Die Märkte befinden sich 2025 in einer Phase fundamentaler Unsicherheit. Handelskonflikte, geopolitische Spannungen und fiskalische Schieflagen bestimmen das wirtschaftliche Umfeld. Dennoch: Trotz aller Risiken zeigen sich die Kapitalmärkte bemerkenswert widerstandsfähig. Dies war der Tenor des Medien-Roundtables von Columbia Threadneedle Investments zur Jahresmitte, bei dem Global CIO William Davies und Paul Niven, Head of Multi-Asset Solutions EMEA, ihre Perspektiven zur Lage an den Kapitalmärkten präsentierten.

Märkte im Auf und Ab: Volatilität ist das neue Normal

William Davies,
Global Chief Investment Officer

„Statt des traditionellen Sieben-Jahres-Zyklus erleben wir heute eine Abfolge von Mini-Zyklen“, erklärte William Davies. Die Ursachen sind vielfältig: Die Rückkehr von Zöllen in den globalen Handel, der Ukrainekrieg, neue Spannungen im Nahen Osten sowie der Strategiewechsel der US-Regierung unter Donald Trump. In der Folge schwankten die Märkte stark: So stieg der Volatilitätsindex (VIX) Anfang April im Zusammenhang mit Trumps „Liberation Day“ auf 60 Punkte, liegt mittlerweile aber wieder unter 20 – ein Zeichen dafür, dass Anleger trotz geopolitischer Risiken kurzfristig wieder Zuversicht schöpfen.

Globale Konjunktur: Uneinheitlich und von Unsicherheit geprägt

Makroökonomisch betrachtet zeigt sich das Bild heterogen. Während einige Regionen moderate Wachstumsperspektiven aufweisen, bleibt das Verbrauchervertrauen insgesamt schwach. Laut Davies halten sich viele Unternehmen mit Investitionen zurück – nicht aus Mangel an Liquidität, sondern aus Unsicherheit über die politische und wirtschaftliche Zukunft. Der Arbeitsmarkt schwächt sich ab, die Arbeitslosigkeit dürfte weltweit leicht steigen.

 

Auch fiskalisch mehren sich die Warnsignale. Viele Länder verzeichnen wachsende Haushaltsdefizite, gleichzeitig steigen die Staatsschulden (siehe Grafik) in mehreren großen Volkswirtschaften. „Die fiskalische Lage wird zum globalen Risikofaktor“, so Davies.

Grafik 1: Staatsschulden in Prozent des Bruttoinlandsprodukts

Quelle: Macrobond, International Monetary Fund (IMF), Stand: 20.06.2025

Grafik 2: Haushaltsdefizite in Prozent des BIP

Quelle: Macrobond, International Monetary Fund (IMF), Stand: 20.06.2025

Inflation bleibt zäh – und die Inflationserwartungen steigen wieder

Paul Niven,
Head of Multi-Asset
Solutions EMEA

Besonders aufmerksam verfolgen die Investment-Strategen von Columbia Threadneedle Investments die Entwicklung der Inflation. Nachdem der Preisauftrieb 2024 vielerorts nachgelassen hatte, steigen die Inflationserwartungen seit Jahresbeginn wieder. Daten der University of Michigan zeigen sowohl auf Einjahres- als auch auf Fünfjahressicht einen deutlichen Anstieg der erwarteten Teuerungsraten.