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US-Notenbank Nie wieder Inflation in den USA?

Andreas A. Busch, Wirtschaftsanalyst des Anleihemanagers Bantleon
Andreas A. Busch, Wirtschaftsanalyst des Anleihemanagers Bantleon
Fed sieht keine Inflationsgefahr

Die klare Mehrheit des Offenmarktausschusses der US-Notenbank blickt gelassen auf die Inflationsentwicklung der kommenden Jahre. Ungeachtet der massiven Quantitative Easing-Programme, die zu Anleihekäufen im Umfang von zusammen mehr als 3.000 Milliarden Dollar und einer Verfünffachung der Notenbankbilanz innerhalb von sechs Jahren geführt haben, ist in den Projektionen der Notenbank lediglich ein verhaltener Anstieg der Inflationsrate auszumachen.

Die angestrebte Zielgrösse von 2 Prozent wird trotz dieser Geldschwemme nach Einschätzung der Währungshüter selbst Ende 2016, also in knapp drei Jahren, noch nicht wieder erreicht sein (Abb. 1). Ist diese Gelassenheit gerechtfertigt?



Sinkende Rohstoffkosten und hohe Arbeitslosigkeit haben die Inflationsraten gedrückt

Aktuell bewegt sich die Kerninflationsrate (bei der die volatilen Nahrungsmittel- und Energiekomponenten ausgeklammert sind) unzweifelhaft auf außerordentlich tiefem Niveau. Mit 1,2 Prozent liegt der Kerndeflator der privaten Konsumausgaben – das bevorzugte Inflationsmaß der Fed – nur noch wenige Zehntel über seinem historischen Tiefststand (Abb. 1).

Das Pendant aus der bekannteren Verbraucherpreisstatistik (CPI) notiert mit 1,6 Prozent zwar noch etwas höher – ungünstige Basiseffekte in den kommenden Monaten dürften aber hier für einen nochmaligen Rückgang sorgen.

Verantwortlich für die in den vergangenen Jahren immer weiter nach unten tendierenden Preissteigerungsraten war neben den nachgebenden Rohstoffnotierungen die anhaltende Unterauslastung der Produktionskapazitäten. So hat die ungewöhnlich hohe Arbeitslosigkeit das Lohnwachstum nachhaltig gedämpft.

Das verringerte zum einen auf Unternehmensseite den Kostendruck. Zum anderen lasteten die Unterbeschäftigung und die niedrigen Lohnzuwächse permanent auf der Konsumnachfrage, was den Preiserhöhungsspielraum der Produzenten begrenzte und damit ebenfalls den Abwärtstrend der Inflationsraten begünstigte.
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Aber: Inzwischen nehmen die Engpässe am Arbeitsmarkt zu und erzeugen Teuerungsdruck

Gerade bei der Lohnentwicklung mehren sich aber die Anzeichen für eine Wiederbelebung des Teuerungsdrucks. Nachdem das Wachstum des durchschnittlichen Stundenlohns (in der Privatwirtschaft) Ende 2012 bei +1,3 Prozent (nominell, gegenüber dem Vorjahr) ein Allzeittief erreicht hatte, ist seither eine stetige Beschleunigung auszumachen (Abb. 2).

Die Arbeitslosenquote – die in den zurückliegenden Jahren immerhin um fast ein Drittel von 10 Prozent auf 6,6 Prozent gesunken ist – deutet darüber hinaus darauf hin, dass sich der Aufwärtstrend beim Lohnwachstum fortsetzen wird. Das zeigt die Gegenüberstellung mit der sogenannten Beschäftigungslücke, der Differenz zwischen der aktuellen Arbeitslosenquote und der inflationsneutralen Arbeitslosenquote (NAIRU, Abb. 2)



Der Grund für den wachsenden Lohn- und Teuerungsdruck liegt darin, dass in wichtigen Segmenten des Arbeitsmarktes die Unterbeschäftigung gar nicht mehr so hoch ist wie die Arbeitslosenquote suggeriert. Im Wesentlichen ist es nämlich nur die Langzeitarbeitslosigkeit (dazu werden diejenigen Arbeitssuchenden gezählt, die länger als 27 Wochen ohne Arbeit sind), die sich noch auf hohem Niveau befindet.

Bei den kurzzeitig Arbeitslosen ist dagegen die Quote mit 4,2 Prozent schon unter den längerfristigen Durchschnitt gefallen (4,5 Prozent, Abb. 3). Damit hat aber gerade im Bereich der höher Qualifizierten das Überangebot an Arbeitskräften merklich abgenommen, was die Löhne wieder deutlicher steigen lässt.