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  • Darum führt kein Weg am US-Dollar vorbei

Von in WährungenLesedauer: 5 Minuten
Dollarzeichen schwebt über einem Geldhaufen, unter dem sich Dunkelheit ausbreitet
Die US-Währung hat deutlich an Wert verloren – bleibt aber laut Steffen Kunkel weiterhin eine Safe-Haven-Währung. | Foto: Birte Penshorn mit Midjourney

Mit dieser Entwicklung hatten zu Jahresbeginn wohl die wenigsten Investoren gerechnet: Eigentlich war es Konsens, dass der US-Dollar auf die Parität zum Euro zusteuert. Eingetreten ist das Gegenteil. Die US-Währung hat deutlich an Wert verloren. Dafür gibt es mehrere Gründe.

Der wichtigste lautet: Das bislang robuste Wirtschaftswachstum der USA droht angesichts des Handelskonflikts merklich an Dynamik zu verlieren. Vielmehr ist die Wahrscheinlichkeit einer Rezession in den vergangenen Wochen spürbar gestiegen. Dies liegt nicht zuletzt an der erratischen Politik von US-Präsident Donald Trump, der mit seinem ständigen Hin und Her bei den Strafzöllen sowohl die Unternehmen als auch die Verbraucher in den USA massiv verunsichert hat.

In einem solchen Umfeld bleibt den Unternehmen kaum etwas anderes übrig, als auf Sicht zu fahren und Investitionsentscheidungen erst einmal aufzuschieben, bis mehr Klarheit herrscht. Für die Konsumenten gilt dies analog.

Strafzölle verteuern importierte Waren, da die entsprechenden Unternehmen diese nur teilweise auf die eigene Rechnung nehmen können. Die Gewinnmargen geben das einfach nicht her. Das Billigwarenportal Temu sowie der Fast-Fashion-Anbieter Shein, beide aus China, haben in den USA bereits massive Preiserhöhungen angekündigt. Die Folge ist ein einsprechender Rückgang der Nachfrage. Was das für eine weitgehend auf Konsum basierende Volkswirtschaft bedeutet, liegt auf der Hand. In den USA werden bereits Stagflationsszenarien diskutiert. Beim Dollar handelt es sich auch um eine stark zyklische Währung.

Gold als Reservewährung gefragt

Außerdem investieren die Notenbanken verschiedener Schwellenländer einen Teil ihrer Devisenreserven in Gold – allen voran die People's Bank of China. Wie groß der Einfluss Washingtons auf den Dollar ist, zeigte das Einfrieren russischer Auslandsguthaben nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine. Angesichts der massiven Handelsstreitigkeiten der USA mit China dürfte dies Peking ein Dorn im Auge sein. Gold hingegen unterliegt nicht dem Einfluss der Amerikaner, sondern garantiert Unabhängigkeit.

 

Diskutiert wird auch, dass China nach dem „Liberation Day“, also nach der Ankündigung zusätzlicher Strafzölle durch Trump Anfang April, in größerem Umfang US-Staatsanleihen verkauft hat, um Washington durch höhere Zinsen unter Druck zu setzen. Auch das Misstrauen gegenüber der hohen und vermutlich weiter steigenden US-Staatsverschuldung dürfte für die aktuelle Dollarschwäche mitverantwortlich sein. Szenarien eines Vertrauensverlustes, einer anhaltenden Schwäche oder gar des Verlustes der globalen Leitwährung werden bereits diskutiert. Doch Vorsicht: Der Dollar sollte nicht vorschnell abgeschrieben werden.

Zinsdifferenz dürfte an Gewicht gewinnen

Da die Abkühlung der US-Konjunktur mittlerweile eingepreist sein sollte, dürften jetzt die Zinsdifferenzen wieder stärker in den Vordergrund treten. Aufgrund der schwachen Konjunktur und der nachlassenden Inflation kann die EZB ihren Zinssenkungskurs fortsetzen. Es ist mit vier weiteren Zinssenkungen in diesem Jahr zu rechnen, was den Einlagenzins zum Jahresende auf 1,5 Prozent senken dürfte.

Der US-Notenbank Fed sind dagegen weitgehend die Hände gebunden. Zwar ist sie auch dem Arbeitsmarkt verpflichtet, aber inflationäre Tendenzen aufgrund der von Trump verhängten Strafzölle dürften stärkere Zinssenkungen verhindern, die derzeit bei 4,25 bis 4,5 Prozent liegen. Die bereits deutliche und voraussichtlich weiter steigende Zinsdifferenz zwischen Europa und den USA dürfte eine weitere Abwertung des US-Dollars verhindern.

Hinzu kommt, dass die Anleger in den vergangenen Jahren US-Aktien stark übergewichtet hatten. Im laufenden Jahr haben sie jedoch in die deutlich günstigeren europäischen Titel umgeschichtet. Dabei handelt es sich um eine Normalisierung, die inzwischen auch im US-Dollar eingepreist sein sollte. Der mit Abstand größte Aktienmarkt der Welt wird auch weiterhin nicht aus der Asset Allocation wegzudenken sein.

 

US-Dollar ist weiterhin eine Safe-Haven-Währung

Darüber hinaus hat der Dollar seine wichtige Funktion als Safe-Haven-Währung nicht eingebüßt. Es lohnt sich, einen Blick auf die Finanzmarktkrise 2007 zu werfen, die ihren Ursprung ebenfalls in den USA hatte. Mit einer Risk-Off-Bewegung zu Beginn der Krise verlor der Dollar damals 14 Prozent gegenüber einem internationalen Währungskorb. Doch mit zunehmender Panik und abnehmender Handelbarkeit globaler Anlageklassen besannen sich die Investoren auf die konkurrenzlose Liquidität des US-Dollars. Er bestand den Stresstest mit Bravour.

Eine ähnliche Rolle kommt auch nach fast 20 Jahren dem US-Dollar zu. Eine ernsthafte Konkurrenz im internationalen Währungsgefüge ist nicht erkennbar. Dafür sind die Märkte für Gold oder auch Bitcoin viel zu klein. Der US-Dollar bleibt für Investoren ein wichtiges Asset in globalen Krisenzeiten. Kurzfristig betrachtet könnte der Dollar noch in Richtung 1,17 Euro weiter fallen, in Richtung Jahresende sind dann jedoch festere Kurse im Bereich von 1,08 Euro zu erwarten.

Bei einer Krise in dem Ausmaß wie in den Jahren 2007 und 2008 wären noch deutlich höhere Kurse wahrscheinlich, doch vorerst ist eher mit einer weniger spektakulären Normalisierung zu rechnen.


Über den Autor:

Steffen Kunkel arbeitet bei der Bethmann Bank, einer Marke der ABN AMRO Bank Frankfurt Branch, als Chef-Investmentstratege (Chief Investment Strategist). Davor war er unter anderem bei der Credit Suisse und Universal Investments tätig.

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