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Ulrich von Auer: „Unser Optimismus für Europa wird größer“

Lesedauer: 4 Minuten
Ulrich von Auer, unter anderem verantwortlich für Asset Allocation bei der J.P. Morgan Privatbank
Ulrich von Auer, unter anderem verantwortlich für Asset Allocation bei der J.P. Morgan Privatbank
DAS INVESTMENT.com: Vor gut anderthalb Jahren überraschten Sie uns mit der Aussage, schon seit geraumer Zeit US-Aktien im Depot zu haben. Lassen Sie uns raten: Sie haben inzwischen in europäische Werte umgeschichtet.

Ulrich von Auer: Korrekt. Wir waren viele Jahre in europäischen Aktien untergewichtet, haben diese Untergewichtung aber im Frühjahr geschlossen. Wir haben also tatsächlich gekauft und sind jetzt neutral. Wir haben allerdings keine US-Aktien verkauft, sind also insgesamt mit Aktien übergewichtet.

DAS INVESTMENT.com: Ihr Optimismus für Europa ist noch nicht allzu stark ausgeprägt.

von Auer: Er ist größer geworden, aber für eine Übergewichtung reicht es noch nicht.

DAS INVESTMENT.com: Bei anderen schon.

von Auer: Es ist sicherlich einiges besser geworden. Zum Beispiel hat der Spardrang der Staaten etwas nachgelassen. Der Zwang, Haushalte zu konsolidieren, hat im vergangenen Jahr 1,5 Prozentpunkte Wachstum in der Eurozone gekostet. In diesem Jahr beträgt der Bremseffekt nur noch einen Prozentpunkt und im kommenden Jahr fast gar nichts mehr. Deshalb ist die Eurozone im zweiten Quartal mit einem Wachstum von ungefähr 1,2 Prozent schon aus der Rezession gekommen.

DAS INVESTMENT.com: Wovon das Meiste von Deutschland kommt.

von Auer: Nicht nur. Der Kern wächst solide, zum Beispiel auch Frankreich. In der Peripherie lässt die Rezession nach. In der Summe kamen von allen Seiten bessere Nachrichten. Nach sechs Quartalen mit schrumpfender Wirtschaft ist das ein bemerkenswerter Umschwung.

DAS INVESTMENT.com: Kein Unternehmer würde freiwillig dauerhaft mehr Geld ausgeben als er einnimmt. Warum verlangen das alle wie selbstverständlich von Staaten?

von Auer: Die Finanzmärkte haben in diesem Punkt zwei Gesichter. Aus volkswirtschaftlicher Sicht sind nahezu ausgeglichene Haushalte wünschenswert, aber geringe Defizite sind auch akzeptabel, solange die Wirtschaft wächst.

DAS INVESTMENT.com: Der gesunde Menschenverstand stimmt dem zu.

von Auer: Die Finanzmärkte sehen meistens nur: Wenn der Staat mehr Geld ausgibt, stimuliert das die Konjunktur, und das freut die Börsen. Das kann man sicherlich als kurzsichtig empfinden.

DAS INVESTMENT.com: Welches Herz schlägt denn in Ihrer Brust?

von Auer: Ich bin mehr Volkswirt und bevorzuge damit eine solide Haushaltsführung.
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