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in Politik & GesellschaftLesedauer: 10 Minuten

Überraschende Einigung Was Experten vom Brexit-Deal halten

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Esty Dwek, Leiterin Marktstrategien Global bei Natixis Investment Managers kommentiert die Einigung zum Brexit wie folgt:

„Vor dem Hintergrund der Brexit-Müdigkeit in Großbritannien und den potentiellen negativen Auswirkungen eines Scheiterns auf die Wirtschaft stehen die Chancen für eine Zustimmung im britischen Parlament besser als noch zu Zeiten von Theresa May. Ein No-Deal erscheint unwahrscheinlich.

Mit Blick auf Risikoassets bleiben wir verhalten positiv. Das Nachlassen der Belastungen im Zusammenhang mit dem Brexit und dem chinesisch-amerikanischen Handelsstreit dürfte die Stimmung an den Märkten unterstützen. Für eine kräftige Aufwärtsbewegung braucht es allerdings eine Verbesserung der Unternehmensgewinne im dritten Quartal.

Während sich die Renditen erholt haben, erwarten wir dennoch keine deutliche Bewegung, solange die Inflationserwartungen gedämpft bleiben und die Sorgen um das globale Wachstum anhalten. Sollten die globalen Unsicherheiten weiter abnehmen, könnten die Renditen allerdings ansteigen", so Dwek.

Sébastien Galy, Senior-Makrostratege bei Nordea Asset Management, meint:

„Heute haben sich der britische Premierminister Boris Johnson und der Präsident der Europäischen Kommission Jean-Claude Juncker auf ein Abkommen zwischen der Europäischen Union und dem Vereinigten Königreich geeinigt. Am Samstag soll im britischen Unterhaus über den Deal abgestimmt werden.

Die Position der nordirischen DUP hat sich allerdings nicht geändert. Sie hatte erklärt, sie werde nicht für den Deal stimmen, was vermutlich bedeutet, dass sie sich der Stimme enthalten wird. Damit sind die Konservativen auf die Unterstützung der LDP, der SNP oder von Teilen der Labour-Partei angewiesen. Jeremy Corbyn, Vorsitzender der Labour-Partei, hat bereits anklingen lassen, dass seine Partei das Abkommen nicht unterstützen werde.

Wahrscheinlich werden die Konservativen einen sehr hohen Preis zahlen müssen, um den Deal über die Ziellinie bringen zu können. Das Einzige jedoch, das der Premierminister anbieten kann, ist eine erhebliche Übertragung von Befugnissen an Nordirland oder Schottland. Die Frage ist, ob eine der Parteien das Angebot annehmen wird. Wenn die Alternative allerdings ein harter Brexit ist – die EU unterstützt den Premierminister in seinem Versprechen, keine Verlängerung der Verhandlungen zu erwirken –, dürfte ein Deal höchstwahrscheinlich auch dann zustande kommen, wenn er nicht zusätzlich versüßt wird.

Der Markt ist zu diesem Zeitpunkt sehr vorsichtig, denn es ist nach wie vor unklar, ob der Deal am Samstag durchgehen wird. Wir wagen zu behaupten, dass die EU diesen Deal annehmen möchte und den Premierminister in seinem Wunsch unterstützt, die Verhandlungsdauer nicht zu verlängern. Die Folge wäre ein nicht zu vernachlässigender Aufwärtstrend für das Pfund Sterling und risikoreiche Anlagen in Großbritannien, aber auch kurz- und mittelfristig ein deutlicher Aufschwung für europäische Aktien von Frankreich über Deutschland bis in die Niederlande, da sich die Schockstarre, die die britische Wirtschaft aktuell lähmt, auflösen würde", sagt Galy.