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UBS-Volkswirt im Interview Felix Hüfner: So wird die europäische Zinswende aussehen

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Ihr Job ist schwieriger geworden. Hüfner: Nun, das macht ja den Job des Volkswirts interessant. Aber Sie haben Recht, dass die Stimmungsumschwünge unter Investoren in den letzten Monaten schon signifikant waren. Wie kommen wir denn zunächst mental aus der Niedrigzinspolitik raus?

Hüfner: Menschen und Staaten haben sich in der Tat an niedrigere Zinsen gewöhnt. Sie geben mehr Geld aus. Das gilt ja auch für den Privathaushalt, und das ist auch das Ziel der Geldpolitik – sie zeigt also deutlich Wirkung. Wenn die Zinsen wieder steigen, muss ein gewisses Umdenken stattfinden, und auch das ist ja von der Notenbank gewollt. Wir hatten solch eine Phase der expansiven Geldpolitik noch nie. Wir können jedoch von den Amerikanern lernen. Als die 2013 angefangen haben, auch nur zu überlegen, ob man mit dem QE aufhören könnte, hat das zu großer Volatilität auf den Märkten geführt. Vermutlich wird daher nun der Prozess des Ausstiegs in Europa sehr graduell vonstattengehen. Insoweit werden die relativ niedrigen Zinsen wohl noch eine ganze Weile bestehen bleiben.

Wann dürfte die erste Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank kommen?

Hüfner: Unserer Ansicht nach nicht vor Ende nächsten Jahres, eher Anfang 2019.

Mit einem Deutschen als EZB-Präsidenten?

Hüfner: Das weiß ich nicht.

Dringend ist eine Zinserhöhung indes nicht.

Hüfner: Richtig. Die Inflation liegt unter 2 Prozent. Größtenteils bestimmt durch den Ölpreis. Die Kerninflation liegt bei rund einem Prozent. Das Lohnwachstum ist relativ moderat, selbst in Deutschland, der Volkswirtschaft, die am stärksten wächst. Es gibt keine Zeichen einer Überhitzung. Wir sind also noch nicht an einem Punkt, wo man stark auf die Bremse treten muss. Daher ist auch noch eine gewisse Unsicherheit da, und das ist auch richtig so.

Deutschland Konsumentenvertrauen
                                                                                              Quelle: Haver, UBS