Umweltverbände kritisieren Fondsgesellschaften investieren Milliarden in Kohle, Öl und Gas
Die Umweltorganisationen Facing Finance und Urgewald haben die Beteiligungen von mehr als 2.500 Publikumsfonds in Deutschland ausgewertet – viele davon als Artikel-8- und Artikel-9-Produkte nach der EU-Offenlegungsverordnung klassifiziert. Das Ergebnis ihrer jüngsten Analyse: Von den insgesamt verwalteten 2,2 Billionen Euro liege ein Fünftel in Aktien und Anleihen von konfliktbehafteten Unternehmen. So waren – Stand Mitte Oktober – etwa 33 Milliarden Euro in Kohleunternehmen und 91 Milliarden Euro in Öl- und Gasfirmen investiert, heißt es.
Nahezu alle untersuchten, in Deutschland vertriebenen, namhaften Publikumsfonds investierten in Unternehmen, die ökologische, ethische oder soziale Normen und Standards missachten, kritisiert Thomas Küchenmeister, Geschäftsführer des Vereins Facing Finance. „Selbst der große Skandal der DWS vor sechs Monaten hat bislang noch nicht zu einem erkennbaren Umdenken der Fondsgesellschaft geführt.“
Insbesondere bei fossilen Brennstoffen hinken die Fondsgesellschaften der Klimawissenschaft hinterher oder handelten gar gegensätzlich, so Julia Dubslaff von Urgewald. „Die aktuellen, in der Regel nur partiellen Ausschlüsse zu Kohle sind angesichts der jetzt schon erreichten Erwärmung der globalen Durchschnittstemperatur um 1,1°C vollkommen unzureichend.“ Hinzu komme, dass Richtlinien zu Öl und Gas noch weitgehend fehlten.
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Auch in Artikel-9-Fonds, die per Definition nachhaltige Ziele verfolgen sollen, gebe es Investitionen in konfliktbehaftete Unternehmen, kritisierten die Umweltverbände. Teilweise floss Geld aus diesen Fonds sogar in Firmen mit fossilen Expansionsplänen, heißt es. Unter den 284 untersuchten Artikel-9-Fonds seien zum Untersuchungszeitpunkt 17 zu mehr als ein Viertel in solche Unternehmen investiert gewesen. Besonders schlecht schnitten mit dem BNPP Easy ECPI Circular Economy Leaders Track und dem Deka MSCI USA Climate Change ESG zwei ETFs ab. Fondsmanager könnten auch bei passiven Produkten nicht nur mit dem Finger auf die Index-Provider zeigen, so Julia Dubslaff.
Über das von beiden Organisationen ins Leben gerufene Portal Faire Fonds sollen Verbraucher Produkte auf Nachhaltigkeit prüfen können. Untersucht werden laut Facing Finance und Urgewald unter anderem die Eigen- und Fremdfonds der Fondsgesellschaften Allianz Global Investors, Deka, DWS und Union Investment. Unter den 2.580 analysierten Fonds seien auch knapp 740 ETFs.