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Unternehmen und Konsum im Wandel China richtet sich auf die neue Welt-Handelsordnung ein

Magdalene Miller, Fund Manager China Equities bei Standard Life Investments.
Magdalene Miller, Fund Manager China Equities bei Standard Life Investments.

Hundert Tage wollen sich China und die USA Zeit nehmen, um ihre Handelsbeziehungen zu regeln und den gemeinsamen Handel ausgeglichener zu gestalten – so äußerte sich US-Finanzminister Steve Mnuchin nach dem insgesamt positiv verlaufenen Besuch von Chinas Staatspräsidenten Xi Jinping bei US-Präsident Donald Trump. Zugleich war zu lesen, die US-Regierung wolle kurzfristig bekannt geben, welche Maßnahmen sie in einem Handelsstreit mit China ergreifen werde.

Tatsächlich rücken bei vielen Unternehmen in China zunehmend Sorgen vor einem Handelskrieg in den Blick, nachdem sich die Hoffnungen schnell zerschlagen haben, Trump könne nach seiner Wahlkampf-Rhetorik ruhigere Töne anschlagen. Doch die globale Lieferkette ist im Reich der Mitte hochintegriert. China und die anderen Wachstumsmärkte sind längst nicht mehr nur Quelle für billige Vorprodukte, sondern bieten in Asien produzierenden Unternehmen einen hohen Mehrwert. Das macht es nahezu unmöglich, die Produktion ohne massive Brüche in die USA zu verlagern.

 „America First“ stärkt Chinas Beziehungen zu seinen Nachbarn

Dennoch bewegen sich China und die USA derzeit offenbar in unterschiedliche Richtungen. US-Präsident Trump propagiert „America First“ und hat bereits in den ersten Tagen seiner Amtszeit ein starkes Zeichen gesetzt, indem er sich aus dem Handelsabkommen der Transpazifischen Partnerschaft TPP zurückgezogen hat.

Einige sehen das als Türöffner für China, denn das Land arbeitet seit Jahren im Rahmen der Strategie “One Belt, One Road“ daran, die wirtschaftlichen Beziehungen zu seinen Nachbarn entlang der historischen Seidenstraße zu intensivieren. Auch wir sehen Chancen in dieser weltpolitischen Neuausrichtung – und die Unternehmen in China haben längst begonnen, sich auf eine solche Entwicklung einzustellen.

Wachstum im Energie- und Bausektor wird gebremst

Freilich bestehen neben den geopolitischen auch weiterhin wirtschaftliche Risiken in China. So sind wir weniger optimistisch bezüglich der Wachstumsaussichten im Energiesektor oder bei Baukonzernen, wie sie vielfach vor dem Hintergrund geplanter Infrastrukturprogramme gesehen werden. Zum Beispiel verlangsamen Beschränkungen spekulativer Immobilien-Investments das Wachstum im Bausektor. Das bremst auch die Nachfrage nach Stahl sowie nach den dafür benötigten Rohstoffen Eisenerz und Kohle.

Auch die PKW-Verkäufe verlieren nach dem Absatzboom des vergangenen Jahres an Dynamik, womit ein weiterer Nachfragefaktor für Stahl entfällt. Zudem hat sich seit der Finanzkrise in China eine schwere Kreditlast aufgebaut. Dieses Kreditwachstum hat die Wirtschaft über die vergangenen Jahre zwar angetrieben. Aber will China sein Wachstum beibehalten, erfordert dies eine Sanierung des Finanzsektors. Außerdem zeichnen sich aufgrund dieser Politik in vielen Branchen Überkapazitäten ab. Nicht zuletzt muss die Unterstützung unprofitabler Staatsunternehmen beendet werden. Diese manchen es den Mitbewerbern aus dem Privatsektor schwer, angemessene Erträge zu erzielen.