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Autos, Immobilien, Einzelhandelsgüter US-Inflationszahlen erhöhen den Druck auf die Fed

Von Lesedauer: 4 Minuten
Hurrikan Ida sorgte Ende August im Süden der USA für Verwüstungen und hinterließ eine Million Menschen ohne Strom
Hurrikan Ida sorgte Ende August im Süden der USA für Verwüstungen und hinterließ eine Million Menschen ohne Strom: Die Preise bei Neu- und Gebrauchtwagen wurden durch den Hurrikan der Kategorie 4 weiter nach oben gedreht. | Foto: Imago Images / ZUMA Wire
Tiffany Wilding, Pimco

Der jüngst erneut über den Erwartungen liegende US-Verbraucherpreisindex (VPI) deutet stark darauf hin, dass die US-Notenbank ihren voraussichtlichen Zeitplan für die Anhebung der Leitzinsen vorziehen wird: Sie muss dem Risiko begegnen, dass die langfristigen Inflationserwartungen aufgrund des Inflationsdrucks und der daraus resultierenden wirtschaftlichen Unsicherheit eine gefährliche Eigendynamik entwickeln.

Die Fed wird im Dezember ihre aktualisierten Prognosen für Zinserhöhungen veröffentlichen. Nach dem jüngsten VPI-Bericht gehen wir davon aus, dass der aktualisierte Median der Fed-Prognose auf zwei Zinserhöhungen im Jahr 2022 und drei bis vier Erhöhungen im Jahr 2023 hindeutet.

Der VPI-Bericht für Oktober zeigt, dass die Preise für eine breite Palette von Einzelhandelsgütern stärker als erwartet gestiegen sind, weil die Verbraucher ausgabefreudig sind und wegen der publik gewordenen Engpässe in der Warenversorgung ihre Weihnachtseinkäufe vorziehen. Weiterhin tragen der anhaltende Druck auf die Lieferketten und die Nachfrage nach Kraftfahrzeugen zum Anstieg der Inflation bei.

Mieten und Möbel: Auffälligkeiten in den VPI-Zahlen

Der US-Kerninflationsindex stieg im Oktober im Vergleich zum Vormonat um 0,6 Prozent und übertraf damit die Konsensschätzungen. Insbesondere die Kategorie Mieten und eigentümeräquivalente Mieten (OER) stieg um 0,4 Prozent gegenüber dem Vormonat und damit ähnlich schnell wie im September. Allerdings war die Beschleunigung im Oktober breiter über alle Regionen und Bevölkerungsdichten verteilt, also sowohl auf dem Land als auch in den Städten. Insgesamt tragen eine stärkere Konjunkturentwicklung, höhere Zinssätze, höhere Immobilienpreise und eine niedrigere Arbeitslosigkeit dazu bei, dass sich der Immobilienmarkt von der rezessionsbedingten Schwäche erholt. Die VPI-Zahlen für Oktober deuten darauf hin, dass sich die Mietpreisinflation schneller als erwartet über das vor der Covid-19-Rezession herrschende Tempo hinaus beschleunigen könnte.

Die VPI-Daten für Oktober zeigen außerdem, dass die Kategorie der Einzelhandelsgüter mit 0,7 Prozent gegenüber dem Vormonat stark gestiegen ist, was mit anderen hochfrequenten Wirtschaftsindikatoren übereinstimmt. Offenbar haben die Medienberichte, die vor leeren Regalen während der Weihnachtszeit warnen, das Kaufverhalten der Verbraucher beeinflusst. Diese starke Nachfrage bei bereits niedrigen Lagerbeständen im Einzelhandel ließ im Monatsvergleich die Preise insbesondere für Möbel (+0,8 Prozent) und Freizeitartikel (+0,4 Prozent) in die Höhe schnellen.

Gebraucht- und Neuwagen weiterhin teurer

Unterdessen beschleunigte sich der Preisanstieg bei Kraftfahrzeugen erneut. Die Gebrauchtwagenpreise stiegen im Oktober um 2,5 Prozent gegenüber dem Vormonat, nachdem sie zwei Monate lang gesunken waren. Obwohl die Daten der Branche darauf hindeuten, dass sich der Bestand an Gebrauchtwagen stärker erholt hat als der Bestand an Neuwagen, hat der Hurrikan Ida die Gebrauchtwagenpreise erneut in die Höhe getrieben, weil die Nachfrage auf einen durch den Halbleitermangel reduzierten Bestand an Neuwagen stieß. Wir gehen davon aus, dass die Gebrauchtwagenpreise bis zum Jahresende weiter steigen werden, bevor sie im nächsten Jahr wieder zurückgehen dürften. Derweil zeigt sich die Inflation bei Neuwagen mit einem Anstieg von 1,4 Prozent gegenüber dem Vormonat ebenfalls stark, da die Lagerbestände sich beinahe auf einem Rekordtief bewegen.

Positiv zu vermerken ist, dass die Kommentare mehrerer Automobilhersteller zu den Ergebnissen des dritten Quartals darauf hindeuten, dass das Schlimmste der Probleme bei der Halbleiterversorgung überstanden sein könnte, und dass eine allmähliche Verbesserung der Lagerbestände in den nächsten Quartalen letztlich zu einer Normalisierung der Preisinflation bei Neuwagen im Jahr 2022 beitragen dürfte.

Uneinheitliches Bild bei Übernachtungen und Flügen

Trotz des Rückgangs der Covid-19-Infektionen in den USA im vergangenen Monat zeigten sich die pandemieanfälligen Dienstleistungssektoren im VPI-Bericht uneinheitlich. Die Hotelpreise erholten sich wie erwartet von zwei monatlichen Rückgängen in Folge um +1,5 Prozent im Monatsvergleich, aber die Flugpreise fielen den vierten Monat in Folge -0,7 Prozent im Vergleich zum Vormonat. Auch wenn die Fluggesellschaften die Gewinnerwartungen im dritten Quartal im Allgemeinen übertreffen und mit einem robusten Urlaubsreiseverkehr rechnen, könnte die Preisschwäche darauf hindeuten, dass eine neue Zusammensetzung der Kunden für den Rückgang verantwortlich ist: Die zweite Jahreshälfte ist in der Regel die Hauptsaison für Geschäftsreisende, die tendenziell höhere Preise zahlen. Die Verzögerungen bei der Rückkehr in die Büros aufgrund der Delta-Virusvariante könnten für einen Teil der Schwäche verantwortlich sein.

Implikationen für die Fed-Politik

Insgesamt bestätigt der VPI-Bericht für Oktober erneut, dass sich die US-Notenbank in einer unangenehmen Lage befindet. Wir hatten zwar erwartet, dass die nächsten Monate für die Fed zu einer Herausforderung werden würden. Die unerwartet starken Preissteigerungen im Oktober bestätigen nahezu, dass die Fed ihre Inflations- und Zinsprognosen in der Zusammenfassung der Wirtschaftsprognosen im Dezember 2021 erneut überarbeiten muss. Wir gehen davon aus, dass der revidierte Median ihrer Prognose zwei Zinserhöhungen im Jahr 2022 und weitere drei bis vier Erhöhungen im Jahr 2023 impliziert, was darauf hindeutet, dass die Fed wahrscheinlich bald nach dem Ende der Anleihekäufe im Sommer 2022 mit den Zinserhöhungen beginnen wird.

Vorerst gehen wir davon aus, dass das Tempo der Reduzierung der Ankäufe von Vermögenswerten bei 10 Milliarden US-Dollar pro Monat für US-Staatsanleihen und 5 Milliarden US-Dollar pro Monat für hypothekenbesicherte Wertpapiere (Englisch: mortgage-backed security, MBS) beibehalten wird. Es würde uns jedoch nicht überraschen, wenn es im Januar 2022, wenn die Fed das weitere Tempo an die Öffentlichkeit kommunizieren muss, hartnäckigere Rufe nach einer Beschleunigung der Rückführung der Anleihekäufe geben würde.

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