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US-Präsidentenwahl
Was ein Sieg Trumps für die Wirtschaft bedeutet
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Von in WirtschaftLesedauer: 5 Minuten
Donald Trump
Donald Trump, republikanischer US-Präsidentschaftskandidat | Foto: Imago Images / Starface

Eigentlich sollte Joe Biden als Favorit in die Wahl gehen. Denn in zwei Dritteln der Fälle in der Geschichte wurde ein amtierender Präsident der USA wiedergewählt. Gab es zudem keine Rezession, lag die Quote sogar bei 80 Prozent. Doch Biden gilt als (zu) alt und ist unbeliebt. Nur etwas mehr als 40 Prozent der Wahlberechtigten stimmen seiner Politik zu.

Vieles weist auf Kopf-an-Kopf-Rennen hin

Donald Trumps Chancen auf einen Wahlsieg würden vor allem dann steigen, wenn es unter der derzeitigen demokratischen Regierung zu wirtschaftlichen oder außenpolitischen Misserfolgen käme. Schon jetzt liegt Trump in den Meinungsumfragen knapp vorne. Biden sollte man allerdings auch nicht vorzeitig abschreiben. Unterm Strich deutet dies auf ein Kopf-an-Kopf-Rennen hin.

 

Die Wirtschaftspolitik von Amtsinhaber Biden kann dabei durchaus als Erfolg gewertet werden. Die Konjunktur brummt und die USA kommen offenbar an einer Rezession vorbei, es herrscht Vollbeschäftigung und die Unternehmen investieren dank des Inflation Reduction Act in neue Produktionsanlagen.

Und die Wall Street ist seit seinem Amtsantritt am 20. Januar 2021 gemessen am S&P 500 um rund eine Drittel gestiegen. Das macht gut zehn Prozent pro Jahr. Nur die stark gewachsene Staatsverschuldung macht Sorgen. Gewinnt Biden die Wahl, dürfte sich an der Wirtschaftspolitik der USA jedenfalls nichts Gravierendes ändern.

Trumps Maßnahmen und ihre Folgen

Bei einem Sieg Trumps sähe das schon anders aus. Kurz zusammengefasst würde dies voraussichtlich Steuersenkungen, aber auch Arbeitskräftemangel, eine Ungleichheit des Wohlstands, hohe Importpreise und eine versuchte Einflussnahme auf die amerikanische Notenbank Fed bedeuten. Aber der Reihe nach.

Unter Trump wäre eine Absenkung der Körperschaftssteuer wahrscheinlich, wovon die Unternehmen profitieren würden. Das wäre jedoch wohl auch mit einem weiteren Anstieg der Staatsverschuldung verbunden, was den USA zunehmend Schwierigkeiten bereiten könnte. Vor allem die Zinslast würde weiter steigen.

Außerdem könnten staatliche Ausgabenkürzungen außerhalb des Verteidigungssektors steuerliche Erleichterungen konterkarieren. Und die Steuersenkung könnte später kommen als vielfach angenommen. Denn unter Trump dürfte gerade die Immigrationspolitik erste Priorität genießen. Das würde erst einmal den Kongress beschäftigen und andere Maßnahmen verzögern.

Grenze nach Mexiko dicht

Eine Regierung unter Trump könnte den Bau einer Mauer an der Grenze zu Mexiko beschließen und die Pufferzonen erweitern. Wenn die Republikaner stärker die Grenze nach Mexiko schließen sollten, würde sich dies spürbar auf den Arbeitsmarkt auswirken. Dieser ist schon jetzt angespannt. Im Prinzip herrscht Vollbeschäftigung. Ein Arbeitskräftemangel und steigende Löhne wären die absehbaren Folgen.

Trump würde wohl auch die Handelspolitik wieder verschärfen. Das gilt insbesondere gegenüber China. Einfuhrzölle würden unmittelbar die Preise importierter Waren aus der Volksrepublik erhöhen. Wahrscheinlich würde ein Teil der Unternehmen die Produktion aus China verlagern. Davon würden wohl mehr andere asiatische Staaten profitieren und weniger die USA. Denn in Fernost sind die Kosten niedriger.

Grüne Wirtschaft zusammenstreichen

Außerdem dürften die Republikaner die Subventionen für „grüne“ Industrien kürzen. Eine generelle Ausgabenstreichung ist dagegen kaum zu erwarten. Sowohl Biden als auch Trump wollen durch staatliche Unterstützungsmaßnahmen die amerikanische Industrie wiederbeleben. Unter Trump lautet das Motto: „Make America great again.“ Biden formuliert das zwar anders, betreibt in diesem Punkt jedoch eine ähnliche Politik.

 

In Bezug auf die Fed dürfte das schon anders aussehen. Trump dürfte versuchen, aktiv Einfluss auf die Geldpolitik der Notenbank zu nehmen. Zwar ernennt der Präsident in den USA den Fed-Vorsitzenden, er kann ihn aber nicht ohne weiteres entlassen. Trotzdem würde eine republikanische Regierung bei der amerikanischen Notenbank für Verunsicherung sorgen.

Am Ende würde eine zweite Amtszeit Trumps für die US-Wirtschaft sogar mehr negative als positive Konsequenzen mit sich bringen. Der unterstützende Effekt von Steuersenkungen dürfte vergleichsweise schnell verpuffen. Die Unternehmenssteuern bewegen sich in den USA bereits auf einem niedrigen Niveau und weitere Senkungen würde wohl kaum die Produktivität der Unternehmen erhöhen.

Gleichzeitig würden Beschränkungen bei der Einwanderung, Handelszölle, und eine versuchte Einflussnahme auf die Geldpolitik der Fed die Inflation unterstützen. Das dürfte bei den Börsianern nicht gerade für gute Stimmung sorgen. Zur historischen Wahrheit gehört allerdings auch, dass in den ersten vier Jahren unter Trump die Wall Street kräftig gestiegen ist. Für einen Abgesang scheint es zu früh zu sein.

 


Dr. Norbert Haqen ist Vorstandssprecher der ICM InvestmentBank.
              

Über den Autor:

Norbert Hagen ist Sprecher des Vorstands der ICM Investmentbank. Das Institut wurde 1999 als Buyout der Hypovereinsbank-Gruppe gegründet und verwaltet rund 500 Millionen Euro an Kundengeldern.

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