Unabhängige Vermögensverwalter (uVV) sind eine feste Größe am deutschen Markt für Finanzdienstleistungen. Sie positionieren sich als konzerninteressenfreie Alternative zu klassischen Banken und großen Asset Managern.

Genau 459 Häuser gab es Ende 2023 in Deutschland, wie eine aktuelle Studie, die DAS INVESTMENT exklusiv vorliegt, feststellt. Untersucht wurde das Jahr 2023, da für dieses Jahr mittlerweile alle Geschäftsberichte verfügbar sind – was für jüngere Zeiträume noch nicht der Fall ist.

Die Studienautoren stellen fest: Trotz steigender Mittel unter Verwaltung ist die Zahl unabhängiger Vermögensverwaltungen schon seit Jahren tendenziell rückläufig: 2014 gab es noch 491 Anbieter. Gezählt wurden alle konzernunabhängigen Vermögensverwalter mit eigener Finanzportfolioverwaltungslizenz.

Die Studie „PBF Monitor 2025“ geht auf umfangreiche Recherchen der Beratungsfirma Pro Boutiquenfonds zurück. Pro Boutiquenfonds bietet Services für Vermögensverwalter an – von Marketing bis zu Unterstützung beim Auflegen von Investmentfonds.

PBF Monitor 2025: Umfangreiche Datensammlung 

Der jetzt erschienene PBF Monitor 2025 ist die erste umfassende Analyse, in der Pro Boutiquenfonds seine regelmäßig gesammelten Daten aggregiert. Die Angaben stammen aus Geschäftsberichten, von Websites und aus Marktanalysen. Herausgekommen ist ein 61 Seiten starker Bericht: Finanzkennzahlen, Trends und Entwicklungen der unabhängigen Vermögensverwalter in Deutschland im Geschäftsjahr 2023.

Ein besonderes Augenmerk richtet der PBF Monitor auf die Top-100-Häuser, die führenden Vermögensverwaltungen nach Provisionserlösen (Liste am Ende dieses Artikels).

Nach einem rückläufigen Vorjahr legten unabhängige Vermögensverwalter 2023 erneut zu: Um 9 Prozent, von 358 auf 392 Milliarden Euro, stiegen die Assets under Management. Besonders stark gewannen die Top-100-Häuser hinzu: Dort wuchsen die verwalteten Mittel sogar um 13 Prozent, von 297 auf 335 Milliarden Euro, wie PBF feststellt. 

Balkengrafik Assets under Management bei unabhängigen Vermögensverwaltern
Große Vermögensverwalter legten bei AuM besonders stark zu | Bildquelle: PBF Monitor 2025

Die Marktmacht der „Großen“ ist beachtlich: Die Top 100 vereinen stolze 86 Prozent des gesamten Marktvolumens auf sich. Dabei macht die Studie auf eine Unwucht aufmerksam: Das Kölner Haus Flossbach von Storch, das als konzernunabhängige Firma ebenfalls in der Liste steht, verwaltet allein für sich genommen schon mehr als 70 Milliarden Euro. Sein Anteil wird grafisch daher gesondert dargestellt. 

Auch beim Personal zeigt sich die Dominanz der großen Häuser: Zwischen 2017 und 2023 wuchs die Mitarbeiterzahl im Gesamtmarkt um 35 Prozent (von 4.057 auf 5.511 Personen) – während die Top-100-Adressen im selben Zeitraum um mehr als 50 Prozent zulegten (von 2.206 auf 3.346 Beschäftigte). Allein 2023 gewannen die Top-100-Häuser 6,3 Prozent neue Mitarbeiter hinzu, während der Gesamtmarkt ein Plus von einem Prozent verzeichnete.

Balkengrafik Mitarbeiterentwicklung bei unabhängigen Vermögensverwaltern : Gesamtmarkt vs. Top 100
So viele Mitarbeiter gewannen unabhängige Vermögensverwalter prozentual jeweils hinzu (Gesamtmarkt vs. Top 100) | Bildquelle: PBF Monitor 2025

Die Zahlen belegen: Die großen Marktteilnehmer sind deutlich erfolgreicher darin, qualifiziertes Personal zu gewinnen. „Ein Grund dafür dürfte in deren stärkeren Marken, attraktiveren Vergütungsmodellen sowie besseren Karrierestrukturen liegen“, mutmaßen die Studienautoren.

Immerhin: Unabhängige Vermögensverwalter konnten ihr Personal 2023 überhaupt aufstocken – was in der Finanzdienstleistungsbranche nicht selbstverständlich ist: Im privaten Bankgewerbe dagegen schrumpften die Mitarbeiterzahlen im Untersuchungszeitraum leicht, wie Daten der Bundesbank zeigen.

Die gute Nachricht außerdem: Die Branche arbeitet hochproduktiv. Pro Mitarbeiter erwirtschaften unabhängige Vermögensverwalter durchschnittlich 157.400 Euro Nettoertrag, bei den Top-100-Adressen sind es sogar 315.000 Euro. „Dieser signifikante Unterschied erklärt sich strukturell“, schlussfolgern die Studienautoren: Größere Häuser spezialisieren sich oft auf standardisierte Fondslösungen und halten ihre Ausgaben für IT und Personal so vergleichsweise schlank. Kleinere Häuser dagegen setzen häufiger auf klassisches Wealth Management mit aufwendiger Individualbetreuung.

„Je größer das Mandat, desto teurer das Team“

Interessant ist die Kostenstruktur: Trotz der Wachstumsdynamik blieben die Personalkosten unabhängiger Vermögensverwalter über die vergangenen Jahre recht stabil. Der durchschnittliche Personalaufwand pro Mitarbeiter liegt im Gesamtmarkt bei 90.900 Euro.

Betrachtet man die Top-100-Vermögensverwalter allerdings für sich, so geben diese deutlich mehr pro Mitarbeiter aus: nämlich 143.100 Euro pro Jahr. Die Studienautoren erklären die Differenz folgendermaßen: Viele kleinere, inhabergeführte Gesellschaften vergüten ihre Gesellschafter-Geschäftsführer teilweise über Ausschüttungen statt über reguläre Gehaltszahlungen. Das führe formal zu niedrigeren Pro-Kopf-Personalkosten.

Grafik Personalaufwand nach Assets under Management
Personalaufwand unabhängiger Vermögensverwalter, gegliedert nach verwaltetem Volumen | Bildquelle: PBF Monitor 2025

Problematisch für die Branche erscheint die Altersstruktur, ablesbar am Durchschnittsalter der Geschäftsleitungen: 75,8 Prozent aller Geschäftsführer unabhängiger Vermögensverwalter sind über 50 Jahre alt. Ein „nicht unerheblicher Teil“ steht sogar kurz vor dem Ruhestand. Offenbar hat die Branche das Problem erkannt, denn die Zahlen drehen sich leicht: Der Anteil der unter 40-Jährigen in Führungspositionen stieg von 3,6 Prozent (2021) auf 4,8 Prozent (2023), die 40- bis 49-Jährigen legten von 15,1 auf 16,1 Prozent zu.

Das hohe Durchschnittsalter der Führungsebene macht die Frage nach Nachfolgeregelungen virulent. Hier sieht die Studien jedoch Lücken: „Der Aufbau einer tragfähigen Nachfolgestruktur bleibt in zahlreichen Fällen noch unzureichend vorbereitet“. Das Thema Nachfolge sei eine „stille, aber strukturell relevante Herausforderung“.

Das betrifft auch die Geschlechterverteilung. Nur 59 von 1.009 Geschäftsleitungsmitglieder sind laut PBF Monitor weiblich – das sind gerade einmal 6 Prozent. Deutschland liege damit europaweit deutlich hinter Italien, Spanien oder Polen, wo zum Teil mehr als 20 Prozent der Führungspositionen der Branche weiblich besetzt sind.

Hybride Modelle als Erfolgsstrategie

„Trotz der Effizienz bleibt Personal der entscheidende Erfolgsfaktor“, stellen die Studienautoren fest. Gerade im hochwertigen Vermögensmanagement könnten sich unabhängige Vermögensverwalter von Banken abheben - durch eine besonders enge individuelle Betreuung. Erfolgreiche Häuser arbeiteten dabei zunehmend hybrid: Sie lagern technologische Basisfunktionen gezielt aus und investieren parallel in qualifiziertes Personal.

„Im Vergleich zur restlichen Finanzbranche, insbesondere zu Banken und institutionellen Asset Managern, agieren uVVs personalseitig deutlich effizienter“, attestiert der PBF Monitor der Branche. Die Häuser profitierten von flachen Hierarchien und überschaubaren Teams, eine Kombination, die sie zu einer interessanten Alternative im deutschen Finanzmarkt macht – trotz Herausforderungen bei Nachfolge und Personalgewinnung.

Die 100 größten unabhängigen Vermögensverwalter nach Nettoprovisionserlösen

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