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„Unentschlossene Politik behindert den weiteren Ausbau erneuerbarer Energien“

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Finden Sie in diesem Zusammenhang die Erhöhung der EEG-Umlage angemessen?

Wohlfart: Auch wenn die Erhöhung für 2012 von 3,530 Cent pro Kilowattstunde auf 3,592 Cent nur moderat ausgefallen ist, sie wäre überhaupt nicht notwendig. Wie der Bundesumweltminister Röttgen diese Woche selbst erklärt, enthält die Umlage eine Liquiditätsreserve ohne die sie unter dem Niveau von 2011 liegen würde. Auch hätte man darauf verzichten können für Unternehmen die Möglichkeit sich von der Umlage befreien zu lassen massiv auszuweiten.

Wie stehen Sie zu der Überlegung Merkels, künftig die Photovoltaik in Griechenland auszubauen und den dort erzeugten Strom dann zu uns zu transportieren?

Wohlfart: Dies ist doch wieder ein Schritt in die falsche Richtung. Wir müssen den Strom dort erzeugen, wo wir ihn verbrauchen. Dezentrale Stromerzeugung ist immer die günstigere Lösung. Wer soll denn in Griechenland in neue teure Netze investieren? Und das ist notwendig, denn die maroden Netze sind nicht geeignet große Mengen an Solarstrom zu transportieren. Zudem ist die Finanzierung von Solaranlagen in Griechenland erheblich teurer als hier in Deutschland. Das erklärt auch die viel höhere Solarstromvergütung der Griechen.

Auch wenn es dem Land helfen würde und viele neue Jobs brächte, ist es nicht ökonomisch, Solarstrom mit hohen Finanzierungskosten zu erzeugen, mit einem höheren Einspeisetarif zu vergüten und dann über teure Stromleitungen nach Nordeuropa zu transportieren. Die Entfernung zum Verbraucher ist ein Wahnsinn. Unterm Strich hebt sich hier der Vorteil höherer Sonneneinstrahlung durch hohe Finanzierungs-, Vergütungs- und Transportkosten wieder auf.

Wir haben hier in Deutschland genügend erneuerbares Potenzial und sollten uns nicht von anderen Ländern abhängig machen. Statt auf Kosten der deutschen Stromverbraucher in Griechenland einen Solarmarkt aufzubauen wäre es mir ein Anliegen, energieunabhängig zu werden. Solarstrom in Griechenland für die Griechen, das macht Sinn.

Was glauben Sie: Ist Deutschland auf dem richtigen Weg zu einer nachhaltigen Energieversorgung? Wie zeigt sich Ihnen die Akzeptanz zu erneuerbaren Energien in der Bevölkerung?

Wohlfart: Die deutsche Energiepolitik geht inzwischen endlich in die richtige Richtung, aber viel zu langsam. Wenn man sich das absehbare Ende fossiler Energieträger wie Öl ausrechnen kann sowie sich Klimaschutz und Treibhauseffekt ansieht, weiß man, dass höchste Eile geboten ist.

Die Verflechtungen der Politik mit der klassischen Energiewirtschaft sind für den schnellen Wechsel auf erneuerbare Energien noch zu groß. Die Bürger selbst sind da längst einen Schritt weiter und haben die Initiative ergriffen und Anlagen errichtet. Das treibt den Energiewandel an. Seit Fukushima ist die Bereitschaft in der Bevölkerung gewachsen, höhere Kosten für saubere Energie in Kauf zu nehmen, wie man bei den letzten Landtagswahlen deutlich sehen konnte.

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