Portfolioallokation Die US-Wahl ändert an der Energiewende wenig
Dem Pictet-Global Environmental Opportunities Fonds haben Anleger insgesamt 7,16 Milliarden Euro anvertraut. Nicht von ungefähr, denn die Performance des am 10. September 2010, also vor 14 Jahren, aufgelegten Fonds kann sich sehen lassen: Auf Sicht der schwierigen vergangenen drei Jahre liegen plus 4,6 Prozent an. Auf Sicht von fünf Jahren hat der Fonds plus 67,25 Prozent und über den Zeitraum von zehn Jahren 172,84 Prozent erzielt.
Doch nachhaltige Anlagen sind unter Druck geraten. Während beispielsweise Waffenhersteller steigende Kurse verzeichnen, sind Hersteller von Anlagen zur Solarenergiegewinnung und von Windkraftanlagen weniger gefragt. In den USA macht derweil der Begriff „ESG-Hushing“ (abgeleitet aus dem englischen Verb für „verschweigen“) die Runde; damit ist gemeint, dass Unternehmen sich in der Öffentlichkeit möglichst gar nicht mehr über eigene grüne Projekte äußern – weil viele von ihnen mit den ganzheitlichen Initiativen ihrer großen Mitbewerber nicht mithalten können.
In dieser unübersichtlichen Lage fragen sich viele Investoren, welche Auswirkungen eine mögliche zweite Amtszeit von Donald Trump auf die grünen Stimulusmaßnahmen und entsprechenden politischen Rahmenbedingungen haben könnte, die unter Joe Biden erlassen wurden. Das Inkrafttreten des „Inflation Reduction Act“ (IRA) und des „Infrastructure Investment and Jobs Act“ (IIJA) im Jahr 2022 haben einen Schub für Investitionen in die Umwelttechnologien-Produktion in den USA ausgelöst – aber wie geht es nach der US-Präsidentschaftswahl damit weiter?
Von Bidens Konjunkturpolitik profitieren vor allem republikanische US-Bundesstaaten
Die Biden-Administration hat Investitionen in Höhe von mindestens 206 Milliarden US-Dollar für die Produktion von sauberen Technologien angekündigt. Bloomberg hat jüngst interessante Daten veröffentlicht, wohin die Investitionen in saubere Technologien in den USA fließen. Während 42 Milliarden US-Dollar für von Demokraten gewonnene Kongresswahlbezirke vorgesehen sind, gehen fast viermal so viel – 161 Milliarden US-Dollar (rund 3 Milliarden US-Dollar sind noch nicht zugewiesen) – in republikanische Kongresswahlbezirke.
Hinzu kommt: Neun der zehn wichtigsten Bezirke für Investitionen in saubere Technologien werden von Republikanern vertreten. Diese neun allein machen 38 Prozent der erwarteten Investitionen in den USA insgesamt aus. Und von den 51 Mega-Projekten im Bereich saubere Technologien, die die Marke von einer Milliarde US-Dollar überschreiten, werden 43 in republikanischen Bezirken aus dem Boden gestampft.
Gewinnen die Republikaner, ist der Kern der grünen Agenda nicht gefährdet
Zweifellos könnte eine zweite Amtszeit von Trump gezielte Bemühungen zur Rückabwicklung von Bidens grüner Agenda nach sich ziehen. Doch eine etwaige Trump-Administration müsste viele republikanische Volksvertreter davon überzeugen, auf die damit verbundenen Vorteile zu verzichten.
Absehbar ist: „Sogar wenn die Republikaner eine Mehrheit im Repräsentantenhaus und im Senat erreichen und Trump die Präsidentschaftswahl 2024 gewinnt, würde ein vollständiger Rücknahmeversuch des grünen Umbaus der US-Wirtschaft unter einem ,Rote Welle‘-Szenario ein schwieriges Unterfangen – die Vertreter der republikanischen (roten) Staaten müssten die mit der IRA-Gesetzgebung einhergehenden Vorteile aufgeben“, sagt Jennifer Boscardin-Ching.
Die Research-Abteilung der Bank of America weist darauf hin, dass die Gesamtsumme der Mittel aus den wichtigsten Initiativen der Biden-Ära- (IRA, IIJA, CHIPS Act und ESSER), die sich direkt oder indirekt auf die „grüne“ Agenda auswirken, sich auf rund 1,9 Billionen US-Dollar beläuft. Angenommen, jede bislang vorgeschlagene Kürzung des Konjunkturprogramms durch die Republikanische Partei würde umgesetzt (einschließlich derjenigen, die bereits gescheitert sind), würde dies die verfügbaren Mittel von 1,9 Billionen auf 1,4 Billionen US-Dollar reduzieren, also eine Kürzung um 26 Prozent, so Boscardin-Ching: „Obwohl dieses Zusammenstreichen der Mittel um ungefähr 500 Milliarden US-Dollar keine vernachlässigbare Summe ist, bleibt dennoch einer der investitionsfreundlichsten Finanzierungsrahmen in der US-Geschichte.“
Etwaige Kürzungen vorrangig beim IRA
Kürzungen würden laut BofA vor allem den Inflation Reduction Act treffen: Hier würden sich die vom Trump-Lager vorgeschlagenen Kürzungen auf insgesamt 76,5 Milliarden US-Dollar (von insgesamt 400 Milliarden US-Dollar) belaufen. Veröffentliche Haushaltsgesetzentwürfe zielen darauf ab, „grüne“ IRA-Steuergutschriften zu ändern oder zu kürzen, was hauptsächlich US-basierte erneuerbare Energien, EV- oder Batteriehersteller und Anbieter von grünen Wasserstoff-Technologien treffen würde. Geringere Kürzungen seien hingegen bei IIJA, CHIPS Act und ESSER zu erwarten.
Wie ist das Fondsportfolio aktuell positioniert?
Für Boscardin-Ching sind die möglicherweise zu erwartenden Kürzungen nicht problematisch. Das Portfolio des Pictet-Global Environmental Opportunities Fonds habe derzeit keine direkte Exponierung gegenüber US-amerikanischen Wind-, Solar-, EV-, Batterie- oder grünen Wasserstoffunternehmen, die für ihre Rentabilität auf IRA-Subventionen angewiesen sind. „Das liegt nicht an Überlegungen zu den US-Wahlen, die von kurzfristiger Natur sind, sondern einfach an unserem grundlegenden Ansatz der Aktienauswahl, bei dem wir Unternehmen oder Technologien meiden, die ausschließlich auf politische Maßnahmen oder Subventionen angewiesen sind, um profitabel zu sein“, sagt Boscardin-Ching.
Stattdessen konzentrieren sich die Fondsmanager Luciano Diana, Katie Self, Yi Du und Gabriel Micheli auf Unternehmen und Geschäftsmodelle, deren Treiber säkularer Natur sind oder deren Produkte ein grundlegendes menschliches Bedürfnis erfüllen.
Boscardin-Ching umreißt diesen Ansatz so: „Unabhängig davon, wer im Weißen Haus sitzt, müssen Abfälle weiterhin gesammelt und entsorgt werden und sauberes Wasser wird immer gefragt sein. Darüber hinaus sind mehrere Treiber, die unsere Portfoliosegmente unterstützen, nicht von Änderungen der Umweltpolitik betroffen.“
Letztlich ziele die Investitionswelle in Mega-Projekte hauptsächlich darauf ab, Re-Shoring-Initiativen voranzureiben, um Abhängigkeiten in der Lieferkette zu reduzieren und Arbeitsplätze zu schaffen. „Das wird erhebliche Auswirkungen auf mehrere Portfoliosegmente haben, von der erhöhten Nachfrage nach energieeffizienter elektrischer Infrastruktur über Ingenieur- und Designsoftware bis hin zu Umweltverträglichkeitsprüfungen und Genehmigungen für Projektstandorte. Gleichzeitig führt der schnelle Ausbau von Rechenzentren zu einem erhöhten Druck auf die Stromversorgung und Wasserressourcen, was noch mehr Energieeffizienz- und Wassermanagementlösungen erforderlich macht.“ Zu den Top-Holdings gehören daher die US-Entsorgungsunternehmen Republic Services und Waste Connections, der US-Messgerätehersteller Agilent Technologies, die US-Softwareunternehmen Synopsys und PTC Inc.
Boscardin-Ching erwartet, dass es im Vorfeld der US-Wahl an den Märkten turbulenter zugehen wird. Der langfristige Fokus des Global Environmental Opportunities, der 5 Sterne im Morningstar-Rating und im Morningstar ESG-Rating 5 Globen erreicht, werde dann dabei helfen, „jede Gelegenheit zu nutzen, um attraktive Einstiegspunkte zu finden.“