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Baki Irmak: „Wir sind keine Index-Schmuser“

DAS INVESTMENT: Herr Irmak, wie entwickelt sich das derzeitige Marktumfeld?
Baki Irmak: Wir stehen vor der Berichtssaison, die Unternehmenszahlen kommen gerade herein. Die Zahlen sind ok, aber in den USA sind die Bewertungen immer noch hoch. Die positiven Überraschungen müssen dort stattlich sein, damit es Anleger honorieren. Bei negativen Überraschungen können die Kursverluste extrem hoch ausfallen. Weiterhin stark beeinflusst wird der Markt von der Inflationsentwicklung – und seit einigen Wochen natürlich auch von der US-Politik. Eine Breaking News jagt die nächste. Neben Bloomberg und traditionellen Medien ist nun auch die Social-Media-Plattform Truth Social der Trump Media & Technology Group von Relevanz geworden.
Wie schneiden vor diesem Hintergrund die beiden Fonds von The Digital Leaders Fund ab?
Irmak: Als Investoren mit längerfristigem Anlagehorizont lassen wir uns vom Rauschen an den Märkten nicht beirren. Die Kurse unserer beiden Fonds, des Digital Leaders Fund und des EM Digital Leaders, notieren nahezu auf Allzeithoch. 2024 lagen wir in den Fonds mit 35 beziehungsweise 39 Prozent (Quelle: Universal Power Portal) in absoluten Zahlen im Plus – und damit jeweils deutlich über den Benchmarks. Zudem führt unser Emerging-Markets-Fonds in den Zeiträumen „Performance über 24 Monate“ und „Performance über ein Jahr“ die Rangliste der besten Schwellenländerfonds in Europa an. Die EMDL Insti-Tranche ist unter 5.006 Schwellenländerfonds der beste Fonds auf Sicht von einem Jahr, zwei Jahren und in 2024 (Quelle: Morningstar Category EEA Emerging Markets Equity). Die EMDL Retail-Tranche ist in den genannten Zeiträumen immer die Nummer Zwei.
Was sind die wichtigsten Gründe für die Performance? Welche Aktien, die den digitalen Wandel gestalten, sind gute Beispiele für die DNA des Fonds?
Irmak: Wir sind Stockpicker, und wir investierten konzentriert. Unsere Analyse der digitalen Spur hilft uns dabei, Chancen und Risiken für die Investments besser einzuschätzen. Während der Aktienmarkt in Brasilien 2024 zweistellig im Minus lag, haben unsere Top-Picks wie Nu und Mercadolibre zweistellig zulegen können. Andere Beispiele für eine gute Titelauswahl sind das E-Commerce- und Gaming-Unternehmen Sea Ltd, der taiwanesische Auftragshersteller für Halbleiter TSMC oder das kasachische Fintech Kaspi.
Ich möchte aber darauf hinweisen, dass unsere Fonds nichts für zartbesaitete Anleger sind. Wir investieren in Wachstumsunternehmen, wodurch unsere Fonds von teils großen Ausschlägen geprägt sind. Wir streben an, dass sich Anleger mit Durchhaltevermögen über satte Gewinne freuen können.
Welchen Wert haben Sie jüngst ins Portfolio gekauft?
Irmak: Mit Nebius haben wir ein führendes Unternehmen im Bereich KI-Infrastruktur ins Portfolio aufgenommen. Zudem haben wir unsere China-Gewichtung in beiden Fonds deutlich hochgefahren. Der chinesische Automobilhersteller BYD gehört mittlerweile in beiden Fonds zu den Top-10-Titeln. Unser Fondsberater für den EM Digital Leaders, Steffen Gruschka, sieht beträchtliches Potenzial für diese Titel. Gruschka war bis 2006 im Fondsmanagement der DWS Group als Leiter Aktien Osteuropa verantwortlich und wurde für seine Arbeit als Fondsmanager des Jahres ausgezeichnet.
In den vergangenen Quartalen haben wir mit den Magnificent 7 eine starke Konzentration in den Aktienindizes gesehen. Ist jetzt die Zeit reif für eine breitere Rally, auch für die Unternehmen der zweiten Reihe?
Irmak: Wir sind keine Index-Schmuser und setzen vorranging auf Werte der zweiten Reihe. Bei Nvidia, TSMC, Meta und Netflix sind wir allerdings auch investiert. Die Nvidia-Gewichtung haben wir allerdings zuletzt reduziert. Wir sind derweil optimistisch für die zweite und dritte Reihe – die Bewertungen sind dort teil attraktiver als bei der Handvoll von Aktien, die die Indizes dominieren: 10 Prozent der Unternehmen machen inzwischen 40 Prozent der Gewichtung im S&P-500 aus. Wir sehen zudem in Europa, Asien und China deutlich bessere Bewertungen als in den USA. Zum Vergleich: Der Nasdaq hatte im Jahr 2024 ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 33, während der Hang-Seng-Index ein KGV von 10 aufweist (Quelle: Bloomberg).
Die Aktienkurse in vielen Sektoren steigen. Bedeutet die Agenda der neuen US-Regierung einen Push für die Aktienmärkte oder mehr Unsicherheit?
Irmak: Das ist leider nicht so eindeutig. Die Deregulierung, die geplanten Steuersenkungen und die angekündigte Entbürokratisierung ist grundsätzlich positiv für die Aktienmärkte. Trumps erratische Handels- und Außenpolitik, die Massenentlassungen von Staatsbediensteten und die Untergrabung der Justiz und der Pressefreiheit sind dagegen gefährlich und überschatten gerade alles Positive. Aus dem Trump-Trade ist der Trump-Slump geworden. Aktuell sind die großen Profiteure der Trump-Politik eher Europa und China.
Ungeachtet der Deregulierungsmaßnahmen in den USA: Geht die Dominanz der US-Aktien in die nächste Runde, oder sind europäische Aktien attraktiver?
Irmak: Aktuell werden Staatsausgaben in USA zurückgefahren, siehe die Maßnahmen von DOGE, dem Department of Government Efficiency. Auch die Zinspolitik ist nicht mehr so konstruktiv wie 2024, wie u.a. Goldman Sachs urteilt. In Europa und in China ist es umgekehrt. Deutschland hat gerade die größte Investition seit der Wiedervereinigung angekündigt, Europa rüstet auf, und die Europäische Zentralbank senkt weiterhin die Zinsen. Das Sentiment für europäische Aktien ist aktuell deutlich besser. Allerdings ist auch klar: Sollten die USA tatsächlich in eine Rezession rutschen, wird sich Europa dem kaum entziehen können.
Wie sehen die Aussichten für Schwellenländertitel aus?
Irmak: Die geldpolitische und fiskalpolitische Beinfreiheit ist in den meisten Schwellenländern besser. Viele Schwellenländer sind deutlich weniger verschuldet, und in vielen dieser Länder sind die Realzinsen hoch. Wir investieren allerdings ohnehin in andere Titel als die meisten EM-Fonds.
Viele Schwellenländer-Indizes werden heute noch dominiert von den Sektoren Banken, Energie und Rohstoffe. Der EM Digital Leaders setzt auf Unternehmen, die bei der Digitalisierung, bei der Entwicklung und Anwendung von Technologien die Nase vorn haben. Ein gutes Beispiel hierfür ist Brasilien. Obwohl der Bovespa-Index 2024 rund 20 Prozent im Minus lag, haben wir mit Mercadolibre und Nubank eine zweistellige Performance erzielt.
Welche Entwicklung erwarten Sie bei chinesischen Aktien?
Irmak: Hier sehen wir ebenfalls positive Entwicklungen. Die groß angekündigte fiskalpolitische Bazooka ist zwar bis heute nicht gekommen. Aber der Erfolg von Deepseek hat die Aufmerksamkeit der Investoren wieder auf die Innovationskraft chinesischer Unternehmen gelenkt und die Stimmung für China-Aktien deutlich gehoben. Nicht nur bei Gen AI sind die Chinesen den US-Unternehmen auf den Fersen. Der chinesische Elektroauto-Riese BYD fordert mit seinem Fahrassistenten „God's Eye“- Tesla heraus. China ist der größte Markt für Neuzulassungen für Autos, der Marktanteil chinesischer Marken liegt hier laut JP Morgan mittlerweile bei 65 Prozent. Und nun erobern die Chinesen die ausländischen Märkte. Auch die Diskussionen um Frieden in der Ukraine hilft China. Bisher galt das Land als Co-Bösewicht und wurde von vielen Investoren eher gemieden.
Welche Folgen hätte ein Frieden in der Ukraine auf die Aktienmärkte?
Irmak: Für den gesamten osteuropäischen Raum aber auch für die Schwellenländermärkte wäre das ein Segen. Anrainerstaaten der Ukraine, wie Polen, Österreich, Ungarn, Tschechien oder auch Kasachstan, würden profitieren. Einer der großen Profiteure wäre sicherlich auch Deutschland.
Zum Interviewten:
Baki Irmak war viele Jahre in leitender Funktion für den Deutsche-Bank-Konzern und DWS tätig. Zuletzt u.a. als Global Head of Digital Business für die Deutsche Asset & Wealth Management und Mitglied im Digital Executive Commitee der Deutschen Bank. Seine berufliche Laufbahn hat er als Fondsmanager für Technologie, Telekommunikation und Medien bei BHF Trust begonnen. Danach war er Fondsmanager bei der Commerzbank und ABN Amro.
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