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Nach Amtsantritt
Keine Angst vor Trump 2.0
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Von in DeutschlandLesedauer: 4 Minuten
Robert Halver vor Brandenburger Tor und Donald Trump
Donald Trumps Amtsantritt löst auch hierzulande Sorgen aus: Robert Halver analysiert die Aussichten | Foto: Canva, Baader Bank, Imago Images / Starface

Unter anderem aufgrund seiner imperialen Antrittsrede betrachten viele vier weitere Jahre Trump mit Grauen. Auf markante Paukenschläge von ihm müssen wir uns tatsächlich einstellen. In Europa müssen Politiker die Trumpsche Realität als letzte Chance begreifen, bestehende Irrwege zu verlassen und sich nicht mehr nur hinter einer dicken Mauer aus Moralismus zu verstecken. Zumindest am Aktienmarkt, auch dem deutschen, ist keine Angst angebracht. 

Der letzte Weckruf für Europa

Gleich von Tag 1 seiner zweiten Amtszeit an legt der neue US-Präsident richtig los. Ohne eigene Stärke wird Trump auch mit Europa machen, was er will. Auf einen groben Klotz gehört eben ein grober Keil. Die Damen und Herren Politiker bei uns, die jetzt wieder nur mit Empörungsrhetorik reagieren, sollten lieber an einem eigenen europäischen Erfolgsmodell arbeiten. 

 

Wirtschaft ist nicht alles, aber ohne Wirtschaft ist eben alles nichts. Auch Europa muss mehr „Wirtschafts-Trump“ wagen. Naives Ignorieren des Elefanten im Raum wird nicht helfen. Sonst wird die deutsche Wirtschaft vom jetzt schüchternen Wallach nie mehr wieder zum Rennpferd werden. Die immer stärkere staatswirtschaftliche Orientierung mit Überregulierung, Bevormundung und mangelnder Wettbewerbsfähigkeit gehört in den Abfalleimer mit dem Namen „Versucht, aber leider gescheitert“.  

Eine der Gretchenfragen ist die Energieversorgung zu tragbaren Preisen. So prognostiziert Goldman Sachs bis 2030 einen Anstieg der Energienachfrage allein von Rechenzentren für Künstliche Intelligenz um 160 Prozent. Das sind ca. acht Prozent des weltweiten Stroms. Glaubt irgendjemand, dass Investitionen dann noch in energiepolitischen Notstandsgebieten getätigt werden? 

Zusammenarbeit von Wirtschaft und Politik nicht ehrenrührig 

Bei seinen Trumponomics setzt der neue Präsident auf Zusammenarbeit mit den großen Unternehmenslenkern, vor allem im High-Tech-Sektor. Jetzt steht der Verdacht im Raum, dass Musk, Bezos, Zuckerberg, etc. Einfluss auf die amerikanische Politik und sogar Demokratie nehmen.

Doch erstens ist Donald Trump nicht der Typ, der sich gerne von außen in die Suppe spucken lässt. Zweitens werden die republikanischen Mitglieder im Repräsentantenhaus und Senat, die beileibe keine abnickenden Leichtgewichte sind, nicht einfach zuschauen, wenn sie politisch entmannt werden. Das gilt nicht zuletzt auch gegenüber dem Präsidenten, dem nicht alle in endloser Liebe verbunden sind. 

Drittens, auch dem größten technologischen Konkurrenten China kann man keine Trennung zwischen Unternehmen und Staat unterstellen. Um also die virtuelle Dominanz Chinas zu vereiteln, ist eine enge Zusammenarbeit zwischen High-Tech und US-Politik gar nicht zu verhindern.  

Sicher, von der technologischen Offensive Amerikas werden die Tech-Konzerne profitieren. Daher haben sie in ihren Konzernzentralen nach Trumps Wahlerfolg zügig die Wurfscheiben mit seinem Konterfei durch Heiligenbilder des Präsidenten ersetzt. Auch bei der Amtseinführung haben sie ihm den Hof gemacht. Aber steigende Tech-Kurse kommen nicht zuletzt den unzähligen Anlegern aus der arbeitenden amerikanischen Mittelschicht zugute. 

Übrigens, auch im klinisch reinen Deutschland waren früher Kontakte zwischen Politikern und Unternehmen absolut üblich. Konrad Adenauer, Willy Brandt, Helmut Schmidt und Helmut Kohl haben immer ihre Nähe zum Wohle der Volkswirtschaft gesucht. Haben wir vergessen, dass Gerhard Schröder den Spitznamen „Genosse der Auto-Bosse“ trug? Nicht zuletzt hat Angela Merkel bei der Bewältigung der Bankenkrise die Unterstützung der deutschen Bankindustrie gesucht. 

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Solange keine Schattenpolitik stattfindet, ist es sogar wirtschaftsfeindlich, diese Expertise nicht zu nutzen. Kontakte zur Wirtschaft schaden nur den Politikern, die sie nicht haben oder die meinen, es besser zu können. Für Wirtschaftswachstum - gerade im internationalen Haifischbecken - sind alle legitimen Mittel erlaubt. 

Deutsche Aktien stark auch wegen Trump

Es ist zunächst nicht verwunderlich, dass laut jüngstem Fund Manager Survey der Bank of America der Fokus der Investoren auf den dominierenden US-Aktien und dem Dollar bleibt. Amerika ist das Börsen-Mutterland.

 

Immerhin erfahren europäische Aktien in den Portfolios professioneller Anleger den größten Anstieg seit 2015. Tatsächlich ist der Dax in diesem Jahr so etwas wie der heimliche Star unter den Aktienindizes. Jetzt bekommen sogar unsere konjunkturabhängigen Aktien Zulauf, die doch eigentlich von der deutschen, aber auch europäischen Wirtschaftsschwäche wenig begünstigt sind. Und auf den ersten Blick können sie ebenso keine Aufbruchstimmung in Amerika erwarten, wo doch Repressalien auf sie warten. 

Doch hilft es zum Beispiel deutschen Autobauern, wenn sie in Amerika investieren, wo die Standortwiesen eindeutig grüner sind. Vor allem jedoch haben sie dort Ruhe vor Trumps Zorn. Der eine findet es gut, dem anderen ist geholfen. Lieber von Trump fest gedrückt als fest gewürgt.   

 


                    Robert Halver
               Foto: Baader Bank

Über den Autor:

Robert Halver leitet die Kapitalmarktanalyse der Baader Bank in Frankfurt und ist damit für die Einschätzung der internationalen Finanzmärkte zuständig. Der erfahrene Kapitalmarkt- und Börsenkommentator ist durch seine regelmäßigen Medienauftritte bei Fernsehsendern und Radiostationen einem breiten Anleger- und Finanzpublikum bekannt.

 

 

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