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in GeldpolitikLesedauer: 6 Minuten

Bergos-Investmentchef Turbulenzen im Bankensektor bieten auch Chancen

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Das Dilemma der Fed

Eindrucksvoll wirkten sich die beginnenden Turbulenzen direkt auf die Zinserwartungen aus. Noch am 8. März gingen die Märkte davon aus, dass nach dem Fed-Meeting im Juli der US-Leitzins bei 5,66 Prozent liegen würde. Am 13. März, also nur drei Werktage später, lagen die Erwartungen für Juli zwischenzeitlich nur noch bei 4,1 Prozent – und damit rund 50 Basispunkte unter dem aktuellen Satz. Das zeigt, dass ein solcher exogener Schock nicht nur für erhöhte Volatilität an den Märkten sorgt, sondern auch etwas Druck vom Zins-Kessel nimmt. Die Fed muss sich nun vermutlich eingestehen, dass es nicht nur um Inflationsbekämpfung, sondern auch um systemische Fragen geht.

Für eine mögliche Entspannung an der Zinsfront sorgt zudem die aktuelle US-Inflationsrate. Der Verbraucherpreisindex ist im Februar gegenüber dem Vorjahr gemäß den Erwartungen um 6,0 Prozent gestiegen – ein tieferer Wert als im Januar (6,4 Prozent) und der niedrigste Zuwachs seit September 2021. Die Kerninflationsrate ist auf 5,5 Prozent gefallen. Das ist zwar noch ein hoher Wert, aber immerhin der niedrigste seit Dezember 2021. Und auch die Produzentenpreise waren zuletzt im Jahresvergleich weniger stark gestiegen als befürchtet.

Dadurch besteht durchaus die Chance, dass der Markt nach einer gewissen Zeit positiv begrüßt, dass die Fed nun systemische Risiken wieder stärker einkalkuliert und die Inflationsbekämpfung etwas weniger in den Fokus stellt. Langfristig könnte diese Freude allerdings auch nach hinten losgehen. Denn wichtig ist es, die Inflation in den Griff zu bekommen. Geht die Fed jetzt tatsächlich von der Bremse und erhöht die Zinsen nicht weiter, könnte sich die hohe Inflation über Lohn-Preis-Spiralen festsetzen.

Zinserhöhungszyklus am Ende

Die Bergos-Prognosen gehen davon aus, dass die US-Notenbank diese Woche die Fed Funds Rate entweder unverändert lässt oder um maximal weitere 25 Basispunkte erhöht. Das könnte dann der letzte Schritt in diesem Zinserhöhungszyklus gewesen sein. Die Fed dürfte spätestens dann von weiteren Zinserhöhungen absehen und die Datenentwicklung beobachten.

Die Europäische Zentralbank hat in der vergangenen Woche – den Turbulenzen im Bankensektor zum Trotz – wie angekündigt den Leitzins um 50 Basispunkte auf 3,5 Prozent erhöht. Der für die Finanzmärkte wichtige Einlagensatz wurde ebenfalls um einen halben Prozentpunkt auf 3,0 Prozent angehoben. Bislang hatten wir hier mit einem Höhepunkt von 3,5 Prozent im Sommer gerechnet. Dieser Wert erscheint im Lichte der aktuellen Ereignisse aber nicht mehr erreicht werden zu können.

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