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Warum Hochzinsanleihen 2024 Chancen bieten (Interview)
Die Zinsen sind schnell gestiegen, die Inflation bleibt hoch und in den USA könnte eine Rezession drohen. Für Anleger bedeutet das vor allem eines: unruhige Zeiten an den Börsen mit großen Kursschwankungen. Doch lohnt sich der Blick über den Tellerrand hinaus auf Segmente abseits von Aktien und Anleihen bester Bonität. Unser Video-Interview mit Uli Gerhard, Manager des BNY Mellon Global Short-Dated High Yield Bond Fund, beleuchtet die Asset-Klasse der Hochzinsanleihen näher.
Gerhard erwartet keine schnelle Zinswende, da die Inflation seiner Meinung nach hartnäckiger ist als von vielen gedacht. Auch hält er das Risiko von Zahlungsausfällen trotz drohender Rezession in den USA für überschaubar.
Weitere Themen des Gesprächs sind unter anderem:
- Warum sind Hochzinsanleihen trotz höherer Risiken attraktiv?
- Wie wirkt sich die veränderte Notenbankpolitik auf die Fondsstrategie aus?
- Wo liegen aktuell die größten Risiken am Rentenmarkt?
Hier gibt es das gesamte Gespräch zum Nachlesen:
DAS INVESTMENT: Herr Gerhard, im Anleihenmarkt ist ja derzeit einiges zu holen. Warum sind denn Hochzinsanleihen gerade interessant?
Uli Gerhardt: Hochzinsanleihen sind bei BNY Mellon schon lange eine attraktive Assetklasse. Denn im Hochzinsmarkt gibt es Kreditausfälle. Und wenn man Firmen nur kurzfristig Geld leiht, ist man als Analyst relativ genau in der Lage, den Cashflow zu bestimmen. Und wenn eine Firma Cashflow produziert, ist die Kreditausfallrate mehr oder weniger auszuschließen. Und da die Kreditspannen und die Kreditraten im Hochzinsbereich relativ flach sind im Gegensatz zum Niedrigzinsbereich, das heißt für eine 1-jährige Anleihe kriegen sie fast genauso viel bezahlt wie eine 5-jährige Anleihe, ist damit für uns die Investition in kurzfristige Hochzinsen sehr viel attraktiver in Bezug auf das Kreditrisiko.
Wie hat sich denn Ihre Strategie in dem Fonds verändert in den letzten zwei Jahren, seit die Notenbankpolitik sich auch massiv gedreht hat?
Gerhardt: Bei uns hat sich eigentlich gar nichts groß geändert. Was bei uns ganz klar war, dass die Weltwirtschaft sich verlangsamen würde. Das heißt also, das Kreditrisiko steigt an. Wir haben in unserem Portfolio bessere und größere Firmen in das Portfolio gesteckt. Das hat sich dann dementsprechend auch in der Performance im letzten Jahr, die wir erwirtschaftet haben, ganz klar widergespiegelt. Aus diesem Grund hat der Fonds eine sehr gute Performance letztes Jahr gehabt.
Auf Fünf-Jahres-Sicht stehen 12 Prozent, davon 9 im vergangenen Jahr. Das ist also mit der Selektion zu begründen?
Gerhardt: Das ist die Titel-Selektion. Und das bedeutet bei BNY: unsere Analysten entscheiden, was ins Portfolio reinkommt. Wir investieren in ungefähr 80 verschiedene Namen. Jeder Name hat eine Cash-Flow-Analyse. Der Analyst spricht mit jeder Firma mit dem Management zwischen fünf und acht Mal im Jahr, so dass wir ganz genau wissen, ob die Firma ihren Arbeitsplan abarbeitet. Und wenn man von seinem Arbeitsplan abweicht, ob das existenzbedrohend für die Firma ist und wenn es das ist, wird die Anleihe verkauft.
Es heißt ja immer so schön: Was hoch steigt, kann auch tief fallen. Jetzt übertragen wir das mal auf die Zinsen. Wie stellen Sie sich denn ein, wenn die möglichen Zinssenkungen, die man so im Markt erwartet, kommen? Hat das Auswirkungen auf Ihr Management?
Gerhardt Da müssen wir mal einen Schritt zurückgehen. Ich arbeite im Hochzinsmarkt seit 25 Jahren. Und in 2000 waren US-Zinsen bei 5,25 Prozent. Dementsprechend waren die Kreditspannen auch erhöht. Eine gute Rendite, wie wir das auch heute haben. Ich glaube, viele der Marktteilnehmer haben hohe Zinsen, außer in diesem Zyklus, noch nie gesehen. Und ich finde es etwas abstrus, dass viele Marktteilnehmer heute erwarten, dass die Zinsen von 4 Prozent in Europa wahrscheinlich wieder auf 0 bis 1 gehen. Wieso eigentlich? Ich denke auch nicht, dass die Inflation so einfach weggehen wird. Denn ich denke mal und ich glaube, das betrifft alle hier, dass unser eigener Cash Flow aufgrund der Inflation geschrumpft ist. Und wie wollen wir diese Inflation oder diese Cash-Flow-Schrumpfung wegbekommen? Das heißt Lohnerhöhung. Bitte bedenken Sie auch den Schlamassel, den wir im Roten Meer im Moment haben. Das bedeutet höhere Kosten, höhere Inflation. Rohöl, Flüssiggas, all das muss jetzt umgeleitet werden. Gucken Sie sich bitte mal an, was jetzt die Schiffsraten kosten. Das wird sich in der Inflation widerspiegeln. Natürlich, gewisse Sachen werden billiger. Aber ich möchte doch sehr bezweifeln, dass die Inflation auf 2 Prozent wieder so einfach abfallen wird. Und wenn man sich mal die USA anguckt: Wo ist denn die Rezession? Ich bin am Suchen. Die Frage ist, wird die Zentralbank die Zinsen senken? Ja, ich denke schon. Fragt sich bloß, wohin.
Sie haben die Rezession gerade angesprochen. Viele erwarten ja, dass eine Rezession kommt. Eine milde, eine leichte, eine schwere. Das hängt vielleicht auch von der Region ab. Sie glauben trotzdem, es wird relativ geringe Ausfallraten geben. Wie kommen Sie denn zu der Einschätzung?
Gerhardt: Der Hochzinsmarkt hat sich in den letzten 20 Jahren - das wiederum hilft, wenn man ein bisschen Longevity hat - doch sehr stark verändert. Erstens: Die Firmen sind viel größer geworden. Zweitens: Wenn es 2000 eine Rezession gegeben hat, gab es Kreditausfälle in jedem Sektor. Heute ist das sehr sektorspezifisch. Im letzten Jahr, wenn Sie sich das in den USA angucken, waren die Kreditausfälle in Telekommunikation und Healthcare. Hatten Sie nicht in diese beiden Sektoren investiert, konnten Sie mehr oder weniger gut die Kreditausfälle umsegeln. Des Weiteren sind die Firmen sehr viel besser geworden mit ihrer Finanzierung. Firmen refinanzieren heute sehr viel früher vor Ablaufdatum der Anleihe. Und Kreditausfälle passieren immer dann, wenn Refinanzierungen fällig werden, und das heißt dann auch, wenn das Geschäftsmodell nicht läuft, dann gibt es einen Kreditausfall. Und das heißt, die meisten Firmen sind viel schlauer geworden, das eben vorzeitig zu machen. Des Weiteren haben wir den Privatkredit-Market. Da haben wir ganz klar gesehen, dass im Hochzinsbereich Firmen, die wir nicht mehr finanziert hätten oder wollten, dort finanziert worden sind.
Welche Sektoren meiden Sie dann im Bereich Hochzinsanleihen?
Gerhardt: Real Estate. Technologie. Firmen, die kein Funding für ihren Arbeitsplan haben. Wir sind auch nicht im Einzelhandelbereich aktiv, es sei denn es ist Essen involviert. Das heißt also die ganzen Kreditausfälle, die wir in den letzten Jahren gesehen haben, etwa die Firma Adler, da ist BNY Mellon nicht involviert gewesen. Wir investieren auch nicht im Hochzinsbereich in Banken, weil das alles nur nachrangiges Kapital ist. Und wir haben ja gesehen, was bei der Credit Suisse, als die umgefallen ist, passiert ist. Die nachrangigen Anleihen waren relativ wertlos. Und da investieren wir auch nicht.
Blicken wir nach vorne auf das Jahr 2024. Welche makroökonomischen Faktoren denken Sie, könnten den größten Einfluss haben? Und wo gucken Sie besonders hin? Ist es vielleicht, wenn die erwarteten Zinssenkungen nicht kommen? Ist es die US-Wahl? Gibt es vielleicht noch andere Faktoren?
Gute Frage. Ich denke mal, die Zinssenkungen kommen viel später als der Markt denkt, dann kriegen wir Volatilität. Ich denke mal, man muss sehen, was im Roten Meer jetzt passiert. Was mit dem Konflikt mit Israel und Hamas passieren wird. Und des Weiteren, was in China und Taiwan passiert. Das sind eventuell Sturmwolken am Horizont. Ob die nun kommen oder nicht, wird sich zeigen. Der große Vorteil, den wir im kurzfristigen Hochzinsbereich haben: Unsere Duration beträgt zwei Jahre. Wenn die Kreditspannen sich um 100 Basispunkte erweitern, fallen wir um zwei Punkte. Wenn Sie eine Duration von fünf haben ist das was ganz Anderes.