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Assekurata-Studie
Überschussbeteiligung dürfte weiter steigen – Riester-Comeback möglich
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Von in LebensversicherungLesedauer: 8 Minuten
Überschussbeteiligung
Die Überschussbeteiligung ist eine Beteiligung der Versicherungsnehmer an Überschüssen aus dem Versicherungsgeschäft. Sie beinhaltet in Deutschland auch einen Anspruch auf die Beteiligung an den Bewertungsreserven. | Foto: Imago Images / Schöning
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Die Ratingagentur Assekurata hat die 22. Auflage ihrer jährlichen Untersuchung zu Überschussbeteiligungen und Garantien deutscher Lebensversicherer veröffentlicht. Insgesamt 43 Unternehmen nahmen in diesem Jahr teil, die allerdings nach Prämieneinnahmen nur einen Marktanteil von 68 Prozent widerspiegeln. Es fehlen namhafte Gesellschaften wie Ergo Vorsorge, Generali oder R+V.

Höheres Zinsniveau mit Unsicherheiten behaftet  

Zentrale Feststellung: „Das im Vergleich zu früheren Jahren erhöhte Zinsniveau wirkt positiv auf die aktuellen Überschussbeteiligungen der Lebensversicherer. Trotz der aktuell unsicheren Zinsperspektive sind die Deklarationen für 2024 spürbar gestiegen.“ Das sagte Reiner Will, Geschäftsführer der Assekurata Assekuranz Rating-Agentur, bei der Vorstellung des Berichts am Donnerstag. Damit bezog er sich auch auf die seit Oktober 2023 parallel zur Inflation wieder zurückgehenden Zinsen an den Anleihemärkten.

Wichtiges Signal an den Lebensversicherungs-Vertrieb

Vor allem Verträge mit einem niedrigen Rechnungszins würden von einem Anstieg der Deklarationen profitieren. Diese Verträge haben laut Will unter den Niedrigzinsen und den notwendigen Zuführungen zur Zinszusatzreserve (ZZR) besonders gelitten und an Attraktivität verloren. „Finanziell ausreichend abgesicherte Garantien und steigende Überschussbeteiligung sind wichtige Botschaften für den Vertrieb, insbesondere im Einmalbeitragsgeschäft, da die Konditionen von Wettbewerbsprodukten aus dem Bankenumfeld deutlich gestiegen sind.“

 

Laufende Verzinsung steigt gegenüber dem Vor­jahr deutlich an

Laut Studie gewähren die Lebensversicherer im Neugeschäft für klassische private Rentenversicherungen im Durchschnitt eine laufende Verzinsung von 2,46 Prozent (Vorjahr: 2,26 Prozent). Dabei liegt die höchste Verzinsung weiterhin bei 3,00 Prozent.

Auch die Bestandstarife profitieren von den gestiegenen Kapitalmarktzinsen. Für einen Referenztarif mit einem Garantiezins von 1,25 Prozent haben 27 Unternehmen – am stärksten die Proxalto Lebensversicherung (plus 1,10 Prozentpunkte) sowie die beiden Lebensversicherer des Provinzial-Konzerns (jeweils plus 1,0 Prozentpunkte) – die laufende Verzinsung angehoben. Neun Versicherer hielten sie konstant, Absenkungen gab es keine. Im Durchschnitt ist die laufende Verzinsung dieser Tarifgeneration um 30 Basispunkte auf 2,42 Prozent gestiegen, der höchste Einzelwert liegt aktuell bei 3,25 Prozent. 

Bezieht man alle klassischen Produktarten und Tarifgenerationen aus der Studie mit ein, so ist die laufende Verzinsung 2024 auf 2,77 Prozent (Vorjahr: 2,61 Prozent) gestiegen. „Marktweit steigt damit die Überschussbeteiligung gegenüber dem Vorjahr stärker an als im Vorjahr. Aus Kundensicht ist dies eine erfreuliche Entwicklung“, so Will. Dabei gewähren größere Versicherer tendenziell etwas höhere Überschussbeteiligungen, was sich im größengewichteten Durchschnitt von 2,88 Prozent (Vorjahr: 2,73 Prozent) ausdrückt. Unklar bleibt, welche Unternehmen Assekurata zu dieser Gruppe rechnet.

Beteiligung an Bewertungsreserven nimmt ab

Die deklarierte Gesamtverzinsung, die neben den laufenden Überschüssen auch Schlussüberschusskomponenten berücksichtigt, korrespondiert mit der Entwicklung bei der laufenden Verzinsung, so die Studienautoren. Im Branchenschnitt steigt sie für einen Mustervertrag auf 3,12 Prozent (Vorjahr: 2,83 Prozent). „Im Gegensatz zu früheren Jahren kommt bei den meisten Anbietern zum Vertragsende allerdings keine weitere Beteiligung an den Bewertungsreserven mehr hinzu“, sagt Lars Heermann, Bereichsleiter Analyse und Bewertung bei Assekurata. „Hier wirken sich die stillen Lasten der Zinsanlagen in den Büchern der Lebensversicherer unmittelbar aus, wodurch häufig keine zu verteilenden Bewertungsreserven mehr vorhanden sind.“

Die klassische Lebensversicherung mit einer hundertprozentigen Bruttobeitragsgarantie und einem Höchstrechnungszins von maximal 0,25 Prozent wird im Neugeschäft als Kapitalleben nur noch von 13 (Vorjahr: 14) Gesellschaften angeboten. Bei der Privatrente sind es 13, bei der Riesterrente und bei der Basisrente jeweils nur vier Anbieter.   

Quelle: Assekurata Assekuranz Rating-Agentur

Neue Klassik noch mit 90-prozentiger Beitragsgarantie im Schnitt

Darüber hinaus haben die Analysten auch das Segment der sogenannten Neuen Klassik untersucht. Diese Tarife basieren, ähnlich wie klassische Versicherungen, auf einer konventionellen Überschusssystematik sowie dem Ausgleich im Kollektiv und der Zeit. Ein zentraler Unterschied liegt jedoch in der Ausgestaltung der Garantien, die im Vergleich zur klassischen Variante niedriger ausfallen und in der Regel endfällig gestaltet sind, wie Assekurata erklärt.

Die meisten Versicherer, die in den untersuchten Tarifen betrachtet wurden, verzichten darauf, eine 100-prozentige Garantie der eingezahlten Beiträge zu gewähren. Stattdessen enthalten die Tarife eine reduzierte Bruttobeitragsgarantie, die in der Regel bei etwa 90 Prozent liegt. Nur noch die Europa bietet Kunden eine vollständige Bruttobeitragsgarantie an.

Bei Verzinsung leicht im Vorteil

Die gestiegenen Zinsen am Kapitalmarkt haben sich laut Studie auch bei der Neuen Klassik ausgezahlt. Bis auf drei Anbieter haben alle die laufende Verzinsung für 2024 teilweise deutlich angehoben. Keine Gesellschaft hat die Deklaration abgesenkt. Aktuell liegt die laufende Verzinsung der untersuchten Tarife bei durchschnittlich 2,58 Prozent (Vorjahr: 2,19 Prozent) und die Gesamtverzinsung sogar bei 3,31 Prozent (2023: 2,89 Prozent). „Damit liegen die Überschussbeteiligungen für neue klassische Tarife über den Werten der Klassik, was angesichts der geringeren Garantien schlüssig ist“, so Heermann. „Allerdings fallen hier auch die Effektivkosten in den Produkten im Schnitt etwas höher aus als in der Klassik.“

Quelle: Assekurata Assekuranz Rating-Agentur

Zinswettbewerb gegenüber Banken im Geschäft mit Einmalbeiträgen

Assekurata stellt auch fest, dass die Lebensversicherer für das kürzer laufende Einmalbeitragsgeschäft noch stärker auf die gestiegenen Zinsen reagiert haben. Hierzu hat das Unternehmen in der Untersuchung festgestellt, dass fast alle Studienteilnehmer bei Rentenversicherungen gegen Einmalbeitrag mit einer zwölfjährigen Aufschubzeit mittlerweile dieselbe laufende Überschussbeteiligung gewähren wie bei längerfristigen Rentenversicherungen gegen wiederkehrenden Beitrag.

Dies war in Zeiten des Niedrigzinsumfelds noch anders, als Einmalbeitragspolicen regelmäßig niedriger verzinst wurden, um einer Spekulation gegen den Bestand entgegenzuwirken. „Der Zinsanstieg wirkt sich bei Einmalbeitragspolicen aktuell noch stärker aus als bei Versicherungen gegen laufenden Beitrag“, so Heermann. „Offenbar verfolgen die Lebensversicherer das Ziel, im Zinswettbewerb gegenüber Banken weiterhin bestehen zu können.“

 

GDV erwartet Auflösung der Zinszusatzreserve ab 2026

Überraschend äußerte sich auch der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft direkt zur Assekurata-Veröffentlichung. „Wenn die Zinsen so hoch bleiben, können Gelder von auslaufenden und eher niedrig verzinsten Anlagen neu zu höheren Zinsen angelegt werden. Die Überschüsse dürften dann noch weiter steigen“, sagt Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des GDV. „Für die Zeit ab 2026 erwarten wir eine vermehrte Auflösung von Teilen der Zinszusatzreserve.“ Der zusätzliche Sicherheitspuffer sei aufgrund der Niedrigzinsen erforderlich geworden und könne nun schrittweise reduziert werden. „Das dürfte die Ertragslage und Überschüsse der Lebensversicherer weiter verbessern“, so Asmussen

Riester-Comeback möglich

In der Diskussion um eine Anhebung des Höchstrechnungszinses teile die Versicherungswirtschaft die Einschätzung der Deutschen Aktuarvereinigung. Diese empfiehlt eine Anhebung auf 1 Prozent ab 2025. „Dies kann eine Ausweitung der Angebotspalette für Produkte mit 100 Prozent Beitragsgarantie ermöglichen, wie zu der Zeit, als der Höchstrechnungszins bei 0,9 Prozent lag“, sagt Asmussen. Das gelte insbesondere für das Angebot von Riester-Tarifen, bei denen der Gesetzgeber 100 Prozent Beitragsgarantie vorschreibt. Will sprach in diesem Zusammenhang bei der Pressekonferenz gar von einem möglichen Comeback der Riester-Rente.

Klare Erwartungen an die Politik in Sachen Höchstrechnungszins

Die Lobbyisten verlangen für ihre Branche am besten noch im ersten Quartal Gewissheit. Die Entscheidung trifft das Bundesfinanzministerium. Unter 0,9 Prozent sollte der Höchstrechnungszins 2025 nach Ansicht des Verbands nicht liegen. Dem zusätzlichen Aufwand der erforderlichen Produktanpassungen würde ein zu geringer Nutzen für Kunden gegenüberstehen. Trotz allem dürfte sich laut GDV der Trend zu kapitalmarktnahen Lebensversicherungsprodukten mit geringeren Garantien weiter fortsetzen.

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