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US-Konjunktur Marktausblick: US-Wirtschaft auf dem „Trumpelpfad“

Große Klappe, Frust im Volk– so gewinnt man heute Wahlen. Der baldige US-Präsident Donald Trump hat auf seinem Weg ins Weiße Haus gedroht, versprochen und gespöttelt. Jetzt läuft das Rätselraten, was er davon in die Tat umsetzt. Chefvolkswirt Jeremy Lawson von Standard Life Investments hält sinkende Steuern für Menschen und Unternehmen für gesetzt, ebenso wie steigende Ausgaben für Infrastruktur und Waffen, weil alles mit den Republikanern auf Linie liegt. Genau wie gekürzte Ausgaben fürs Gesundheitswesen. Den daraus erwachsenden staatlichen Wirtschaftsschub schätzt Lawson auf 1,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts 2018 und weitere 0,3 Prozent im Jahr darauf.

Nur stellt sich bei allem die Frage, ob Trump die Wirkung seiner Pläne richtig einschätzt. So erwartet der Chefvolkswirt der IKB Bank, Klaus Bauknecht, sicherlich einen kurzfristigen Schub für die Wirtschaft, zweifelt allerdings an der Nachhaltigkeit. Er führt an, dass sinkende Steuern auf hohe Einkommen die Kaufkraft des Volkes nur wenig erhöhen. Auch mit den geplanten Handelsschranken geht Bauknecht ins Gericht. „Handelsabkommen fördern weltweit eine effizientere Allokation von Produktionsfaktoren und somit Wachstum“, stellt er klar. Besser sei es, im Inland höher qualifizierte Jobs in Dienstleistungsbranchen zu schaffen, als Billiglohnplätze aus Mexiko zurückzuholen. Zumal das durch Zölle allein nicht klappen dürfte. Bauknecht: „Der Mindestlohn in den USA liegt bei 7,25 Dollar pro Stunde, in Mexiko unter 4 Dollar am Tag.“

Nur schwer vorstellbar ist es, dass Trump den Wall-Street-Sumpf trockenlegen wird, wie er eigentlich großspurig angekündigt hatte. Die Chefin der Finanzaufsicht, Mary Jo White, hat schon hingeschmissen. Nächster Finanzminister könnte ein hochkarätiger Ex-Banker werden. Und jetzt meinte Trump auch noch, dass er das Herzstück der Bankensanierung, das regulierende Dodd-Frank-Gesetz aus dem Jahr 2010, kippen will. Nein, Trump legt nichts trocken, er lässt wieder sumpfen. Wahrscheinlich mehr als zuvor.

Aber davon abgesehen könnte der Pfad des Donald Trump einige Turbulenzen auslösen, auch in Europa. Denn wenn er tatsächlich die staatlichen Ausgaben erhöht, kann er das bei zugleich sinkenden Steuereinnahmen nur auf Pump machen. Die dann entstehende Inflation und das zusätzliche Angebot an Staatsanleihen werden die Kurse von Letzteren weiter sinken lassen als jetzt schon. Die Preise von Rohstoffen könnten steigen, was auch in Europa Inflation erzeugen würde, denn beide hängen direkt miteinander zusammen (siehe Grafik unten).

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Quelle: DAS INVESTMENT, Daten: Bloomberg/IWF, Stand: 23. November 2016 ∙ Fotos: Getty Images

Das bringt die Europäische Zentralbank (EZB) in Schwierigkeiten. Denn ihr Inflationsziel wäre ja dann erreicht. Ignoriert sie das und kauft weiter Anleihen, setzt sie das letzte bisschen Vertrauen aufs Spiel und riskiert noch größere Schäden durch ihre Geldpolitik als bisher schon. Lässt sie aber durchblicken, dass sie weniger Anleihen kaufen könnte, werden die künstlich hochgezogenen Anleihekurse in Europa in sich zusammenfallen. Staaten müssten dann wieder ihrem Schuldenstand angemessene Zinsen zahlen – und die Schuldenkrise wäre zurück. Die nächsten Wahlen werden dann sehr interessant.

Es ist ein schwer zu entwirrendes Kuddelmuddel aus Zusammenhängen und Prognosen. Und mittendrin Trump, die EZB und zornige Menschen, die Populisten wählen. Das einzig Gute an Trump ist wahrscheinlich, dass nach langer Vor-sich-hin-Murkelei ein paar Entscheidungen fallen. Er könnte 2017 tatsächlich den Ausschlag geben.

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