosten für eine Unze Gold deutlich gesenkt. Weiter steigende Goldpreise sollten sich somit überproportional auf ihre Gewinne auswirken. Traditionell weisen Goldminenaktien deutlich stärkere Schwankungen auf als das physische Gold. Für mittel- und langfristig orientierte Anleger bietet sich deshalb auf dem aktuellen Niveau noch immer eine gute Einstiegsgelegenheit. Wenn eine breite Käuferschicht diesen vergleichsweise kleinen Markt wiederentdeckt, können – das zeigt die Vergangenheit – Kurssteigerungen urplötzlich und heftig erfolgen.

Über den Autor: Thomas Käsdorf ist Vorstand der Plutos Vermögensverwaltung AG in Taunusstein. Für DER FONDS schreibt er an dieser Stelle über Themen, die ihn im täglichen Kontakt mit seinen Kunden beschäftigen.

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