Unternehmensnachfolge Was bei der Nachfolgeplanung für Familienunternehmen zählt
DAS INVESTMENT: Muss ein Berater, der zur Nachfolgeplanung berät, auch Psychologe sein?
Rolf Kauke: Nein, aber er sollte im Rahmen der sozialen Situationen, die entstehen können, ausgebildet sein. Ein gruppendynamisches Training ist sehr sinnvoll. Es bestehen natürlich Berührungsängste mit den psychologischen Hintergründen der Beratung. Unsere Aufgabe als Berater ist es dann, Sicherheit zu geben. Ich bediene mich der Methoden aus der systemischen Familientherapie, hierbei ist es wichtig, in einer verständlichen Sprache zu sprechen, die meine Mandanten auch annehmen können.
Sie nennen in Ihren Vorträgen verschiedene Konfliktfelder wie Angst vor Vermögensverlust, Interessenkonflikte, der Nachfolger könnte erfolgreicher sein etc., sind diese gleich verteilt?
Kauke: Die sind im Wesentlichen gleich verteilt. Was ich aber neuerdings häufiger beobachte, manche aus der Erbengeneration wollen die Unternehmensnachfolge gar nicht mehr. Die Kinder sagen, wir haben genug zu leben, wir wollen uns nicht mit dem Unternehmen belasten. Die Unternehmer-Eltern sind dann meist sehr erstaunt. Insofern ist die Familienstiftung ein großes Thema – also wie sichert man für die Familien das Vermögen und welche Stiftungsform wählt man, damit die Stiftung arbeitsfähig bleibt, das Kapital nicht aufgezehrt wird und die verschiedenen Stämme, Enkel, Urenkel aus dem Vermögen profitieren, ohne die Arbeit mit dem Erbe zu haben.
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Gibt es heutzutage noch Patriarchen à la Schlecker, die den rechten Übergabezeitpunkt verpassen und die Außensicht auf Ihr Unternehmen verlieren?
Kauke: Ja, die entkoppeln sich und es wird eine Kultur entwickelt, die Angst verbreitet. Die zweite und dritte Führungsebene agiert dann nicht mehr nach einer Konflikt- und Feedbackkultur, es werden keine Fehlentwicklungen zurückgemeldet. Das ist dann Beratungsresistenz. Wenn ich so etwas erlebe, frage ich sofort, warum soll ich mit Ihnen arbeiten, aber wenn ich beauftragt werde, hat der Unternehmer den ersten Schritt bereits getan und sich eine Außensicht ins Unternehmen hereingeholt. Mit diesen Widerständen arbeite ich dann.
Wie funktioniert das?
Kauke: Ich frage, was ist die Funktion des Widerstandes? Welche Realitäten nimmt der Unternehmer nicht in den Blick. Ich muss also erkennen, was für Dinge und Bedürfnisse, was für Erfahrungswerte fehlen. Und das mit einer Haltung auf Augenhöhe, nicht mit Abwertung. Wenn ich das erreiche, taut der Unternehmer auf. Und wenn ich dann noch psychologisch ausgebildet bin, weiß ich dass ich Menschen nicht über Konfrontation, sondern nur mit Überzeugung erreiche.