Umfrage zur Altersvorsorge Weniger als die Hälfte der Twens spart fürs Alter
Die gesetzliche Rente ist für die jungen Deutschen kein Auslaufmodell. Das zeigt die diesjährige Ausgabe der Studie „Jugend, Vorsorge, Finanzen“, die zum vierten Mal vom Versorgungswerk Metallrente in Auftrag gegeben wurde. Im Abstand von drei Jahren befragt das Forschungsinstitut Kantar Public dafür rund 2.500 junge Erwachsene zu ihren Vorstellungen für die persönliche Zukunft, zu ihrem Sparverhalten, ihren finanziellen Kenntnissen sowie zu ihren Einstellungen und Strategien zur Altersvorsorge.
In der aktuellen Umfrage sagten 84 Prozent der 17- bis 27-Jährigen in Deutschland, dass es „auch in Zukunft eine gute Rente geben kann, wenn der Staat es wirklich will“. 2010 waren erst 74 Prozent dieser Meinung. Die große Mehrheit junger Menschen hierzulande hält somit den Staat für mitverantwortlich für die Altersversorge. Und 56 Prozent der Befragten sind sogar überzeugt, dass der nur Staat hierfür zuständig ist. Die Meinung, dass jeder Einzelne komplett alleinverantwortlich sei, findet dagegen kaum Akzeptanz.
Gleichzeitig bezweifeln die jungen Menschen, dass die Politik die notwendigen Voraussetzungen für eine auskömmliche Rente in der Zukunft schafft. Die Folge: Immer weniger von ihnen sorgen fürs Alter vor. Lediglich ein Drittel der Befragten spart regelmäßig für die eigene Altersvorsorge. Rechnet man die Jungen dazu, die ab und zu hierfür etwas zurücklegen, sind es 48 Prozent. Zum Vergleich: In der Umfrage vor neun Jahren sagten das immerhin noch 55 Prozent der Teilnehmer der damaligen Befragung.
Als „alarmierend“, bezeichnet Heribert Karch die aktuellen Ergebnisse. Der Geschäftsführer des Versorgungswerks Metallrente weist darauf hin, dass junge Menschen mit ihrer Sparbereitschaft an Grenzen stoßen. „Niedrige Einkommen und befristete Arbeitsverhältnisse erschweren es jungen Leuten heute, regelmäßig für ihr Alter zu sparen und systematische Vorsorge zu betreiben.“ Insbesondere junge Frauen seien betroffen, obwohl sie inzwischen bessere Bildungsabschlüsse erlangen als ihre männlichen Altersgenossen.
Die Ursache dafür liege in der mangelnden Vereinbarkeit von Familie und Beruf. „Viele Frauen gehen Kompromisse ein, weil sie frühzeitig die Gründung einer Familie im Blick haben. Gepaart mit ihrer geringeren Risikobereitschaft ergibt sich daraus ein langfristiges Vorsorgeverhalten, das zu Nachteilen bei der Rente führt“, erklärt Klaus Hurrelmann. Der in Berlin tätige Jugendforscher ist neben Christian Traxler von der Hertie School of Governance in Berlin einer der wissenschaftlichen Leiter der jüngsten Untersuchung.
Hallo, Herr Kaiser!
Frauen im Alter besonders armutsgefährdet
Die Ergebnisse der aktuellen Studie bestätigen das: Während knapp drei Viertel der jungen Frauen davon ausgehen, in der Lebensphase mit kleinen Kindern in Teilzeit berufstätig zu sein, erwarten das für sich nur vier von zehn jungen Männern. Auch investieren junge Männer mit 35 Prozent deutlich häufiger in Aktien und Investmentfonds als Frauen mit 18 Prozent. Gleichzeitig rechnen 85 Prozent der befragten jungen Erwachsenen damit, dass sie selbst noch weit über ihr 67. Lebensjahr hinaus arbeiten werden müssen.
In der Abwägung zwischen Sicherheit und Rendite bei der Altersvorsorge entscheidet sich bereits die Mehrheit der jungen Erwachsenen für Risikovarianten. Zwei Drittel würden geringe Schwankungen ihrer Rente in Kauf nehmen, wenn sie dafür mit einer insgesamt höheren Leistung rechnen könnten als bei Renten mit dem gegenwärtigen Garantiezins von unter 1 Prozent. 58 Prozent sind bereit, dauerhaft auf feste Zinsgarantien zu verzichten, wenn sie dadurch Aussicht auf eine deutlich höhere Rente hätten.
Verständlichere Informationen erwünscht
Trotz des offensichtlichen Handlungsdrucks sparen die jungen Erwachsenen kaum für später, auch weil weniger als ein Drittel der Befragten nach eigenen Angaben über das notwendige Wissen verfügt. 92 Prozent der Befragten wünschen sich verständlichere Informationen zum Thema Altersvorsorge. 87 Prozent wollen in der Schule auch hierüber informiert werden. Und 93 Prozent der jungen Erwachsenen wünschen sich ein Online-Portal mit Informationen zur gesetzlichen, betrieblichen und privaten Altersvorsorge.
Die Bildungspolitik sollte nach Ansicht der Studienautoren „kompetente Informationen zu Finanzthemen und zur Altersvorsorge in Schule und Ausbildung sicherstellen, am besten durch ein Schulfach Wirtschaft, um die großen Defizite der jungen Leute beim Finanzwissen auszugleichen.“ Die Herausgeber der Studie appellieren daher an die Bundesregierung, die „Rentenpolitik konsequent auf die Lebenswirklichkeit der jungen Menschen zu orientieren“, um die Jungen für die Altersvorsorge zu begeistern.