TV-Tipp: Krimineller Finanzberater in Dieter Wedels „Gier“
Dieter Glanz in "Gier" mit Gattin
Gloria (Jeanette Hain)
Quelle: ARD Degeto
In der zweiteiligen Gesellschaftssatire „Gier“, die am Freitag auf Arte erstmals im Fernsehen zu sehen ist, erzählt Regisseur Dieter Wedel („Der große Bellheim“) das Schicksal des betrügerischen Anlageberaters Dieter Glanz, der begüterten Anlegern mit dem Versprechen auf riesige Zinserträge enorme Summen abluchst.
Die Besetzung ist hochkarätig: Ulrich Tukur spielt die an den verurteilten Millionenbetrüger Jürgen Harksen angelehnte Figur des charismatischen Hochstaplers, Devid Striesow seinen jungen Bewunderer Andy Schroth, der wie viele andere auf ihn hereinfällt. Außerdem sind Uwe Ochsenknecht als Schwarzgeld-Investor, Harald Krassnitzer als reicher Erbe und Sibel Kekili als Animierdame zu sehen.
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Wedel hat den Film, der trefflich in die Zeiten der Finanzkrise passt, bereits vor der Lehman-Pleite geplant. Zu Recherchezwecken hatte er den verurteilten Anlagebetrüger Jürgen Harksen im Gefängnis besucht und zudem mit vielen Bankern gesprochen. Harksen soll für seine Auskünfte ein Informationshonorar bekommen haben.
Die Recherchen bewahrten Wedel nicht davor, im Sommer 2008 selbst zum Opfer eines Finanzbetrügers zu werden. Und dies noch während er an den Drehbuch zu Gier arbeitete: „Ich habe einem betrügerischen Vermögensberater Geld anvertraut, das er innerhalb von vier Monaten mit Hilfe einer Schweizer Bank verzockt hat“, bekannte der 70-Jährige der „Freien Presse“. Zum Glück habe er dies rechtzeitig gemerkt, sodass seine Verluste nicht existenzgefährdend werden konnten
„Sektengurus und Heilsführer“
Über den Berufsstand der Anlageberater zieht Wedel daher ein vernichtendes pauschales Fazit: „Anlageberater sind nichts anderes als Sektengurus und Heilsführer. Sie sagen: Gib mir jetzt, gehorche mir. Irgendwann in ferner Zukunft wirst du belohnt.“ Er habe seinen Protagonisten Tukur absichtlich in einen hellen Anzug gesteckt, wie ein Sektenführer. „Und seine gierigen Kunden tanzen um ihn herum wie Jünger“,so Wedel in einem Interview für Arte.
„Gier“: Teil 1 und 2 am 15. Januar, 20.15 Uhr, Arte sowie am 20. und 21. Januar, jeweils 20.15 Uhr in der ARD.