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Umfrage Ökonomen sind uneins über Draghis künftige Geldpolitik

Lesedauer: 3 Minuten
Mario Draghi hat signalisiert, dass die Europäische Zentralbank (EZB) möglicherweise Maßnahmen ergreifen wird, um der niedrigen Inflation entgegenzuwirken. In der monatlichen Umfrage von Bloomberg News sind die befragten Ökonomen darüber geteilter Meinung, zumal die Konjunktur im Euroraum etwas anzuziehen scheint.

Neunzehn von 38 befragten Ökonomen gehen davon aus, dass die Europäische Zentralbank die Geldpolitik auf ihrer nächsten zinspolitischen Sitzung im März lockern wird. Die gleiche Anzahl erwartet, dass Draghi weiter abwarten wird. Im Euroraum war die Inflation im Januar auf einem Vier-Jahres-Tief. Die Wirtschaft wuchs zum Jahresende indes stärker als erwartet, wie Zahlen vom 14. Februar aufzeigten.

Draghi versucht, die Belebung im Euroraum zu unterstützen. Zugleich droht ein verhaltener Preisdruck die Wirtschaftsaktivität zu unterminieren. Gleichwohl hat der EZB- Präsident den Leitzins am 6. Februar unverändert auf einem Rekordtief von 0,25 Prozent belassen. Er verwies auf das „komplexe Bild” der Volkswirtschaft und sagte, die EZB benötige mehr Informationen, bevor entschieden werden könne, was weiter getan werde.

Inflationsentwicklung vor konjunkturellem Schwung

„Die EZB ist wahrscheinlich froh, abwarten zu können”, sagt Duncan de Vries, Volkswirt bei Nibc Bank in Den Haag. „Die Inflationsrate ist offensichtlich gering und es wird nicht erwartet, dass sich das in den nächsten Monaten wesentlich ändert. Aber von den Geldpolitikern wird erwartet, dass sie die kurzfristigen Inflationsentwicklungen vor dem Hintergrund eines leicht zunehmenden konjunkturellen Schwungs sehen.”

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Eurozone ist in den letzten drei Monaten des Jahres 2013 um 0,3 Prozent expandiert, nach einem Plus von 0,1 Prozent im dritten Quartal. In einer Umfrage von Bloomberg News hatten die befragten Volkswirte im Median mit 0,2 Prozent Wachstum im vierten Quartal gerechnet. Deutschland und Frankreich, die beiden größten Volkswirtschaften des Euroraums, wuchsen jeweils stärker als erwartet. Italien, die drittgrößte Volkswirtschaft, wies erstmals seit über zwei Jahren wieder Wachstum auf. Das niederländische BIP wuchs mehr als doppelt so stark wie erwartet und Portugals Wirtschaft legte das dritte Quartal in Folge zu.

Dennoch schwächte sich die Inflationsrate in der 18 Länder umfassenden Eurozone im Januar auf 0,7 Prozent ab. Das Ziel der EZB liegt indes bei knapp unter 2 Prozent. Das Europäische Statistikamt in Luxemburg wird am 28. Februar die vorläufigen Zahlen zur Verbraucherpreissteigerung im laufenden Monat veröffentlichen. Die EZB gibt am 6. März ihre aktualisierten internen Erwartungen für die Inflation bekannt und wird dabei erstmals den Prognosezeitraum bis 2016 ausweiten.

Inflation unter 2 Prozent als Anreiz für Maßnahmen

Draghi habe die Tür für künftige Maßnahmen - schon im März - offen gelassen, sagt Howard Archer, Chefökonom für Großbritannien und Europa bei IHS Global Insight in London. „Falls die EZB-Prognosen auch für 2016 von einer Inflation klar unter 2 Prozent ausgehen, ist es gut möglich, dass der EZB-Rat dies als Auslöser betrachtet, weitere Anreize zu beschließen”, führte er aus.

Diejenigen Ökonomen, die bereits auf der EZB-Ratssitzung am 6. März von neuen Maßnahmen ausgehen, halten für am meisten wahrscheinlich, dass die Leitzinsen weiter gesenkt werden, auch wenn dafür nicht mehr viel Spielraum besteht, oder die Sterilisierung der Bondkäufe aus der Krisenzeit aufgehoben wird. Als weniger wahrscheinlich gelten ein weiterer langfristiger Kredit (LTRO) für die Banken, ein negativer Einlagensatz, eine Verringerung des Mindestreservesatzes, Änderungen bei den Regeln für Sicherheitenanforderungen für Banken oder Anleihekäufe durch die EZB.

Fast 60 Prozent der Ökonomen in der Bloomberg-Umfrage gehen davon aus, dass die EZB über einen Rückgang der Haupt- Inflationszahl hinweg blicken wird, wenn die Kerninflation - ohne Lebensmittel- und Energiepreise - sich stabil hält oder steigt.

„Nach unserer Ansicht werden weitere Maßnahmen davon abhängen, ob die Inflationsrate in der Eurozone weiter sinkt”, sagt Christopher Matthies, Volkswirt bei der Sparkasse Südholstein in Neumünster. „Wir gehen nicht von einer bedeutenden Abwärtsrevision beim EZB-Inflationsausblick aus und halten Maßnahmen nicht für wahrscheinlich. Aber das ist natürlich alles andere als eine sichere Wette.”
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