Suche Event Calendar Icon EVENTKALENDER Newsletter Icon Newsletter Icon Newsletter Abonnieren
Von , in USA

Jörg Krämer, Chefökonom der Commerzbank: „Trump dürfte bewusst mit hohen Zöllen drohen“

Jörg Krämer, Chefökonom der Commerzbank: „Trump dürfte bewusst mit hohen Zöllen drohen“ | © Commerzbank
Jörg Krämer, Chefökonom der Commerzbank: „Trump dürfte bewusst mit hohen Zöllen drohen“ | Foto: Commerzbank

Jörg Krämer, Chefökonom der Commerzbank: Es wird nicht so heiß gegessen, wie gekocht wird. Auch wenn Trump sich auf eine Mehrheit in beiden Häusern des Kongresses stützen kann, dürfte er seine im Wahlkampf bezogenen Positionen als Präsident nicht eins zu eins umsetzen. Das betrifft etwa seine Zollpläne (mindestens 60 Prozent auf alle Importe aus China, 10 Prozent auf Importe aller anderen Länder). So ist nicht klar, ob seine rechtlichen Vollmachten für eine allgemeine Erhöhung der Zölle ausreichen. Außerdem dürfte Trump bewusst mit hohen Zöllen drohen, um die betroffenen Staaten bei Verhandlungen zu Zugeständnissen zu veranlassen.

Für die USA sollten die Zölle die Verbraucherpreise zwischen Mitte 2025 und Mitte 2026 also nicht um 2 Prozentpunkte erhöhen (vollständige Umsetzung seiner Wahlkampfforderung), sondern nur um schätzungsweise 1 Prozentpunkt. Die höhere US-Inflation spiegelt wider, dass höhere Zölle ausländische Waren verteuern und die Nachfrage der Amerikaner auf heimisch produzierte Waren umleiten und in den USA Ressourcen verknappen. Für den Euroraum senkt das für sich genommen die Inflation, weil die Amerikaner weniger im Euroraum und Deutschland produzierte Güter nachfragen. Allerdings bedeuten höhere Zölle einen stärkeren US-Dollar, was die Importe des Euroraums verteuert. Außerdem ist zeitverzögert ab 2026 mit Gegenzöllen der EU zu rechnen, die die Verbraucherpreise hierzulande ebenfalls erhöhen. In der Summe könnte die Inflation im Euroraum und in Deutschland im Jahr 2026 um bis zu einen halben Prozentpunkt höher ausfallen.

Wegen der Steuersenkungen und der höheren Zölle mag das US-Bruttoinlandsprodukt 2025 um einen Viertelprozentpunkt stärker zulegen als bisher prognostiziert (2,0 Prozent). Auf den ersten Blick spricht das für mehr Wachstum im Euroraum. Aber das etwas höhere US-Wachstum geht teilweise auf höhere US-Zölle zurück, die Nachfrage auf die USA zu Lasten auch des Euroraums umlenken. Zwar erhöht ein zoll-bedingt stärkerer Dollar die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der im Euroraum hergestellten Güter, aber dieser Einfluss sollte mit Blick auf die ohnehin hohe Prognoseunsicherheit nicht ausreichen, um die Euroraum-Prognose für 2025 (0,9 Prozent; Deutschland: 0,2 Prozent) anzuheben.

Löst man sich von der kurzfristigen konjunkturellen Sicht und nimmt die lange Sicht ins Visier, so überwiegen dagegen klar die negativen Auswirkungen der Trumpschen Wirtschaftspolitik für den Euroraum. Denn seine Zollpläne richten sich nicht nur gegen China, sondern gegen alle Länder und somit auch gegen die europäischen Verbündeten. Es drohen Gegenzölle der EU, und ein Zollkrieg ist nicht völlig ausgeschlossen. Die De-Globalisierung würde fortschreiten, die internationale Arbeitsteilung leiden. Das wäre negativ für die gesamte westliche Wirtschaft und damit auch für den Euroraum.

Newsletter Titelbild
Ja, ich möchte den/die oben ausgewählten Newsletter mit Informationen über die Kapitalmärkte und die Finanzbranche, insbesondere die Fonds-, Versicherungs-und Immobilienindustrie abonnieren. Hinweise zu der von der Einwilligung mitumfassten Erfolgsmessung, dem Einsatz der Versanddienstleister June Online Marketing und Mailingwork, der Protokollierung der Anmeldung, der neben der E-Mail-Adresse weiter erhobenen Daten, der Weitergabe der Daten innerhalb der Verlagsgruppe und zu Ihren Widerrufsrechten finden Sie in der Datenschutzerklärung. Diese Einwilligung können Sie jederzeit für die Zukunft widerrufen.
+
Anmelden