Unicredit-Chefvolkswirt über Gewinner und Verlierer der Zinserhöhung
EZB-Chef Jean-Claude Trichet wird wohl Donnerstag
den Leitzins erhöhen (Foto: Getty Images)
den Leitzins erhöhen (Foto: Getty Images)
An diesem Donnerstag wird die EZB aller Voraussicht nach die Zinswende einleiten. Wir rechnen mit einer Erhöhung um 25 Basispunkte (BP). Zwei weitere Trippelschritte – einer pro Quartal – dürften in diesem Jahr dann noch folgen. Bestanden unmittelbar nach der Katastrophe in Japan erhebliche Unsicherheiten, stehen die Zeichen für eine erste Straffung mittlerweile ganz klar auf Grün. Hauptgrund ist die (erstaunlich) ruhige Reaktion der internationalen Finanzmärkte auf die nukleare Katastrophe. Es scheint fast so, als ob die Investoren inzwischen zur Tagesordnung übergegangen sind.
Angesichts der wirtschaftlichen Divergenzen innerhalb der EWU dürfte die Normalisierung der Geldpolitik allerdings nicht auf ungeteilte Zustimmung stoßen. Wie bei anderen wirtschaftspolitischen Entscheidungen auch gibt es (relative) Gewinner und Verlierer. Im Folgenden werden beide Seiten der Medaille näher analysiert.
So eindeutig dieses Signal vor vier Wochen in der Pressekonferenz auch war, so breit fällt der geldpolitische Spagat jetzt aus. Normalisiert werden soll der "konventionelle" Zinskanal, mit dem Einfluss auf zentrale makroökonomische Größen genommen wird. Die außergewöhnlichen Maßnahmen am Geldmarkt in Form einer Vollzuteilung bei Geschäften bis zu drei Monaten werden hingegen zunächst beibehalten. Kurzfristig ist dies kein großes Problem. Sollte die Vollzuteilung allerdings noch über längere Zeit beibehalten werden, ergeben sich zusehends Schwierigkeiten. Eine Feinsteuerung am Geldmarkt ist dann nämlich nicht möglich. Der Flexibilität der EZB sind Grenzen gesetzt.
Von der sich abzeichnenden Zinserhöhung haben die europäischen Konsumenten bereits etwas profitiert. Zum ersten Mal in der noch jungen Geschichte des Euro will die EZB die geldpolitische Wende vor der Federal Reserve vollziehen. Das Austauschverhältnis zwischen Euro und US-Dollar reagierte prompt und setzte seinen Aufwärtstrend weiter fort. Seit der Pressekonferenz im vergangenen Monat legte die Gemeinschaftswährung von knapp 1,39 auf zuletzt 1,42 zu. Mitte Februar lag EUR-USD sogar noch bei 1,35. Damit ist der Anstieg von in US-Dollar fakturierten Rohstoffen zumindest tendenziell gedämpft worden. Überdurchschnittlich stark ist dieser Effekt sogar in den europäischen Krisenstaaten ausgeprägt. Immerhin machen Energie und Nahrungsmittel fast 30% am Warenkorb in Portugal und Spanien aus. In Deutschland sind es hingegen "lediglich" knapp 23%.
Angesichts der wirtschaftlichen Divergenzen innerhalb der EWU dürfte die Normalisierung der Geldpolitik allerdings nicht auf ungeteilte Zustimmung stoßen. Wie bei anderen wirtschaftspolitischen Entscheidungen auch gibt es (relative) Gewinner und Verlierer. Im Folgenden werden beide Seiten der Medaille näher analysiert.
Die Gewinner
Der größte Gewinner der Zinswende sind nicht einzelne Länder oder Sektoren, sondern der Euro als Ganzes. Die Entscheidung der EZB, jetzt die Zinswende einzuleiten, ist sicherlich vor dem Hintergrund einer anziehenden Inflation zu sehen. Sie ist aber auch ein klares Signal an die Politik, weiterhin unabhängig agieren zu wollen. Die langfristige Preisstabilität soll das Maß aller Dinge bleiben und nicht etwa Rettungsmaßnahmen in der Schuldenkrise.So eindeutig dieses Signal vor vier Wochen in der Pressekonferenz auch war, so breit fällt der geldpolitische Spagat jetzt aus. Normalisiert werden soll der "konventionelle" Zinskanal, mit dem Einfluss auf zentrale makroökonomische Größen genommen wird. Die außergewöhnlichen Maßnahmen am Geldmarkt in Form einer Vollzuteilung bei Geschäften bis zu drei Monaten werden hingegen zunächst beibehalten. Kurzfristig ist dies kein großes Problem. Sollte die Vollzuteilung allerdings noch über längere Zeit beibehalten werden, ergeben sich zusehends Schwierigkeiten. Eine Feinsteuerung am Geldmarkt ist dann nämlich nicht möglich. Der Flexibilität der EZB sind Grenzen gesetzt.
Von der sich abzeichnenden Zinserhöhung haben die europäischen Konsumenten bereits etwas profitiert. Zum ersten Mal in der noch jungen Geschichte des Euro will die EZB die geldpolitische Wende vor der Federal Reserve vollziehen. Das Austauschverhältnis zwischen Euro und US-Dollar reagierte prompt und setzte seinen Aufwärtstrend weiter fort. Seit der Pressekonferenz im vergangenen Monat legte die Gemeinschaftswährung von knapp 1,39 auf zuletzt 1,42 zu. Mitte Februar lag EUR-USD sogar noch bei 1,35. Damit ist der Anstieg von in US-Dollar fakturierten Rohstoffen zumindest tendenziell gedämpft worden. Überdurchschnittlich stark ist dieser Effekt sogar in den europäischen Krisenstaaten ausgeprägt. Immerhin machen Energie und Nahrungsmittel fast 30% am Warenkorb in Portugal und Spanien aus. In Deutschland sind es hingegen "lediglich" knapp 23%.
PDF nur für Sie. Weitergabe? Fragen Sie uns.