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Unternehmensanleihen: Die Rallye ist noch nicht vorbei

Angebot und Nachfrage bestimmen bekanntlich den Preis. So betrachtet hätten Unternehmensanleihen 2012 im Kurs sinken müssen. Denn das Emissionsvolumen von Corporate Bonds explodierte im vergangenen Jahr förmlich. Europäische Unternehmen mit guter Bonität sammelten insgesamt 344 Mrd. Euro Fremdkapital ein, rund 70 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Die Nachfrage nach Firmenanleihen stieg jedoch noch schneller. Nach Berechnung der Royal Bank of Scotland mussten die Unternehmen im Durchschnitt nur noch 3,4 Prozent bieten, um ihre Bonds zu platzieren. Die internationale Anlegerschaft musste sich so mit deutlich niedrigeren Renditen zufrieden geben.

Anleihen von Qualitätsunternehmen sollten in diesem Jahr knapp und teuer bleiben. Denn die Top-Firmen sind sehr gut durchfinanziert, weil sich die Weltkonjunktur nach dem Abflauen der Finanzkrise teilweise kräftig erholte. 2013 könnte sich das Volumen der Neuemissionen daher wieder rückläufig entwickeln. Längst wird das preiswerte Fremdkapital nicht mehr ausschließlich in Maschinen, Anlagen oder Gebäude investiert. Kapitalkräftige Gesellschaften wie Siemens gehen sogar dazu über, eigene Aktien mit Krediten zurückzukaufen. Für bonitätsstarke Konzerne lohnt sich das – die Dividendenrendite der eigenen Aktie liegt häufig deutlich höher als der Zins, der für die Darlehensaufnahme zu zahlen ist.

Zentralbanken helfen

Unterdessen stützt die weltweit ultralockere Geldpolitik den gesamten Rentenmarkt. Den Notenbanken der führenden Industriestaaten ist es gelungen, den Realzins für Staatsanleihen in den negativen Bereich zu drücken. Das rekordtiefe Renditeniveau von Benchmarkanleihen lässt Firmenbonds in einem umso helleren Licht erstrahlen. Daran erinnert Marcus Prella, Rentenexperte von AmpegaGerling. Unternehmensanleihen mit fünfjähriger Restlaufzeit würden aktuell vier Mal soviel Rendite abwerfen wie erstklassige Staatstitel, gibt der Fondsmanager des Gerling Unternehmensanleihenfonds (ISIN: DE0008481078) zu bedenken (hier gehts zum Interview).

Den Unternehmensanleihen kommt noch etwas anderes zugute: Eine Trendumkehr bei der Zinsentwicklung rückt in immer weitere Ferne. Die Notenbanken haben ihre Politik des sogenannten „Quantitative Easing“ in den vergangenen Wochen noch einmal forciert. Fed-Chef Ben Bernanke kündigte an, das laufende Programm zum Ankauf von US-Hypothekenpapieren ab Januar 2013 um Käufe von Staatsanleihen zu ergänzen. Das Volumen der beiden Programme soll sich auf 85 Mrd. US-Dollar monatlich verdoppeln. In Japan drängt der frisch gewählte LDP-Regierungschef Shinzo Abe die Zentralbank dazu, noch mehr Geld zu drucken, den Yen zu schwächen und die Inflationsrate auf zwei Prozent zu hieven. Japan steckt seit Jahren in der Deflation, obwohl der Schuldenstand mit 240 Prozent des Bruttoinlandsprodukts sogar das Niveau Griechenlands in den Schatten stellt.
 
Andere Zeiten, anderen Zinsen

Weltweit steigen die Geldmengen rasant. Zu mehr Inflation hat die Liquiditätsschwemme trotzdem nicht geführt, im Gegenteil. Das zusätzliche Kapital stabilisiert das Finanzsystem, erreicht die Gütermärkte aber nur sehr begrenzt. Insofern muss man den unkonventionellen Stützungsaktionen der Notenbanken Lob zollen. Die Währungshüter wissen, dass ein Abgleiten der Weltwirtschaft in die Rezession die größte Bedrohung darstellen würde.

Im globalen Maßstab stabilisiert sich die Wirtschaft etwas, schäumt aber keinesfalls über. So
erwartet etwa die Deutsche Bundesbank, dass die Wirtschaftsleistung in der Bundesrepublik 2013 um 0,4 Prozent zulegen wird. Derart überschaubare Wachstumsraten bieten wenig Spielraum für Preisüberwälzungen; kräftig kletternde Teuerungsraten rücken hierdurch außer Sichtweite. Damit bleibe das Umfeld für Unternehmensanleihen günstig, hebt auch Fondsmanager Marcus Prella hervor.

Reformen greifen

In den bedrängten Staaten Südeuropas zeigen unterdessen die Wirtschaftsreformen erste Erfolge. Gleichzeitig spannt die Europäische Union ein immer dichteres Sicherungsnetz. Der dauerhafte Rettungsschirm ESM nahm im vergangenen Oktober seine Arbeit auf. Um das Eurosystem zu festigen, wird auf dem nächsten EU-Gipfel im Juni 2013 über einen Fahrplan für koordinierte Strukturreformen gesprochen. Angedacht ist unter anderem, erfolgreiche Haushalts-Konsolidierungen über einen neuen Solidaritätsfonds zu belohnen, der mit zehn bis 20 Mrd. Euro ausgestattet werden könnte.

Auch die Banken des Euroraums sind wohl über den Berg. Systemrelevante Institute werden ab 2014 von einer gemeinsamen Bankenaufsicht überwacht, die bei der EZB angesiedelt ist. Von direkten Bankenhilfen aus europäischen Töpfen profitierten 2012 bereits vier in Bedrängnis geratene spanische Kreditinstitute. Der europäische Bankensektor steht heute auf einem viel solideren Fundament als noch vor Jahren. Bondinvestoren, die den Sektor zuvor gemieden hatten, kehren nun zurück. Anleiheexperte Marcus Prella setzte frühzeitig auf diesen Trend, wovon sein Fonds profitierten konnte.

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