Und es gibt sie doch Die aufregende Suche nach den Brexit-Gewinnern
Suchen Sie eine Geschäftsidee? Ich hätte da mal eine: Eröffnen Sie eine Würstchenbude in Dover! Sollte sich Großbritannien demnächst ohne Handelsabkommen aus der Europäischen Union (EU) verabschieden, dürften in dem Küstenstädtchen mit seinen knapp 44.000 Einwohnern Dauer-Staus aus LKWs entstehen. Bis zu 50 Kilometer lang, schätzt man bei den Behörden. Zoll-Kram, Sie wissen schon. Im Umland von Dover sollen riesige Parkplätze entstehen. Wie wäre es also gleich noch mit ein paar neuen Trucker-Kneipen und Motels?
„Der Brexit ist kein Nullsummenspiel, sondern lässt die Kosten für alle in Summe steigen“, tönte der Chef der Bankenaufsicht Bafin, Felix Hufeld, medienwirksam. Das ist eine sehr einfache Sichtweise. Viel zu einfach. Denn bringen nicht schon Eltern ihren Kindern bei, Dinge von zwei Seiten zu betrachten? Warum sollte nicht also auch der Brexit Gewinner erzeugen? Neben einem Kneipier in Dover.
1.200% Rendite in 20 Jahren?
Beim Münchner Ifo-Institut winkt man auf die Anfrage hin ab. Keiner hat Lust, sich mit mir auf die Suche zu begeben. Anders reagiert Agnieszka Gehringer, die beim Flossbach von Storch Research Institute arbeitet. Nur Verlierer zu sehen, sei in der Tat zu pauschal, bestätigt die Volkswirtin.
Bei Waren hat das Vereinigte Königreich 2017 ein Handelsdefizit von 137,4 Milliarden Pfund. Im Dienstleistungssektor – zu dem auch Banken gehören – steht ein Überschuss von 111,5 Milliarden Pfund.
Zum Beispiel sei es tatsächlich möglich, dass der britische Haushalt zunächst entlastet wird. „Er kassiert die neu erhobenen Zölle auf Importe und spart den Beitrag zur EU. Das wären 9 bis 10 Milliarden Euro im Jahr, wenn man den Durchschnitt der jährlichen EU-Nettobeiträge des Landes von 2012 bis 2016 betrachtet“, sagt sie. Wobei allerdings die Frage lautet, wie viel von dem Vorteil durch die eventuell schwächere Wirtschaft und damit sinkende Steuereinnahmen und höhere Sozialausgaben wieder aufgefressen wird. „Konkrete Zahlen gibt es dazu einfach nicht. Es wird ja alles noch verhandelt“, so Gehringer.