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US-Börsen Aktienrückkäufe sinnvoll oder gefährliche Kurskosmetik?

Rückkäufe eigener Anteile durch Amerikas Aktiengesellschaften beflügeln das US-Börsenbarometer S&P 500. (Quelle: VWD)
Rückkäufe eigener Anteile durch Amerikas Aktiengesellschaften beflügeln das US-Börsenbarometer S&P 500. (Quelle: VWD) | Foto: GVS Financial Solutions GmbH
Guido vom Schemm, GVS Financial Solutions

Werfen wir einen kritischen Blick auf den Ablauf und die Auswirkungen der Aktienrückkäufe. Bei dieser von großen Konzernen häufig durchgeführten Kapitalmaßnahme kauft das Unternehmen seine eigenen Wertpapiere. Dadurch erhöht es die Nachfrage und stärkt so den eigenen Aktienkurs.

Diese Rückkaufprogramme sind jedoch streng an gesetzliche Regeln gekoppelt. Damit die Unternehmensleitung aber überhaupt tätig werden kann, muss sie dazu von der Hauptversammlung ermächtigt werden.

Dort wird auch festgelegt, welchen Anteil am Grundkapital das Unternehmen zurückerwerben darf. Gesetzlich erlaubt ist ein Rückkauf von Aktien von bis zu 10 Prozent des Grundkapitals. Die Erlaubnis gilt längstens für fünf Jahre.

Dividende wächst mit

Während bei gewöhnlichen Anlegern die gekauften Aktien selbstverständlich ins Depot gebucht würden, vernichtet das Unternehmen in den meisten Fällen die erworbenen Wertpapiere. Aus dieser Vernichtung resultiert nach der Kursstabilität auch die zweite positive Folge für den Aktienkurs: Die Anzahl der Aktien sinkt, sodass der Gewinn je Aktie steigt, da dieser auf weniger Aktien verteilt wird. Auch die Dividende wächst somit automatisch und erhöht wiederum die Nachfrage nach den Titeln.

Studien legen ganz klar einen positiven Zusammenhang zwischen Aktienrückkäufen und Aktienperformance nahe, zumindest in der kurz- bis mittelfristigen Sicht.

Betrachtet man den Zeitpunkt der Aktienrückkäufe, so sieht man, dass diese meist zu Börsenboom-Zeiten ihren Höhepunkt erlebten. Heißt, dass die Aktien zu einem verhältnismäßig hohen Preis gekauft wurden.

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Kursverluste kaschieren

Nicht selten werden Aktienrückkäufe nämlich auch dazu benutzt, um eine schwache Wertentwicklung zu kaschieren. Das Hauptproblem bei Aktienrückkäufen liegt folglich darin, dass die Auswirkungen schlechter Managemententscheidungen erst mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung für alle Anleger sichtbar werden, da sie den Aktienkurs kurzfristig nach oben verzerren und dem „uninformierten Aktionär“ glauben lassen, dass alles in bester Ordnung sei.

Auch Trumps Steuerreform beflügelt neuerdings die Zahl der Rückkäufe in den USA. Im Februar summierten sich die Rückkaufankündigungen nach Berechnungen des auf solche Transaktionen spezialisierten Analysehauses Trim Tabs auf 153,7 Milliarden Dollar. Das ist mehr als doppelt so viel wie im Januar – und mehr, als alle 30 Dax- und 50 MDax-Konzerne im vergangenen Jahr verdient haben. Es wäre spannend zu wissen, wo Dow Jones und S&P 500 ohne diese Stützungskäufe stehen würden.

Schutz vor Übernahmen

Ob solche Aktienrückkäufe sinnvoll sind, hängt von den genauen Umständen ab. Zunächst einmal kann es steuerliche Vorteile mit sich bringen, wenn ein Unternehmen mit seinen Überschüssen Aktien zurückkauft. Außerdem kann eine solche Maßnahme einen Schutz vor Übernahmen darstellen.

Aber es gibt durchaus Nachteile. Wenn sich das Unternehmen für einen Aktienrückkauf entscheidet, heißt das auch, dass die Überschüsse nicht in den Ausbau von Kapazitäten, die Forschung oder die Erschließung neuer Märkte investiert werden. Ein Nachteil ergibt sich für Anleger zudem, wenn Aktien zu überhöhten Kursen zurückgekauft werden.

Folgt beispielsweise nach einem Aktienrückkaufprogramm eine Gewinnwarnung infolgedessen der Aktienkurs einbricht, hat das Unternehmen die Aktien zu teuer zurückgekauft. Ein Blick auf den Chart lässt wohl erahnen, dass es sich bei den Transaktionen der letzten Monate eher um eine gefährliche Kurskosmetik handeln könnte.

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