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Trotz Handelsstreit Chinas Wirtschaft brummt weiter

Angesichts des wenig erfreulichen Ausblicks für die Weltwirtschaft wollen die Zentralbanken der Industrieländer die Geldpolitik weiter lockern. Doch es werden wohl die Regierungen sein, die nun am Zug sind: Viele Marktteilnehmer sehen die Fiskalpolitik als Antwort. Im Moment sind wir jedoch skeptisch, ob die fiskalische Reaktion aggressiv oder breit genug sein wird, um den Konjunkturzyklus zum Besseren zu verändern.

In der Tat sieht es immer düsterer aus – und wir haben unsere Erwartungen an das Wirtschaftswachstum und die Inflation weitestgehend heruntergeschraubt. Nirgends ist die Not jedoch so groß wie in Europa, das Wachstum anzukurbeln und die Inflation anzuheizen. Im September war der kombinierte Einkaufsmanagerindex PMI auf dem tiefsten Stand seit Juni 2013 und entspricht einem annualisierten BIP-Wachstum von 0,5 Prozent – deutlich unter den jüngsten Erwartungen der Europäischen Zentralbank (EZB). Zwar ist der Einkaufsmanagerindex für Dienstleistungen immer noch stärker als der für das verarbeitende Gewerbe, doch auch dieser ist gefallen. Das könnte ein erstes Zeichen dafür sein, dass die durch den Handelsstreit bedingte Wirtschaftsschwäche allmählich auch die Binnenwirtschaft infiziert. Wir gehen davon aus, dass die rezessiven Bedingungen im verarbeitenden Gewerbe allmählich in ein schwächeres Beschäftigungs- und Investitionswachstum übergehen und dass die Politik zur Stimulierung von Wachstum und Inflation wirkungslos sein wird.

Auch die US-Wirtschaft, die zuvor noch erfreuliche Signale sendete, sieht immer prekärer aus. Vor allem in handelsorientierten Wirtschaftssektoren mehren sich die Zeichen einer Verlangsamung. Die globale Konjunkturflaute begrenzt die Exporte der USA und verschärft die finanziellen Bedingungen im Inland, indem sie den US-Dollar nach oben drückt und die Volatilität der Finanzmärkte erhöht. Mehr Sicherheit in der Handelspolitik wäre hilfreich. Doch unserer Meinung nach wurde bereits genug Schaden angerichtet, so dass eine Verlangsamung der Wirtschaftsaktivität unvermeidlich ist. Dass es zu einer Rezession kommt, glauben wir allerdings nicht. Wir rechnen mit einer gewissen Abschwächung des Arbeitsmarktes und damit des allgemeinen Wirtschaftswachstums. Um die Expansion zu verlängern, dürfte die Fed weitere Zinssenkungen vornehmen – und diese dürften die Konjunktur stützen. Ein Auslöser für eine Beschleunigung des Wachstums ist jedoch nicht in Sicht.

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Für China sind wir dagegen zuversichtlich. Das Land besitzt bei der geldpolitischen Lockerung noch genug Spielraum. Dazu gehören Senkungen des Mindestreservesatzes und des Kredit-Leitzinses, aber auch fiskalische Maßnahmen wie die Emission weiterer Staatsanleihen und Infrastrukturprojekte. Sollte sich Chinas Wirtschaft in diesem Jahr stabilisieren – und davon gehen wir aus –, dürfte der Renminbi zu einem globalen Währungsstabilisator werden. Große Sorgen bereitet uns jedoch der Handelsstreit, besonders falls dieser weiter eskalieren sollte. Wenn die USA Zölle von 30 Prozent auf die 550 Milliarden US-Dollar an chinesischen Einfuhren erheben sollten, würden sich auch die Risiken für China und die Weltwirtschaft zuspitzen – und der US-Dollar-Yuan-Kurs könnte auf 7,5 steigen. Wir sind aber weiterhin überzeugt, dass China die notwendigen Lockerungsmaßnahmen ergreifen wird, um eine abrupte Verlangsamung des Wachstums zu verhindern.

Weitere Details zur gegenwärtigen Lage der Weltwirtschaft und welche Entwicklungen Darren Williams für Japan, Großbritannien sowie die Schwellenländer erwartet, lesen Sie im vollständigen Ausblick in englischer Sprache.

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