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Ufuk Boydak setzt auf Europa Mehr als nur ein Fetisch

Von in MeinungenLesedauer: 3 Minuten
Loys-Vorstand Ufuk Boydak: „Die teils derb vorgetragenen populistischen Forderungen nach weniger globalem Wettbewerb widersprechen den Gesetzen der nachhaltigen Wohlstandsschaffung.“
Loys-Vorstand Ufuk Boydak: „Die teils derb vorgetragenen populistischen Forderungen nach weniger globalem Wettbewerb widersprechen den Gesetzen der nachhaltigen Wohlstandsschaffung.“ | Foto: Loys

Die EU ist in über sechs Jahrzehnten zu einem der weltweit offensten Wirtschaftsräume geworden und erfreute sich in dieser Zeit an dynamisch steigenden realen Warenexporten und Wohlstandszuwächsen. Bis zum Ausbruch der Finanzkrise in 2007 ließ sich daher die Säumigkeit bei der Umsetzung eigener Strukturreformen gut kaschieren.

Eine inzwischen um jeden Preis betriebene Niedrigzinspolitik entspannt zwar Kapitalmärkte und nachlässige Finanzminister, verstärkt aber bestehende Fehlallokationen in der Realwirtschaft weiter. Das rächt sich nun in Form sozialer Spannungen und letztlich falscher Schuldzuweisungen: der Globalisierung kann man kaum vorwerfen, dass europäische Hausaufgaben liegen geblieben sind. Ein weit verbreitetes, unterschwelliges „früher war alles besser“ behindert dabei die objektive Ursachenforschung für die europäische Malaise; es trägt auf der politischen Ebene außerdem zum Aufstieg der Vereinfacher und Volksversteher bei, die es – wie in Italien oder Großbritannien – teilweise bis in höchste Regierungsämter schaffen.

Dabei ist die Globalisierung, also das Streben nach barrierefreiem Handel, mehr als ein neo-liberaler Fetisch. Europas internationale Stärke beruht auf freien und offenen Märkten mit fairen Wettbewerbsbedingungen. Genau diesen Rahmen brauchen hiesige Unternehmen, um weltweit konkurrenzfähig und technologisch am Ball zu bleiben. Daraus entstehen neue Produktivitätsreserven und damit neue Wohlstandsquellen.

Gerade jetzt, wo digitale Innovationsschübe vor allem von Amerika ausgehen, gefährden nationale Abschottungstendenzen die ohnehin fragile Basis europäischen Wachstums. Die innereuropäischen Spannungen einzuordnen fällt internationalen Anlegern zunehmend schwer. Der Bewertungsabschlag europäischer Aktien gegenüber dem US-Markt hat daher über die Sommermonate noch etwas zugenommen. Jedoch auch deshalb, weil sich in den Vereinigten Staaten die Zahl der Zugpferde für den Kursanstieg auf eine Handvoll überteuerter Unternehmen eingeengt hat.

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Europäische Aktien: die Schätze in der Nische

Der Eindruck, europäische Aktien seien aktuell hoffnungslos unattraktiv, lässt sich nur mit einem Blick auf die Details widerlegen. Bei genauem Hinsehen findet man insbesondere abseits der großkapitalisierten Indexschwergewichte viele sehr solide Marktführer in Nischenmärkten verschiedener Sektoren. Sie erwirtschaften unabhängig von der übergeordneten Entwicklung hohe Eigenkapitalrenditen, schütten überdurchschnittlich hohe Dividenden regelmäßig an Anteilseigner aus, arbeiten beständig an der Verbesserung ihrer Produktivität, halten ihre Bilanzen in Ordnung und passen ihr Geschäftsmodell kontinuierlich dem ökonomischen Wandel an. Mit dem Kauf der Aktien solcher Unternehmen erwirbt man echtes Eigentum an soliden Vermögenswerten, die vor allem international konkurrenzfähig und damit zukunftsfähig sind.

In der aktuellen Marktphase geht der freie Blick auf interessante Anlagechancen jedoch in den Sorgen über die konjunkturelle oder politische Zukunft Europas unter. Die teils derb vorgetragenen populistischen Forderungen nach weniger globalem Wettbewerb und – siehe Italien: mehr schuldenfinanzierter sozialer Wohlfahrt – widersprechen schlicht den Gesetzen der nachhaltigen Wohlstandsschaffung. Sie werden sich langfristig nicht durchsetzen. Bewährt hat sich dagegen unsere Anlagephilosophie, dass sich aktuelle Bewertungsanomalien über die nächsten Monate abbauen und die Gravitationskräfte der Börsen letztlich wieder greifen.

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