Analyse von HQ Trust Trump-Trades: Warum kurzfristige Kursgewinne nach Wahlen in die Irre führen
Die Börse liebt klare Verhältnisse – besonders nach Wahlen. Doch eine aktuelle Analyse von HQ Trust zeigt: Vorschnelle Investitionsentscheidungen nach Präsidentschaftswahlen können teuer werden. Sebastian Dörr, Kapitalmarktanalyst beim Multi Family Office HQ Trust, hat die Marktreaktionen nach US-Präsidentschaftswahlen seit 1993 unter die Lupe genommen – mit überraschenden Erkenntnissen.
Bevor der designierte Präsident Donald Trump die jüngste Präsidentschaftswahl gewann, gaben Marktkommentatoren klare Empfehlungen: Energie-, Finanz-, Bau- und Technologieaktien galten als sichere Gewinner einer neuen Ära Trump. Die tatsächlichen Marktreaktionen zeichneten jedoch ein anderes Bild: „Nach fünf Handelstagen wiesen die zyklischen Konsumgüter die beste Sektor-Performance auf, gefolgt von Finanzen und den Kommunikationsdiensten“, beobachtet Dörr. Immobilien-, Material- und Gesundheitswerte bildeten dagegen das Schlusslicht.
Anfängliche Highflyer bleiben oft zurück
Die Analyse zeigt insgesamt ernüchternde Resultate für Anleger, die auf die frühen Gewinner setzen. Während Trumps erster Amtszeit etwa blieben ausgerechnet die anfänglichen Highflyer – Finanz-, Industrie- und Energiewerte – im weiteren Verlauf deutlich hinter dem S&P 500 zurück. Interessanterweise schnitten selbst die Verlierer der ersten Tage – Versorger, Basiskonsum und Immobilien – besser ab als die anfänglichen Gewinner, konnten den breiten Markt aber ebenfalls nicht schlagen.
1.200% Rendite in 20 Jahren?
Die Diskrepanz zwischen kurzfristiger und langfristiger Performance ist kein Trump-spezifisches Phänomen, stellt Dörr fest. Seine Untersuchung der letzten acht Präsidentschaftsperioden offenbart: „In keinem Fall lagen alle drei kurzfristigen Gewinner auch am Ende der Amtszeit eines Präsidenten noch vor dem Index.“ In die Kurzfrist-Gewinner zu investieren, hätte sich auf alle acht vergangenen Amtszeiten betrachtet mithin nur selten gelohnt.
Alte Börsenweisheit erneut belegt
Einzig unter Joe Biden, fand Dörr heraus, zeigten zwei der drei anfänglichen Gewinnsektoren auch langfristig eine überdurchschnittliche Performance – während die frühen Verlierer tatsächlich auch am Ende hinter dem Markt zurückblieben.
Was bedeutet das für Anleger? Die Analyse unterstreicht eindrucksvoll das alte Börsensprichwort „Politische Börsen haben kurze Beine“. Statt auf kurzfristige Marktreaktionen zu setzen, empfiehlt sich eine breit diversifizierte Anlagestrategie. Anleger sollten ihr Portfolio über verschiedene Sektoren streuen und neben dem politischen Umfeld auch die fundamentalen Marktentwicklungen im Blick behalten, rät Dörr.
Die anfängliche Euphorie nach Wahlen erweist sich dagegen oft als schlechter Ratgeber für langfristigen Anlageerfolg.