LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
Lesedauer: 3 Minuten

9,1 Prozent im Juni US-Inflation steigt auf neuen Rekord

Kundin in einem Supermarkt in New York
Kundin in einem Supermarkt in New York: Die Inflation hat in den USA zuletzt deutlich angezogen - trotz Gegenmaßnahmen der US-Währungshüter. | Foto: imago images/Levine-Roberts

Ein neuer Negativrekord: In den USA ist die Teuerungsrate bei Waren und Dienstleistungen im Juni auf 9,1 Prozent geklettert. Laut Angaben aus dem US-Arbeitsministerium lagen die Preise damit um durchschnittlich 9,1 Prozent höher als im Juni 2021. Im Mai hatte die Inflationsrate noch 8,6 Prozent betragen.

Damit verteuerten sich die Preise so stark wie seit Dezember 1981 nicht mehr. Als Auslöser des jüngsten Preisauftriebs gelten die gestörten internationalen Lieferketten infolge der Corona-Pandemie und die Rohstoffknappheit im Fahrwasser des Kriegs in der Ukraine.

Fed reagiert forscher

Um die Situation wieder einzufangen, hatte die US-Notenbank Fed bereits im März begonnen, die Leitzinsen zu erhöhen. In drei Schritten ging es seitdem nach oben, um insgesamt 150 Basispunkte. Mittlerweile liegt der Leitzins-Korridor der USA bei 1,5 bis 1,75 Prozent.

Erfolgreich eingehegt haben die US-Notenbanker um Fed-Chef Jerome Powell die Teuerung damit noch nicht. Ökonom Michael Grady sieht die Fed weiter in Zugzwang: „Die Eindämmung der Inflation hat jetzt Vorrang“, meint der Leiter der Anlagestrategie und Chefvolkswirt von Aviva Investors. Er fügt hinzu: „Auch wenn sich dies kurzfristig negativ auf das Wachstum auswirkt“.

Das ist die andere Seite der Medaille: Schnelle Zinsanhebungen sind Gift für die Konjunktur – diese Sorge stellt ein gewichtiges Gegenargument gegen Zinserhöhungen dar. Sie gilt nicht nur für die USA.

EZB hält sich zurück

1.200% Rendite in 20 Jahren?

Die besten ETFs und Fonds, aktuelle News und exklusive Personalien erhalten Sie in unserem Newsletter „DAS INVESTMENT Daily“. Kostenlos und direkt in Ihr Postfach.

Bei der Europäische Zentralbank ist man mit Leitzinserhöhungen bislang insgesamt zurückhaltender, auch wenn hier ebenso die Inflationsraten stark angezogen haben. Die Teuerung lag nach Daten des Statistikamts Eurostat im Mai bei 8,1 Prozent. Die aktive Zinswende ist jedoch erst angekündigt, aber nicht vollzogen worden. Eine erste Anhebung haben die Notenbanker um Christine Lagarde für ihre Sitzung am 21. Juli in Aussicht gestellt. Um 25 Basispunkte sollen die Euro-Leitzinsen dann steigen, von ihrer langjährigen Marke 0 auf dann 0,25 Prozent.

Viele Ökonomen halten den Schritt für längst überfällig. Rufe nach einer Leitzinserhöhung gab es gerade aus Deutschland, und das schon lange vor dem jüngsten Inflationsanstieg. Mit diesem werden die Forderungen jedoch lauter. 

Das zögernde Vorgehen der EZB dürfte nicht allein auf Konjunktursorgen, sondern vielmehr auf der heterogenen Zusammensetzung des Euroraums fußen: Steigen die Eurozinsen, geraten die höher verschuldeten Südstaaten wie Italien oder Griechenland wegen der dann steigenden Zinslast in Zahlungsnöte.

Unerwünschte Nebenwirkungen

In den USA machen sich erste unerwünschte Folgen des schnellen Zinsanstiegs bereits bemerkbar: am Immobilienmarkt. Dort sind bei einem weiterhin sehr hohen Preisniveau die Finanzierungskosten für Immobilienkäufer rapide in die Höhe geschossen – was die Nachfrage wiederum drückt und sich auch auf andere Industrien negativ auswirkt.

Insgesamt rechnen Marktbeobachter jedoch mit weiteren Zinsanhebungen – sowohl diesseits als auch jenseits des Atlantiks. In den USA wird Ende Juli der nächste Schritt um 50 bis 75 Basispunkte erwartet. Und auch in der Eurozone soll es weiter nach oben gehen. Auf die Juli-Anhebung werde eine nächste im September sowie weitere Schritte möglicherweise noch im Laufe von 2022 folgen, hat die EZB in Aussicht gestellt. 

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen