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Aktualisiert am 01.04.2020 - 15:31 Uhrin MärkteLesedauer: 2 Minuten

Umfrage unter Ökonomen Kein Grexit, nur weil die Griechen nicht zahlen können

Demnach gibt es eine Wahrscheinlichkeit von 40 Prozent, dass Griechenland in den kommenden Wochen bei einigen seiner Zahlungsverpflichtungen in Verzug gerät und von 30 Prozent für einen Austritt aus dem Euroraum. Das zeigten die Median-Schätzungen von 29 Ökonomen in einer Umfrage von Bloomberg. Fast vier von fünf Befragten sagten, ein Zahlungsausfall werde keinen Austritt aus dem Euroraum auslösen.

„Auch wenn die Wahrscheinlichkeit, sowohl für einen Zahlungsausfall als auch für einen Grexit, in den letzten Wochen deutlich zugenommen hat, ist es falsch anzunehmen, dass das eine zwangsläufig das andere zur Folge hat”, sagte Danae Kyriakopoulou, leitende Ökonomin am Center for Economics and Business Research in London. „Wenn die Liquidität auch im Falle eines Zahlungsausfalls aufrechterhalten werden kann, dann bedeutet dies, dass ein Grexit nicht auf einen Zahlungsausfall folgen wird.”

Griechenland läuft die Zeit davon. Ministerpräsident Alexis Tsipras und die Gläubiger des Landes sind noch uneins über die Reformen, die durchgeführt werden müssen, damit Gelder aus dem Rettungsprogramm freigegeben werden können. Ein Treffen der Finanzminister des Euroraums am heutigen Freitag in Riga dürfte zu keiner Einigung führen, auch wenn Zahlungsfristen für Griechenland näher rücken.

Die Europäische Zentralbank hatte am Mittwoch die Notfallkredite (ELA) für die griechischen Banken um rund 1,5 Milliarden Euro auf 75,5 Milliarden Euro angehoben, nachdem die Pattsituation den Abfluss von Bankeinlagen verstärkt hat.

In der Umfrage liegen die Meinungen der Ökonomen zur Frage, ob die Regierung Kapitalverkehrskontrollen einführen wird, weit auseinander. Die Wahrscheinlichkeiten reichen von 20 bis zu 100 Prozent, im Median sind es 50 Prozent.

„Die griechische Regierung muss bei ihren Reformbemühungen Rückgrat zeigen”, sagte EU-Wirtschaftskommissar Pierre Moscovici am Donnerstag. „Zeit ist entscheidend, und es ist wirklich eine dringliche Angelegenheit.”

Die befragten Ökonomen sehen eine Wahrscheinlichkeit von 10 bis 100 Prozent, dass Griechenland in den nächsten vier bis sechs Wochen einige seiner fälligen Zahlungen nicht leistet. In der gleichen Bandbreite bewegen sich die Schätzungen für einen Austritt aus der Währungsunion.

Wenn Griechenland im Euro verbleibt und sich auf ein neues Programm verständigt, müsste dies einen Umfang von 40 Milliarden Euro haben, geht aus der Umfrage hervor. Die Schätzungen reichen von 26 Milliarden Euro bis 100 Milliarden Euro.

„Es ist etwas irreführend, die Möglichkeiten oder den Ausblick für Griechenland jetzt binär zu charakterisieren: Vereinbarung oder Grexit”, sagte Ebrahim Rahbari, Ökonom bei Citigroup Global Markets in New York, im Interview mit Bloomberg Television. „Ich denke nicht, dass in den nächsten Tagen oder gar Wochen eine Entscheidung in die eine oder andere Richtung wahrscheinlich ist.”

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