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US-Leitzinsentscheid: Drei Gründe, die gegen eine Zinserhöhung sprechen

Ausgehend von dem heftigen – durch China verursachten – Tiefschlag Mitte August gegen das globale Vertrauen, sprechen sowohl die Marktpreise wie auch die Umfragedaten der vergangenen Wochen gegen eine Zinserhöhung im September. Basierend auf Umfragen und Marktpreisen zum Beispiel liegt die Erwartung einer Zinserhöhung im September jetzt ein gutes Stück unter 50 Prozent. Im Juli lagen diese Werte noch bei 80 bzw. 60 Prozent.

Dieser starke Rückgang ist in sich selbst ein Problem für die Fed, da ein Zinsschritt beim anstehenden Meeting damit einem Erwartungsschock gleich käme. Einige hochrangige Mitglieder des Federal Open Market Committee (FOMC) haben bereits angedeutet, dass ein solcher geldpolitischer Schock etwas ist, was sie gerne vermeiden möchten.

Die jüngste beunruhigende Dynamik an den chinesischen Kapitalmärkten als Folge der Entscheidung die Landeswährung Yuan abwerten zu lassen, hat die Aufmerksamkeit des Marktes auf eine mögliche harte Landung der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt gelenkt. Die Kombination aus dem scharfen Rückgang der globalen Aktienkurse, sich ausweitenden Credit-Spreads und der Rallye beim Dollar haben zu strafferen Finanzierungsbedingungen in den USA geführt. Angesichts der immensen externen Unsicherheit spricht auch das eher für eine abwartende Haltung der Fed.

Und schließlich ein Blick auf die US-Daten. Dass die Inflation, trotz der signifikanten Verbesserungen auf dem Arbeitsmarkt, keine Fahrt aufnimmt (und das gilt sowohl für das Wachstum der Kerninflationsrate wie auch der Löhne), liefert weitere Argumente für die Tauben im FOMC. Um die Wahrscheinlichkeit von aufkeimenden Sorgen um eine Rezession zu senken, würden sie eher auf eine vorzeitige Straffung der Finanzierungsbedingungen verzichten. Und wenn man bedenkt, dass die Headline-Inflation in den kommenden Monaten wohl erneut unter null fallen wird, kommt zu diesen Argumenten in der Tat auch noch der scharfe Verfall der Rohstoffpreise in den vergangenen Wochen hinzu.

Was für eine Zinserhöhung spricht

Wenn wir uns auf die reinen Aktivitätsdaten konzentrieren, dann ist es jedoch schwer zu argumentieren, dass das wirtschaftliche Umfeld in den USA nicht für eine Anhebung der Zinsen bereit ist (in der Tat kann man dann sogar sagen, dass die Fed bereits zu spät dran ist). Vor allem ist die Arbeitslosenrate innerhalb der von der Fed erwarteten Spanne (5 bis 5,2 Prozent), die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe sind nahe ihrer zyklischen Tiefstände und die Geschäftserwartungen entsprechen einer soliden Wachstumsdynamik. Die relativ starken Aktivitätskennzahlen sprechen klar für die an den Wirtschaftsdaten orientierte Haltung, die die Fed jüngst einnahm, als sie mit dem langen und beschwerlichen Prozess begann, die Märkte auf den Start des Zinserhöhungszyklus vorzubereiten.

In der Tat könnte man argumentieren, dass keine Zinsanhebung zum aktuellen Zeitpunkt den letztendlichen Ausstieg aus der ultraexpansiven Geldpolitik der Fed zusätzlich verkomplizieren würde. Standardfunktionen wie die Taylor Regel (die bei der Kommunikation der Zentralbanken wichtig ist) werden künftig dadurch noch irrelevanter, was wiederum einen weiteren Verlust an geldpolitischer Klarheit und vielleicht auch Glaubwürdigkeit mit sich bringt.

Geldpolitische Straffung der Fed in einer disinflationären und auseinander driftenden Welt

Unserer Ansicht nach zeigen die Ereignisse der vergangenen Wochen, dass es für die führenden Notenbanken wie die Fed weiter schwierig ist, eine unabhängige Geldpolitik zu verfolgen. Angesichts des starken Verfalls der Rohstoffpreise, was anhaltenden Druck auf die Inflationsziele der Notenbanken ausübt, bereiten sich die Europäische Zentralbank (EZB) und die Bank of Japan (BoJ) auf eine weitere Stimulierungsmaßnahmen vor. So hat Mister Draghi, indem er die technischen Parameter seines laufenden Kaufprogramms ändert, bereits ein starkes Signal ausgesendet, sein QE-Programm erweitern zu wollen, um sein Inflationsziel zu erreichen. Und die BoJ dürfte diesem Beispiel angesichts der Schwäche in der heimischen Wirtschaft unserer Ansicht nach folgen.

Dazu kommt, dass die wirtschaftliche Dynamik in einer Reihe führender Emerging Markets besorgniserregend bleibt. So gibt es Anzeichen für eine schärfere Verlangsamung des Wachstums in China. Dazu kommen ernsthafte länderspezifische Risiken in Russland, Brasilien oder der Türkei. Der fortgesetzte Aufwärtsdruck auf den US-Dollar (was teilweise mit dem erwarteten Zinsschritt der Fed zu tun hat) hat die Dinge für die Emerging Markets angesichts des starken Anstiegs der Verschuldung in ihren heimischen Volkswirtschaften seit 2010 zusätzlich verschlimmert.

Die Fed betont zwar weiter, dass ihre Geldpolitik auf die eigene heimische Wirtschaft ausgerichtet ist. Allerdings bedeuten die zunehmenden globalen Verflechtungen (sowohl im Finanz- wie auch im Handelsbereich) zusammen mit der Bedeutung des US-Dollar als wichtigste Kreditaufnahme-Währung, dass mit der anhaltenden Auseinanderentwicklung zwischen den USA und dem Rest der Welt eine sehr wichtige Komponente für die geldpolitischen Entscheidungen der Fed hinzukommt. In der Tat glauben wir, dass es, auch wenn sich die Fed in den kommenden Tagen oder Monaten dazu entschließt den Zinserhöhungszyklus zu starten, hart werden wird, diesen Weg nachhaltig zu gehen. Schließlich sprechen die weit verbreiteten Signale einer globalen Disinflation eher für mehr geldpolitische Lockerung, nicht für weniger.

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