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Premiumisierung und Innovationen „Unter den asiatischen Small-Caps finden sich viele Champions“

Luxus-Boutique in Hongkong
Luxus-Boutique in Hongkong: Für qualitativ hochwertige Produkte und Dienstleistungen zahlen asiatische Verbraucher gerne einen Aufpreis. | Foto: imago images / ZUMA Wire
Raymond Wong, UBS AM

Herr Wong, wie stehen die Chancen für asiatische Small-Cap-Aktien aktuell? Sollten Anleger jetzt kaufen?

Raymond Wong: Im asiatischen Small-Cap-Universum befinden sich noch zahlreiche verborgene Champions von Morgen. Sie profitieren von fundamentalen Trends wie der Premiumisierung und Innovationen. Auch die junge Bevölkerung und die rasant wachsende Mittelschicht begünstigen das Ausbrechen vieler Firmen aus der Nische. Zwar blieben asiatische Small-Cap-Unternehmen bei der Aktien-Rally 2020 abgeschlagen. Sobald die konjunkturelle Erholung auf breiterer Basis stattfindet, sollten aber auch die kleineren Unternehmen profitieren, die vom Abschwung stärker betroffen waren.

Warum sollten Anleger gerade in kleine Unternehmen in Asien investieren?

Wong: Das asiatische Small- und Mid-Cap-Anlageuniversum repräsentiert mehr als 3.000 Unternehmen. Allerdings eignet sich nicht jedes für ein Investment. Daher sollten Investoren bei der Titelauswahl vier Aspekte berücksichtigen:

Höhere Alpha-Chance: Kleinere Unternehmen können eine stärkere Performance gegenüber dem breiten Markt erzielen. Warum? Weil asiatische Kleinunternehmen sowohl von den Medien als auch von Analysten nur in relativ geringem Maß beobachtet werden. Das wiederum eröffnet aktiven lokalen Fondsmanagern die Chance, versteckte Erfolgsgeschichten zu finden. In den vergangenen drei Jahren konnten viele dieser Papiere den breiten Markt schlagen.

Wachstumschancen: Das Gesetz der großen Zahlen würde implizieren, dass etablierte Unternehmen aufgrund ihrer Größe zu einem langsameren Wachstum neigen. Im Umkehrschluss bedeutet das für Investoren, dass sie mit kleineren Unternehmen von einer längeren Wachstumsphase profitieren könnten.

Diversifizierung: Im Vergleich zu asiatischen Large-Cap-Fonds bieten Anlageprodukte mit Fokus auf Small- und Mid-Cap-Unternehmen eine breitere Streuung. Viele Asien ex-Japan-Fonds konzentrieren sich auf eine geringe Anzahl von großen Unternehmen, wobei es bei den Top-Ten-Holdings eine gewisse Überschneidung gibt. Fonds mit geringerer Marktkapitalisierung hingegen tendieren dazu, sich angesichts des großen und diversifizierten Anlageuniversums stärker zu unterscheiden.

Besserer Fokus: Fonds mit geringerer Marktkapitalisierung können viele Segmente aussichtsreicher Branchen und Märkten berücksichtigen. Das hat einen großen Vorteil: Large-Cap-Unternehmen neigen dazu, sich auf verschiedene Geschäftsbereiche zu konzentrieren, während sich Small-Cap-Unternehmen auf einen bestimmten Bereich spezialisieren.

Sind ESG-Kriterien und Nachhaltigkeit für kleinere Unternehmen relevant?

Wong: Nachhaltigkeit ist für kleinere Unternehmen genauso wichtig wie für große Konzerne. Obwohl einige asiatische Märkte bei der Einführung von Standards für die Nachhaltigkeitsberichterstattung langsamer waren als europäische und US-amerikanische Märkte, wächst das Bewusstsein für das Thema in Asien nun rasch.

In den vergangenen Jahren haben alle großen asiatischen Börsen eine ausführliche ESG-Berichterstattung als Listing-Anforderung eingeführt. Investoren nutzen immer öfter ESG-Datenbanken als einen Weg, um nach qualitativ hochwertigen Unternehmen zu suchen. Das Problem dieser Datenbanken: Sie decken tendenziell weniger kleine und mittelgroße Unternehmen ab. Hier können Analysten vor Ort Anlegern wieder einen immensen Vorteil bieten.

Unser Team ergänzt externe ESG-Berichte deshalb mit unseren internen Qualitätsbewertungen, um ein besseres Verständnis der Unternehmen zu erhalten, in die wir investieren. Damit stellen wir sicher, dass wir kein qualitativ hochwertiges Unternehmen übersehen.

Warum setzen Sie auf eine starke Untergewichtung im Immobiliensektor und eine starke Übergewichtung im Konsumsektor?

Wong: Der Immobiliensektor gehört zu den Branchen, in denen Unternehmen aufgrund ihrer Größe, ihrer Bilanzstärke und ihrer Fähigkeit, kostengünstigere Finanzierungen zu erhalten, einen Vorteil gegenüber kleinen Unternehmen haben. Die kleineren Firmen sind damit risikoreicher, weshalb wir den Immobiliensektor generell untergewichten.

Unser Exposure im Verbrauchersektor ist hingegen höher, da sich hier interessante Gelegenheiten bieten, die im Einklang mit unseren Schwerpunkten stehen. Zwei Trends sind für uns von entscheidender Bedeutung:

Konsumverhalten: Wenn sich Länder von einem niedrigen Einkommen, also etwa 1.000 US-Dollar pro Kopf, zu einem mittleren Einkommen (5.000 US-Dollar pro Kopf) bewegen, neigen viele Verbraucher dazu, ihre Einkäufe von Basisgütern auf höherwertige Güter und Dienstleistungen umzustellen.

Märkte wie Indien, Indonesien und die Philippinen werden sich in den kommenden Jahren auf dieses Einkommensniveau zubewegen. Wir erwarten deshalb, dass sich die Wachstumsraten in Kategorien wie Heimwerken, Bildung, Freizeit, Unterhaltung und Gesundheitsdienstleistungen beschleunigen werden, während die Wachstumsraten für Grundnahrungsmittel allmählich abflachen.

Premiumisierung: Unsere Untersuchungen über Branchen hinweg zeigen, dass asiatische Verbraucher in höheren Einkommensschichten bereit sind, für qualitativ bessere Produkte und Dienstleistungen einen Aufpreis zu zahlen. In China beobachten wir eine Verschiebung hin zu Trends wie Bier, Molkereiprodukte, Spirituosen, Kosmetika, Gewürze, Markenlebensmittel und hochwertige Fahrzeuge.

In Indien wächst das Premium-Segment für Haushalts- und Körperpflegeprodukte doppelt so schnell wie die Kategorie insgesamt, während der Anteil von Premium-Zweirädern ebenfalls steigt. Anbieter von Luxus-Produkten und -Dienstleistungen sollten dementsprechend Marktanteile gewinnen und von der Premiumisierung profitieren.

Könnten Sie ein Beispiel für eine Small-Cap-Aktie nennen, die anfangs ungeliebt und missverstanden war, sich aber inzwischen zu einer Mid- oder Large-Cap-Aktie entwickelt hat?

Wong: China Meidong ist ein Unternehmen, das im ganzen Land den Autohandel im mittleren bis oberen Preissegment betreibt. Während der Pandemie profitierte die Firma von der robusten Nachfrage im Bereich der Luxus-Karossen.

Ein weiteres wachstumsstarkes Unternehmen ist der chinesische Gewürzlieferant Yihai, den wir einige Monate nach seinem Börsengang ins Portfolio aufgenommen haben. Zu diesem Zeitpunkt verzeichnete das Unternehmen ein geringes Handelsvolumen und wurde als Gewürzlieferant für die wachsende Hot-Pot-Kette Haidilao von vielen Marktteilnehmern unterschätzt.

Im Jahr 2018 wagte Haidilao seinen Börsengang und expandierte. Der Gewürzlieferant Yihai konzentrierte sich nebenbei auch unabhängig vom Geschäft mit Haidilao auf die Forschung und Entwicklung neuer Produkte. Die Saucen und Packungen zum Mitnehmen und der Instant-Hot-Pot halfen dem Unternehmen während der Pandemie, als die Menschen lieber zu Hause kochten.

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