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Unhappy Birthday, Krise!

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Krisenbewältigung: Mir gefällt gut, dass immer mehr Schreiber Anführungszeichen setzen, wenn sie von "Lösung" der Krise schreiben. Es kann nicht um "Lösung" gehen, sondern um das jahrelange, mühsame Abarbeiten zahlreicher Baustellen. Der Weg ist noch weit, aber die Voraussetzungen dafür haben sich zuletzt etwas gebessert.

Zwar befinden sich die langfristigen Renditen spanischer und italienischer Staatsanleihen weiter auf einem Niveau, das mit Wirtschaftswachstum und langfristiger Solvenz der Staaten unvereinbar ist. Die kurzfristigen Renditen sind aber deutlich gesunken, ein gutes Zeichen, das in engem Zusammenhang mit dem Kurswechsel der EZB steht. Deren Ankündigung, bei Bedarf in großem Stil Anleihen von Ländern zu kaufen, die Hilfe bei EFSF/ESM (gegen Bedingungen) beantragen, hat auf den Finanzmärkten Vertrauen geschaffen.

Vertrauen ist der Schlüssel sowohl für eine Belebung der Konjunktur als auch für die Bewältigung der Krise. Ohne Vertrauen in den Fortbestand der Währungsunion können sich Konsum und Investitionen nicht festigen, denn ein Bruch der Währungsunion wäre - jedenfalls wenn er über Griechenland hinaus ginge - als "Mutter aller Finanzkrisen" mit einer tiefen Rezession verbunden.

Ohne Vertrauen in die Solvenz wird die Investorenbasis für Krisenländer weiter bröckeln. Ohne Vertrauen in den Reformwillen und die Reformfähigkeit der Krisenländer wird aber auch die Neigung der Geberländer zu weiteren Hilfen nachlassen. Insofern müssen alle beteiligten Länder und Institutionen Beiträge zur Vertrauensbildung leisten, wenn der Euro-GAU vermieden werden soll.

Spätestens im September werden die Entschlossenheit und der Zusammenhalt der "Euro-Fighter" auf die Probe gestellt werden. Zu den bereits sichtbaren Klippen gehören
  1. der Troika-Bericht zu Griechenland mit der möglichen Konsequenz eines Stopps der Kredite an das Land;
  2. die Parlamentswahl in den zunehmend bailout-müden Niederlanden am 12. September;
  3. die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zum ESM am gleichen Tag;
  4. die nicht unwahrscheinliche Herabstufung des spanischen Staates auf Ramsch-Niveau durch Moody's und
  5. der absehbare Hilfsantrag Spaniens an EFSF/ESM.
Wer sich vor fünf Jahren diese Agenda für den Herbst 2012 ungefähr hat vorstellen können, den bitte ich höflich, sich zu melden und mir eine Scheibe seiner Prognosegabe zuzusenden.

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