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Finanzprofis erwarten deutliche Leitzinserhöhung US-Notenbank steht vor Zinsentscheid unter Druck

Von in KonjunkturLesedauer: 3 Minuten
US-Notenbank-Chef Jerome Powell bei einer Pressekonferenz
US-Notenbank-Chef Jerome Powell bei einer Pressekonferenz: Mit Spannung wird am Mittwoch der Zinsentscheid der Federal Reserve erwartet. | Foto: Imago Images / Xinhua

Die US-Notenbank wird ihren Leitzins am Mittwoch ein weiteres Mal deutlich anheben – da sind sich die Experten einig. Wie hoch wird der Zinsschritt ausfallen? Im August lag die Inflationsrate in den USA bei 8,3 Prozent zum Vorjahr – erwartet worden waren 8,1 Prozent. Die Federal Reserve steht unter Druck. Zuletzt hatte Fed-Chef Jerome Powell beim Notenbanker-Treffen in Jackson Hole bekräftigt, hart gegen die Inflation vorgehen zu wollen.  

„Angesichts der sich immer stärker ausbreitenden Inflation hat die Fed keine andere Wahl, als über die Normalisierung ihrer Geldpolitik und den neutralen Zinssatz hinauszugehen“, kommentiert Franck Dixmier die anstehende Sitzung der US-Notenbank. Der Investmentchef für globale Anleihen bei Allianz Global Investors erwartet eine Zinserhöhung um 75 Basispunkte, aber auch 100 Basispunkte seien möglich. Für die Märkte dürfte die Entscheidung keine größeren Überraschungen mit sich bringen, so Dixmier.

Zinsschritt von 75 Basispunkten bereits eingepreist

Ein Zinsschritt von 75 Basispunkten sei schon vollständig eingepreist, sagt auch Jens Franck, Leiter Portfoliomanagement bei dem Hamburger Anleihe-Spezialisten Nordix. Mit einer Zinserhöhung um einen Prozentpunkt rechnet Franck aber nicht. Bei einigen Inflationstreibern zeichne sich eine Entspannung ab, etwa durch niedrigere Container-Frachtraten, weniger gestörte Lieferketten, sinkende Preise für Erdöl sowie Industriemetalle wie Kupfer. Allerdings dürften Finanzprofis auch wieder zwischen den Zeilen lesen: „Ganz entscheidend werden die offenen und versteckten Aussagen bei der Pressekonferenz sein“, so der Anleihe-Experte.

 

„Die Federal Reserve wird wahrscheinlich am Mittwoch und möglicherweise auch im November und Dezember die Zinsschraube weiter anziehen“, sagt Pimco-Chefökonom Joachim Fels. Die Zeiten, in denen die Zentralbanken die Zinssätze nur in Schritten von 25 Basispunkten angehoben haben, seien längst vorbei – ein Anstieg um 75 Basispunkte sei neue Normalität.

„Ich interpretiere Jerome Powells Worte, ,so lange weiterzumachen, bis die Aufgabe erledigt ist‘, so, dass eine Pause erst angebracht ist, wenn die Kerninflation mindestens mehrere Monate lang rückläufig ist“, so Fels. Das dürfte nicht ohne Folgen für Finanz- und Arbeitsmarkt bleiben: „Die weiche Landung, auf die Währungshüter und Märkte hoffen, erscheint mir recht unwahrscheinlich.“ Der Ökonom rechnet nicht damit, dass auf die Rezession ein V-förmiger Aufschwung folgt. „Die Zentralbanken werden aufgrund der hartnäckigen Inflation nicht in der Lage sein, die Geldpolitik in absehbarer Zeit in nennenswertem Umfang zu lockern“, so Fels.

Drei Szenarien für die US-Märkte denkbar

Die Vanguard-Ökonominnen Jumana Saleheen und Roxane Spitznagel skizzieren für die kommenden Monate drei mögliche Szenarien. Ob es der US-Notenbank gelinge, die Inflation auf ihren Zielwert bringen, ohne dabei die Wirtschaft abzuwürgen, hänge vor allem von den Inflationserwartungen, den Energiepreisen und den Produktionsreserven der Wirtschaft ab – und davon, wie die Fed auf deren Entwicklung reagiert, heißt es in ihrer Analyse. Möglich sei, dass die Notenbank eine harte Landung provoziere und die Inflation schneller zurückgehe als erwartet. Korrigiere die Fed ihren Kurs anschließend schnell, würde die Rezession in diesem Szenario nicht so gravierend ausfallen.

Bei einer Stagflation würde die Teuerungsrate langsamer zurückgehen als bislang erwartet – in diesem Fall könnten die Zinsen auf mehr als 5 Prozent steigen. Das würde die Inflation zwar bremsen, aber auch eine schwere Rezession auslösen.

Dritte Möglichkeit sei eine weiche Landung, bei der die Inflation zurückgehen und das Wirtschaftswachstum kaum belasten würde. „Dieses Szenario ist nicht unmöglich, würde aber nach unserer Einschätzung neben der richtigen Politik auch viel Glück erfordern“, so die Ökonominnen. Für eine weiche Landung müssten sich alle drei politischen Faktoren in die richtige Richtung bewegen: sinkende Ölpreise, verankerte Inflationserwartungen sowie unerwartet hohe Produktionsreserven.

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