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Nachhaltigkeitsumfrage: Versicherer stört hohe Regulatorik

Das German Sustainability Network (GSN) hat bei 35 Versicherungsunternehmen den aktuellen Stand in Sachen Nachhaltigkeitsbemühungen und -herausforderungen nachgefragt. Im Rahmen einer seit August 2022 halbjährlich stattfindenden Online-Befragung beobachtet und begleitet das GSN die Nachhaltigkeitstransformation der Assekuranz.
Grundlage der Befragung bildet ein Fragenkatalog bestehend aus den Kategorien Nachhaltigkeit entlang der Wertschöpfungskette, personelle Ressourcen, ganzheitliche Transformation, Nachhaltigkeit als Erfolgsfaktor und regulatorische Anforderungen. Durch wechselnde Zusatzfragen werden zudem aktuelle Themen abgefragt, die die Branche beschäftigen. Sowohl Veränderungstrends als auch gegenwärtige Ereignisse sollen so sichtbar gemacht werden.
Handlungsbedarf bei der Kapitalanlage
Bei der Frage danach, wie viel in den verschiedenen Funktionsbereichen der Versicherer noch zu tun ist, gaben 80 Prozent der Unternehmen an, dass bei der Kapitalanlage „eher viel“ oder „sehr viel“ Handlungsbedarf besteht. Im Vergleich zum Halbjahr davor hat sich der Indexwert, der bei der Einordnung der Aussagen helfen soll, somit von 77,2 auf 81 erhöht – ein neuer Höchstwert. Auf die Kapitalanlage folgen Unternehmenskommunikation (67) und Risikomanagement (65).
Die Antworten machen deutlich, dass die einzelnen Wertschöpfungsaktivitäten unterschiedlich stark vom Thema Nachhaltigkeit betroffen sind. So sehen nur 20 Prozent der Versicherungsunternehmen eher oder sehr viel Handlungsbedarf im Schadenmanagement, das auf einen Indexwert von 41 kommt und so die IT (46) auf dem letzten Platz ablöst. Bei der IT sieht keines der Unternehmen sehr viel Handlungsbedarf. 26 Prozent finden, dass in dem Bereich eher viel zu tun ist.

Engpässe bei den personellen Ressourcen
Die Anzahl der Personen, die sich in den Unternehmen ausschließlich oder im Schwerpunkt mit dem Thema Nachhaltigkeit befassen, liegt bei durchschnittlich 6,5. Damit ist diese Zahl im Vergleich zur vorigen Halbjahresbefragung um 1,9 gestiegen. Die Mehrheit der befragten Versicherer plant eher oder auf jeden Fall, das Personal in dem Bereich weiter auszubauen.
Dies stellt laut der Frage nach den größten Engpässen in den Unternehmen allerdings auch die mit Abstand am höchsten gewichtete Herausforderung dar. Neben Engpässen bei Know-how (Indexwert 59), Mindset (56) und finanziellen Ressourcen (50), deren Gewichtung ebenfalls höher liegt als bei vergangenen Befragungen, sticht der als sehr groß empfundene Engpass bei den personellen Ressourcen mit einem Indexwert von 70 hervor. Der Fachkräftemangel macht sich an dieser Stelle bemerkbar.

Insgesamt schätzen 40 Prozent der befragten Unternehmen ihren ganzheitlichen Transformationsgrad auf zwischen 50 und 70 Prozent. Erstmalig gab ein Versicherer an, dass der Transformationsfortschritt bei über 70 Prozent liege. Inwiefern Nachhaltigkeit zum Erfolg beiträgt, sehen die Unternehmen sehr unterschiedlich. Während sie dem Thema im Durchschnitt einen mittleren Erfolgsbeitrag zuschreiben, sind sich nahezu alle Unternehmen (94 Prozent) einig, dass dieser Beitrag zukünftig zunehmen wird.
Zu viele regulatorische Anforderungen
Ein weiterer Punkt, in dem sich die meisten einig sind, betrifft die Regulatorik rund um ESG-Anforderungen in der Versicherungsbranche. Keines der Unternehmen gab an, dass es zu wenig regulatorische Bestimmungen gebe. Im Gegenteil: Der Anteil der Unternehmen, dem die Anforderungen deutlich oder eher zu viel sind, stieg im Vergleich zum zweiten Halbjahr 2023 von 73 auf 83 Prozent.
Die inhaltliche Ausgestaltung der Regularien finden 79 Prozent nicht praxistauglich. Gegenüber der vorigen Befragung hat auch dieser Wert zugenommen. Regulatorische Themen prägen zudem auch die zusätzlich abgefragten Top-Nachhaltigkeitsthemen 2024. Mit 24 Nennungen klar auf Platz 1 liegt die neue EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD) inklusive Wesentlichkeitsanalyse. Insbesondere die Erhebung indirekter Treibhausgasemissionen stellt für die Versicherer bei der Berichterstattung eine Herausforderung dar. Als weitere wichtige Themen folgen für die Umfrageteilnehmer die CO2-Messung und -Reduktion und die EU-Taxonomie-Verordnung mit neun beziehungsweise sieben Nennungen.