Umfrage zum Griechenland-Referendum Griechen sagen „Ja“ zum Troika-Vorschlag
Unter den europäischen Partnern hat man sich darauf verständigt, den Ausgang der Volksabstimmung abzuwarten, ehe die Verhandlungen weiter geführt werden.
Damit dürfte sich an der klammen Lage und der finanziellen Misere in Griechenland vorerst kaum etwas ändern. Das Hilfsprogramm ist Ende Juni ausgelaufen, die fällige Zahlung an den Internationalen Währungsfonds ist ausgeblieben. Die Wirtschaft lahmt, Bargeld wird in Griechenland rar.
„Die Uhr kann nicht einfach zurückgedreht werden auf Freitagabend, bevor Tsipras die Verhandlungen abbrach und ein Referendum ausrief“, schrieb Holger Schmieding, Analyst bei Berenberg Bank, in einer Mitteilung an Kunden. „Die alte Hilfsvereinbarung läuft nicht aus, sie ist ausgelaufen. Eine Vereinbarung ist immer noch möglich, aber es wird schwieriger werden.“
Für den Verbleib in der Währungsunion könnte eine Mehrheit der Griechen indes bereit sein, gegen jene Regierung zu stimmen, die sie vor fünf Monaten im Kampf gegen Einsparungen gewählt hat. In einer von euro2day.gr zitierten Umfrage des Instituts GPO unter 1.000 Erwachsenen am Dienstag tendierten 47 Prozent dazu, mit ‚Ja‘ beim Referendum zu stimmen und 43 Prozent mit ‚Nein‘. Die Fehlermarge liegt bei 3,1 Prozent.
„Was auch immer das Szenario ist, letzten Endes ist der Euroraum in der Lage, damit umzugehen“, sagte Frédéric Oudéa, Vorstandsvorsitzender von Société Générale, im Interview mit Bloomberg TV.
Eine Telefonkonferenz der Euroraum-Finanzminister am Mittwoch brachte keine Bewegung in die Situation. „Wir sehen zum aktuellen Zeitpunkt keine Grundlage für weitere Gespräche“, sagte Jeroen Dijsselbloem, niederländischer Finanzminister und Chef der Euro-Gruppe, in einer Videobotschaft. „Wir werden jetzt einfach den Ausgang der Abstimmung am Sonntag abwarten und den Ausgang dieser Abstimmung berücksichtigen.“
Die Europäische Zentralbank hielt am Mittwoch die Nothilfe für griechische Banken aufrecht, nachdem Griechenland eine Zahlung an den Internationalen Währungfonds in Höhe von 1,7 Milliarden Dollar nicht geleistet hatte. Die Obergrenze der ELA-Hilfen blieb unverändert. Während die Banken in Griechenland geschlossen sind und Abhebungen an Geldautomaten auf 60 Euro täglich begrenzt bleiben, lässt die Europäische Zentralbank-Entscheidung mehr Zeit für eine politische Lösung.
Ministerpräsident Tsipras bekräftigte seine Forderung nach einer Ablehnung der Sparmaßnahmen und erklärte, ein ‚Nein‘ in der Abstimmung werde seine Verhandlungsposition stärken.
„Am Montag wird die griechische Regierung am Verhandlungstisch sein, nach dem Referendum, mit besseren Bedingungen für das griechische Volk“, teilte Tsipras in einer Twitter-Botschaft während einer Fernsehansprache mit. Die Stimme des Volkes sei viel stärker als der Wille einer Regierung, merkte Tsipras an.