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Vermögensverwalter schätzt Wirkung des US-Wahlkampfs auf Börsenkurse ein

Der jüngste Schweigegeld-Prozess gegen Donald Trump endete mit einer historischen Verurteilung. Der ehemalige US-Präsident wurde in allen 34 Anklagepunkten schuldig gesprochen. Trotz der Verurteilung plant Trump zum aktuellen Stand weiterhin der führende Kandidat für die Republikaner bei den Präsidentschaftswahlen 2024 zu bleiben. Entsprechend hoch ist die Verunsicherung bei den amerikanischen Wählern. Einige Investoren fragen sich sicherlich auch, ob die durch den US-Wahlkampf verursachte Unsicherheit auch die Märkte beeinflusst.
Tatsächlich hat die Vergangenheit gezeigt, dass die Zeit unmittelbar vor einer US-Wahl häufig von einem Anstieg der Volatilität an den Aktienmärkten, gemessen am CBOE Volatility Index (VIX) begleitet wurde. Seit dem Jahreswechsel blieb das Volatilitätsmaß, mit Ausnahme des Ausreißers im April, relativ niedrig. Verglichen mit der Pandemiezeit sank der VIX insbesondere in den vergangenen beiden Wochen sogar auf einen Tiefststand. Vor dem Hintergrund der ohnehin angespannten geopolitischen Weltlage dürfte die anstehende US-Wahl und die Verurteilung von Donald Trump die Volatilität in den kommenden Monaten jedoch befeuern.
Politische Ereignissen hallen nur kurz nach
Erfahrungsgemäß haben jedoch selbst bedeutende politische Ereignisse in der Regel nur kurzfristige Auswirkungen auf die Aktienmärkte. Auch große politische Schocks wie der Rücktritt des ehemaligen US-Präsidenten Nixon haben an der Börse lediglich zu kurzfristigen Rückschlägen geführt, welche sich schnell erholt haben. Auch die erste Wahl Donald Trumps führte nur zu kurzfristigen Kursrückgängen.
Die langfristige Wertentwicklung der Aktienmärkte wird aber primär durch ein gesundes makroökonomisches Umfeld und die finanzielle Performance der Unternehmen bestimmt, nicht durch vorübergehende politische Ereignisse. Die Gewinnerwartungen für die Unternehmen im S&P500 für die kommenden Quartale sind aktuell sehr positiv. Die Unternehmensbewertungen spiegeln die hohen Erwartungen aktuell zwar bereits wider, in einem solchen Umfeld können durch höhere Volatilität verursachte Kursrückgänge aber durchaus attraktive Einstiegsgelegenheiten ergeben.
Solide Unternehmen fürs Portfolio wichtiger als politische Events
Abschließend lässt sich festhalten, dass aufgrund der US-Wahlen und der weiterhin angespannten geopolitischen Lage zwar kurzfristig eine höhere Volatilität zu erwarten ist. Diese kann im Gegenzug jedoch interessante Einstiegszeitpunkte. Ansonsten gilt weiterhin die Börsenweisheit: „Politische Börsen haben kurze Beine“.
Anleger sollten ihre Portfolios nicht zu sehr an politischen Events orientieren. Die Richtung der Notenbankpolitik, weitere geopolitische Entwicklungen sowie der Inflationsverlauf dürften ohnehin einen stärkeren Effekt auf die Marktentwicklung haben.
Über den Autor:
Georgios Passameras ist Portfoliomanager der GAP Vermögensverwaltung in Köln.