Vergleiche mit der Internationalisierung des Renminbi sind aufschlussreich. Die chinesische Währung wird seit 2010 von den Zentralbanken als Reservewährung gehalten, obwohl sie nicht konvertierbar ist. Große Devisenreserven sind zwar kein Ersatz für tiefe, liquide und offene Kapitalmärkte, tragen aber dazu bei, die Währungsvolatilität zu dämpfen. Und im Fall der Rupie könnten sie auch den globalen Zentralbanken, die ihr Währungsengagement diversifizieren wollen, eine Hilfe sein. Eine gewagte Prognose, aber ein kleiner Teil der globalen Devisenreserven wird sicherlich der Indischen Rupie zugutekommen.
Der Euro und der Renminbi werden ebenfalls gewinnen, wenn auch in bescheidenem Maß
In den Nullerjahren wurde erwartet, dass der neu eingeführte Euro dem US-Dollar Paroli bieten würde. Seither hat sich das Gewicht des Euro in den Devisenreserven jedoch kaum verändert. Zwei Gründe dafür sind das Fehlen einer Kapitalmarktunion und das Versäumnis, einen Markt für Anleihen von Einzelemittenten zu entwickeln, der mit der Tiefe und Liquidität des US-Schatzmarktes mithalten kann. Dennoch glauben wir, dass der Euro als Hauptalternative zum US-Dollar ein kleines zusätzliches Stück vom Kuchen abbekommen und international auf dem zweiten Platz bleiben wird.
Der chinesische Renminbi (auch Yuan genannt) galt 2016 als vielversprechendste Währung. Zwar hatte China nach der globalen Finanzkrise begonnen, seine Währung international stärker zu etablieren. Doch trotz dieser Bemühungen und der prestigeträchtigen Aufnahme in den Währungskorb des Internationalen Währungsfonds (IWF) im Jahr 2016, blieben die erhofften Erfolge aus.
Im Renminbi sind derzeit rund 2 Prozent der weltweiten Devisenreserven allokiert. Seit der russischen Invasion in der Ukraine ist der Anteil zurückgegangen. Osteuropäische Zentralbanken wie die Tschechische Nationalbank und die Zentralbank von Litauen haben beide ihre chinesischen Bestände aufgelöst, wobei letztere ausdrücklich die Ukraine als Grund angab.
Die Renminbi-Story wurde auch durch Kapitalmarktreformen, die hinter den Erwartungen zurückgeblieben sind, und in jüngster Zeit durch die stark gesunkenen Renditen chinesischer Anleihen beeinträchtigt. Beim derzeitigen Renditeniveau könnten neue Käufer von Renminbi-Anleihen entmutigt werden. Die geopolitische Zerrissenheit hat jedoch zwei Seiten. Für einige Länder wird China eher ein Freund als ein Feind sein, es wird einen größeren Anteil an den Handelsströmen mit diesen Ländern haben, und der Renminbi wird für die Halter dieser Reserven attraktiv sein. China ist die wichtigste Handelsnation für mehr als 120 Länder, und Handelsströme sind potenzielle Zahlungsströme für den Renminbi: Trotz des Gegenwinds dürfte der Yuan also in den nächsten zehn Jahren weiterhin einen bescheidenen Anteil an den Devisenreserven gewinnen.
Schließlich dürfte auch der Singapur-Dollar profitieren. Er hat bereits ein kleines Stück vom Kuchen der Devisenreserven und könnte von hier aus noch leicht wachsen. Die Währung dürfte weiterhin vom Renminbi profitieren – große Renminbi-Handelsrechnungsströme über Singapur haben zu einem raschen Anstieg der Nachfrage nach Singapur-Dollar-FX-Swaps geführt. Diese Dynamik wird voraussichtlich auch künftig das Interesse an der Währung fördern.
Wie stehen die Chancen für eine durch Gold gedeckte BRICS-Währung?
Es gab Spekulationen, dass der Wunsch, den US-Dollar zu meiden, die Einführung einer goldgedeckten BRICS-Währung fördern könnte und dass diese zu einer Handelswährung werden könnte, die mit dem US-Dollar konkurriert und einen möglichen Hort für Devisenreserven bildet.
Wir halten dies für unwahrscheinlich. Die BRICS-Staaten sind eine heterogene Gruppe mit unterschiedlichen Zielen – und im Falle Indiens und Chinas auch mit erheblichen Rivalitäten. Daher eignen sie sich kaum als Basis für ein gemeinsames Währungsprojekt.
Die mit der Einführung einer BRICS-Währung (ob goldgebunden oder nicht) verbundenen Probleme wären enorm. Die jüngsten Debatten über die Aufnahme weiterer Länder in die BRICS-Gruppe würde die Komplexität nur noch erhöhen und die Wahrscheinlichkeit einer neuen Währungsvereinbarung sogar verringern. Wir glauben nicht, dass die Idee einer BRICS-Währung in den nächsten zehn Jahren einen Anteil an den globalen Devisenreserven erlangen wird.
Was das für Anleger bedeutet
Die Dominanz des US-Dollars wird aufgrund seiner fortgesetzten Nutzung als „Währungswaffe“ weiter schwinden. Dennoch erwarten wir, dass seine führende Position erhalten bleibt, selbst wenn sein Anteil auf 50 Prozent sinken sollte, da derzeit kein einzelner Herausforderer erkennbar ist. Stattdessen dürften in den nächsten zehn Jahren zehn verschiedene Währungen die erwartete 10-prozentige Erosion des Dollaranteils an den globalen Devisenreserven kompensieren.
Wir werden auch eine zunehmende Internationalisierung aufstrebender Währungen beobachten, da die Reformen der Anleihemärkte weltweit den Zugang für ausländische Investoren verbessern und fördern. Dies dürfte wiederum eine Veränderung der führenden globalen Anleiheindizes zur Folge haben. Eine praktische Möglichkeit für Anleger, sich für diese Chancen zu positionieren, besteht darin, in breit angelegte Produkte zu investieren, die auf Schwellenländer- und globale Gesamtindizes ausgerichtet sind.
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