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"Turbokapitalismus in seiner perversesten Form" Börsencrash in China lässt die Welt erzittern

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Diese befeuern auch den Aktienboom, wo wir schon beim dritten Problem wären:

3. Heiß gelaufene Aktienmärkte

Seit einigen Jahren herrscht der Irrsinn an den chinesischen Aktienmärkten. Das gesamte Land ist vom Börsenfieber erfasst. Die Aktienstimmung war bis vor kurzem wie zur Zeiten des Neuen Markts in Deutschland. Ein jeder möchte an dem ‚großen Spiel‘ teilhaben und schnellstmöglich reich werden.

Es benötigt keinerlei hellseherische Fähigkeiten, dass dies über kurz oder lang mächtig schief geht. Denn es geht nie lange gut, wenn immer mehr Menschen ohne Arbeit am Rechner durch Spekulation an den Märkten reich werden  anstatt zu arbeiten. 

Seit Juni 2014 sind die Kurse an der Shanghaier Börse um 150 Prozent gestiegen, in Shenzhen haben sie sich sage und schreibe verdreifacht. Von gesundem Wachstum kann hier keine Rede mehr sein. Unvorstellbare sechs Billionen Euro legten chinesische Aktien binnen eines Jahres an Wert zu – das entspricht der doppelten Wirtschaftsleistung Deutschlands eines Jahres. Gegenwärtig ist Chinas Aktienmarkt ungefähr zehn Billionen Euro wert. Das entspricht rund 40 Prozent des US-Marktes – 2014 waren es lediglich 14 Prozent. 

Nicht zu verkennen ist, dass jedoch parallel das Wachstum stockt und die Unternehmensgewinne kaum steigen. Im Mai 2015 sank das Exportvolumen bei Waren und Gütern um -2,5 Prozent zum Vorjahresmonat, auf 190,752 Milliarden Dollar. Waren und Güter im unbereinigten Wert von 131,264 Milliarden Dollar wurden im Mai 2015 importiert – ein Einbruch von -17,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. In den ersten fünf Monaten 2015 sanken die Importe um -17,3 Prozent zum Vorjahresmonat, auf 663,609 Milliarden Dollar. 

Dem Caixin/Markit-Einkaufsmanagerindex zur Folge ist Chinas Industrie im Juli so stark geschrumpft ist wie seit 2 Jahren nicht mehr. Der Markit-Einkaufsmanagerindex lag bei 47,8 Punkten, dem tiefsten Stand seit Juli 2013.

Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Aktienblase platzt. Es gibt kein ewiges, staatlich vorgeschriebenes Wachstum vom 7-10 Prozent pro Jahr – auch nicht in der Planwirtschaft China. Anfang Juli musste die chinesische Börsenaufsicht wegen Panik 1.400 Unternehmen vom Handel aussetzen. Binnen drei Wochen verlor die Shanghaier Börse, in den letzten beiden Juniwochen und in der ersten Juliwoche trotz staatlicher Eingriffe ca. ein Drittel an Wert. Das ist der größte Kursrutsch seit mehr als 20 Jahren. Chinas Aktienmarkt verlor binnen wenigen Tagen bis zu vier Billionen Dollar an Wert. Die chinesische Regierung reagierte mit erheblichen Eingriffen wie der Erhöhung der Liquidität im Handel, Senkung der Zinsen auf ein Rekordtief, Aussetzung von fast 50 Prozent aller Aktien, dem Beschluss von Konjunkturspritzen und Stützungsmaßnahmen. Zudem erhielten an der Börse notierte Unternehmen die Genehmigung, sich selbst vom Handel auszusetzen. 

Also Planwirtschaft vom allerfeinsten. Kurzfristig konnte die Regierung den Kursrutsch zunächst erfolgreich stoppen und eine Gegenbewegung erreichen. Der Leitindex erholte sich von seinem Tief am 8. Juli 2015 um 16 Prozent. Am 27. Juli 2015 war es dann vorbei mit der „Erholung“. 

Am diesem besagten Tag kannte der Leitindex' Shanghai Composite Shanghai Composite nur noch einen Weg – den nach unten. Innerhalb nur eines Tages ist der Aktienmarkt um 8,5 Prozent eingebrochen. An der Börse in Shanghai wurden fast 630 Milliarden Dollar, das entspricht ungefähr der dreifachen Wirtschaftsleistung Griechenlands, vernichtet. Es ist der größte Tagesverlust des Shanghai Composite seit Februar 2007. Im Juli 2015 ist der Shanghai Composite Index um 13,4 Prozent gefallen. Trotz beispielloser Interventionen der Regierung zur Stützung des Marktes war es der schlechteste Monat für chinesische Aktien seit Oktober 2009.

Nicht zu verkennen ist jedoch, dass selbst nach dem Absturz vom 27.07.2015 der Shanghai Composite auf 12-Monats-Sicht noch immer 78,44 Prozent im Plus liegt.