Unternehmensbewertung Was das KGV aussagt - und was nicht

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis, auch KGV genannt ist in vielen Finanzmedien der zentrale Maßstab für die Bewertung von Aktien. Hierbei wird der Kurs einer Aktie durch den Gewinn je Aktie des jeweiligen Unternehmens geteilt. Das KGV sagt also aus, mit dem Wievielfachen des jährlichen Gewinns ein Unternehmen an der Börse bewertet wird. Je niedriger das KGV, desto billiger ist das Unternehmen an der Börse bewertet. Soweit so richtig. Aber bedeutet das auch, je billiger, desto besser? Bedeutet das, dass man blind die Aktien mit dem niedrigsten KGVs kaufen kann und damit Kursgewinne garantiert sind? Leider nein. Denn das KGV als Kennzahl hat einige inhärente Schwächen.
KGV ist eine statische Kennzahl
Die Unzulänglichkeit des KGV als isolierte Kennzahl zur Aktienbewertung liegt darin begründet, dass es eine statische Kennzahl ist, die sich nur auf den (geschätzten) Gewinn des aktuellen oder des Folgejahres bezieht. Somit fällt das KGV bei Unternehmen, die sich in Turnaround-Situationen befinden, sehr hoch aus, wie zum Beispiel aktuell bei Thyssen-Krupp. Hier hat das KGV nur eine begrenzte Aussagekraft, da die Gewinne dieser Unternehmen erst in einigen Jahren wieder auf ein akzeptables Niveau steigen werden. Dennoch könnte sich bei solchen Unternehmen bereits ein frühzeitiger Einstieg lohnen.
So hat Thyssen-Krupp auf Basis der Konsensschätzungen der Analysten ein KGV von 30 für das am 30.9. gerade zu Ende gegangene Geschäftsjahr, während es für das laufende Geschäftsjahr (zum 30.9.2017) noch mit 14 bewertet ist. Für ein zyklisches Unternehmen sicherlich eine stolze Bewertung, die nicht unbedingt zum Kauf animiert. Gelingt jedoch der nachhaltige Turnaround in den nächsten Jahren sinkt das KGV im darauffolgenden Jahr auf 10, was einer eher attraktiven Bewertung entspricht.