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Experten im Wartemodus Unternehmensanleihen bieten 2023 bessere Einstiegsgelegenheiten

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Markterholung hat unsere Einschätzung der Bewertungen gemäßigt

Die Ära der Alternativlosigkeit liegt eindeutig hinter uns. Selbst kurzfristige US-Staatsanleihen bieten jetzt eine Rendite von vier Prozent – ein Niveau, das vor einem Jahr nur auf den Märkten für Hochzinsanleihen zu finden war. Die attraktivsten Bewertungen finden sich im europäischen Investment-Grade-Segment, insbesondere bei Finanztiteln. Dieses Marktsegment bietet überdurchschnittliche Spreads und weist auch im Vergleich zu seinem US-Pendant günstige Bewertungen auf.

Geht man von einer Rezession in den Industrieländern als Basisszenario aus, lautet die Schlüsselfrage: Wie wird sich eine Rezession auf die risikoreicheren Teile des Credit-Markts auswirken? Wann sind die Spreads weit genug, um wieder einsteigen zu können? Die Vergangenheit lehrt uns, dass die Spreads in der Regel ihren Höhepunkt erreichen, bevor die Ausfallraten ihren Höchststand finden. Die Ausfallraten haben gerade erst begonnen in eine Bärenmarktphase einzutreten, weshalb es zu früh erscheint, um offensiv in Hochzinsanleihen zu investieren. Die Rendite-Spreads bei Hochzinsanleihen liegen deutlich unter der Marke von 1.000 Basispunkten, bei der sie in der Regel im Umfeld einer Rezession ihren Höhepunkt aufweisen.

Abbildung 1
Abbildung 1: Der Marktzyklus – Unsere Einschätzung der Marktsegmente © Robeco, Dezember 2022.

Da der Markt für Hochzinsanleihen heute eine höhere Qualität aufweist, wird die Ausfallquote wahrscheinlich niedriger sein und der Spread am Markt dürfte daher einen geringeren Höchststand erreichen. Die Märkte sind stark schwankungsanfällig und die Einschätzung der Bewertungen kann sich schnell ändern. Mitte Oktober des Vorjahres erschienen mehr Marktsegmente attraktiv. Doch nach der starken Bärenmarktrallye der letzten Wochen sind wir zu dem Schluss gekommen, dass wir diesen Bereich mit Ausnahme des Segments Euro Investment Grade vorsichtiger einschätzen müssen.

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Zentralbanken bestimmen nach wie vor das Marktgeschehen

Der Zinsstraffungszyklus könnte sich dem Ende nähern, doch der quantitative Straffungszyklus hat gerade erst eingesetzt. Fed, EZB und die Bank of England (BoE) haben begonnen, ihre Bilanzen zu verkleinern.

Nach Ansicht von Sander Bus dürfte sich die quantitative Straffung in den USA wahrscheinlich indirekt auswirken, da Credits mit dem höheren Angebot an Staatsanleihen konkurrieren. In Europa hat die BoE im Rahmen ihres Corporate Bond Purchase Scheme (CBPS) fünf Prozent des Sterling-Investment-Grade-Marktes aufgekauft, während die EZB mit ihrem Corporate Sector Purchase Program (CSPP) 15 Prozent der Euro-Investment-Grade-Anleihen erworben hat. Da diese Nachfrage weggefallen ist und sich nun ins Gegenteil verkehrt, werden dringend neue Käufer für Unternehmensanleihen benötigt.

Positive Faktoren sind jedoch die defensive Positionierung, die unter Credit-Anlegern Konsens zu sein scheint, sowie die hohe Liquidität in vielen Anlageportfolios. Das Fazit der technischen Situation lautet: Die Zentralbanken bestimmen nach wie vor das Marktgeschehen. Solange diese dem Markt für Unternehmensanleihen weiterhin Liquidität entnehmen, können wir nur eine vorsichtige Schlussfolgerung ziehen.

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