Transparenz ist kein Selbstzweck. Sie ist Voraussetzung für Vertrauen, Grundlage für fundierte Entscheidungen – und gerade in der Welt der Immobilieninvestitionen ein großer Entscheidungsvorteil. Die Vereinigten Staaten setzen in dieser Hinsicht Maßstäbe, an denen sich auch andere Märkte zunehmend orientieren.

Der US-Immobilienmarkt gilt als der transparenteste der Welt. Und das aus gutem Grund: Daten zu Mietverträgen, Leerständen, Transaktionen, Flächenumsätzen oder Preisentwicklungen sind nicht nur vorhanden – sie sind strukturiert, standardisiert und für alle öffentlich zugänglich. Sie schaffen Klarheit in einem dynamischen und teils unsicheren Umfeld und helfen Investoren dabei, Risiken besser einzuschätzen, Chancen schneller zu erkennen und Entscheidungen effizient umzusetzen.

Datenfirmen liefern Informationen zu jedem Stadtviertel

Dass der US-Immobilienmarkt so offen ist, ist kein Zufall. Es ist das Ergebnis jahrzehntelanger Regulierung, technologischer Entwicklung und eines gut funktionierenden Zusammenspiels aus privaten Datendienstleistern, öffentlichen Behörden und einem hochentwickelten Finanzsystem. Unternehmen wie CBRE, JLL oder MSCI liefern nahezu in Echtzeit belastbare Marktinformationen.

 

In den großen US-Metropolen sind detaillierte Reports zu jedem einzelnen Stadtviertel verfügbar – teils bis auf Gebäudeebene. Die US-Börsenaufsichtsbehörde SEC wiederum sorgt für Transparenz auf Investorenseite, während lokale Behörden wichtige Planungs- und Entwicklungsdaten offenlegen. So entsteht ein Markt, in dem Informationen kein Privileg, sondern Standard sind.

Asset Manager können Trends frühzeitig erkennen

Im Jahr 2024 lag das Transaktionsvolumen auf dem US-Gewerbeimmobilienmarkt CBRE zufolge bei rund 392 Milliarden US-Dollar – ein Plus von 8 Prozent gegenüber dem Vorjahr und trotz konjunktureller Unsicherheiten ein bemerkenswert stabiles Niveau. Die Transparenz bleibt dabei einer der größten Vorteile des US-Markts. Denn sie hilft gerade auch Asset Managern, Trends frühzeitig zu erkennen und Immobilien konsequent weiterzuentwickeln.

Eine solche Markttransparenz bedeutet nicht nur operative Effizienz, sondern auch strategische Tiefe. Investitionen lassen sich datengestützt optimierter planen, Vergleiche zwischen Märkten, Städten und einzelnen Nutzungsarten ziehen und somit Nutzungspotenziale bis auf die Quartiersebene identifizieren. Das erleichtert nicht nur die Standortwahl, sondern auch die passgenaue Weiterentwicklung von Immobilienbeständen. Denn: Wer die Zahlen kennt, versteht die Nachfrage.

 

Auch für das sogenannte Placemaking ist die Transparenz von Vorteil. Dabei geht es darum, Orte bewusst zu gestalten – als soziale, kulturelle und wirtschaftliche Räume. Über die Daten lassen sich gezielt Bedarfe erkennen und Investoren sehen, welche Flächen wo nachgefragt werden und welche Nutzungsmischung im urbanen Raum wirklich funktioniert.

Wer die Menschen vor Ort versteht, kann Leerstand senken

Darüber hinaus lässt sich so das Verhalten der Nutzer vor Ort besser verstehen: Wie bewegen sich die Menschen durch ihr Quartier und welche Angebote steigern ihre Aufenthaltsqualität? Das ist gerade bei gemischt genutzten Immobilienobjekten oder Nahversorgungszentren ein enormer Vorteil. Hinzu kommt, dass sich dank der transparenten Datenlage die Wirkung besser messen lässt. So wissen Investoren viel genauer, welche Maßnahmen Vermietungen optimieren, welche wiederum den Leerstand senken und die Lebensqualität vor Ort erhöhen. 

Die Markttransparenz wird somit zum Schlüssel für Nachhaltigkeit, Nutzerzentrierung und wirtschaftlichen Erfolg. Zwar mag der US-Immobilienmarkt aufgrund seiner Größe und den unterschiedlichen geografischen Begebenheiten auf den ersten Blick unübersichtlich erscheinen, doch das genaue Gegenteil ist der Fall. Der US-Immobilienmarkt ist nicht nur groß – er ist vor allem strukturiert, offen, transparent. Das macht ihn ein Stück weit berechenbar, auch in unsicheren Zeiten.

Über den Autor:

Fabian Spindler ist Geschäftsführer beim auf US-Immobilienfonds spezialisierten Asset Manager Jamestown US-Immobilien