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„Trumpcession“? Wie es jetzt an den Aktienmärkten weitergeht

Erst war er der Hoffnungsträger für die Aktienmärkte, nun gilt er als Buhmann: Die Rede ist von US-Präsident Donald Trump. Kein Wunder, denn die Kursgewinne seit seiner Wahl im November haben sich in ein sattes Minus verwandelt. Viele Anleger sind nun verunsichert: Droht erneut ein starker Abschwung wie 2022 – oder wird der Markt in einigen Wochen wieder nach oben drehen?
Unserer Ansicht nach haben wir es derzeit „nur“ mit einer heilsamen Korrektur und nicht mit einem Bärenmarkt wie 2022 zu tun. Eine Korrektur definiert sich durch einen Abschwung von zehn bis 20 Prozent vom vorigen Hochpunkt, während ein Bärenmarkt ein Minus von mindestens 20 Prozent voraussetzt, wobei es auch deutlich mehr werden kann.
Für unseren Standpunkt sehen wir drei gute Gründe:
Fundamental: Korrektur baut Überbewertung von Aktien ab
Der aktuelle Abschwung hat seinen Ursprung primär in den USA. Ihn treiben vor allem Ängste darüber, was die neue Zollpolitik der USA für die Gewinne der Unternehmen bedeuten könnte. Präsident Trump sagte, dass es eine Rezession geben könne, die aber notwendig sei, um falsche Entscheidungen der Vorgänger-Regierung zu korrigieren. Inzwischen ist die Nervosität in milderer Form auch an Europas Aktienmärkten zu spüren.
Aus unserer Sicht ist die aktuelle Korrektur jedoch heilsam, denn sie baut die Überbewertung heiß gelaufener Sektoren und Unternehmen ein Stück weit ab. Da ist es logisch, dass der Tech-Index Nasdaq 100 die größten Verluste verbucht, denn dort sind vor allem hoch bewertete Wachstums-Aktien versammelt. Kommen die Aktien-Bewertungen auf ein moderates Level, ist die Luft rein für eine Stabilisierung.
Trend: Nach zweieinhalb Jahren ist eine Verschnaufpause normal
Zum markanten Tief am weltweiten Aktienmarkt, abgebildet im MSCI All Country World Index, kam es bereits im Oktober 2022. Seither sind die Aktienmärkte nach dem Muster „höheres Tief, höheres Hoch“ nach oben marschiert. Eine Pause ist nach zweieinhalb Jahren Aufwärtstrend nicht nur normal, sondern wünschenswert.
In der Regel geschieht dies durch teils schmerzhafte Korrekturen, wie wir sie gerade erleben. Vor allem Anleger, die spät am Aktienmarkt eingestiegen sind und/oder konzentriert Aktien von Unternehmen halten, die stark unter Druck kommen, werfen irgendwann das Handtuch. Ist dies geschehen, kann wieder mit einer stabileren Marktphase gerechnet werden.
Sentiment: Stehen Privatanleger kurz vor der Kapitulation?
Die Stimmung der Privatanleger in den USA ist inzwischen auf einem Tiefpunkt angelangt. Der Angst-und-Gier-Index, wie ihn die American Association of Individual Investors jede Woche erhebt, zeigt extreme Angst an. Konkret rechnen aktuell 59 Prozent der befragten Anleger mit weiter fallenden Kursen (Bären). Nur noch 19 Prozent gehen davon aus, dass die Kurse in Kürze steigen werden (Bullen), der Rest ist neutral. Im historischen Durchschnitt der Befragungen zeigen sich lediglich rund 30 Prozent bärisch. Die aktuelle Quote ist also fast doppelt so hoch – ein Zeichen, dass ein Ende der Korrektur nicht mehr allzu fern sein könnte, denn in aller Regel sind Privatanleger am Kurstief besonders negativ eingestellt.
Fazit: Wir gehen davon aus, dass wir es aktuell mit einer gesunden Korrektur in einem weiterhin konstruktiven Börsenumfeld zu tun haben. In diesem Zuge werden sich die Aktienbewertungen normalisieren und die sogenannten „schwachen Hände“ (nervöse Anleger) werden den Markt verlassen. Beides dürfte den Weg für höhere Kurse in der Zukunft frei machen.
Über den Autor:
Mirko Kohlbrecher ist Investmentstratege bei Spiekermann & Co in Osnabrück.