Bantleon-Analyst Andreas Busch
US-Rezession dürfte schlimmer werden als erwartet
Aktualisiert am 21.11.2022 - 14:34 Uhr
Andreas Busch ist leitender Analyst beim Fondshaus Bantleon. Foto: Thomas Wieland
Immer mehr Ökonomen sind sich sicher: Amerika rutscht in eine Rezession. Bantleon-Analyst Andreas Busch nennt Gründe und gibt einen Ausblick auf die kommenden Monate.
Entsprechend ist schon jetzt absehbar, dass die Unternehmensinvestitionen das gesamte nächste Jahr über schrumpfen werden. Das BIP-Wachstum wird dadurch gleich mehrfach belastet. Zum einen direkt, weil die Nachfrage nach Investitionsgütern sinkt. Zum anderen indirekt, da mit rückläufigen Investitionen die Beschäftigung unter Druck kommt, was sich in einer schwächeren Konsumnachfrage niederschlagen wird.
Blickt man auf den Arbeitsmarkt, offenbart sich ein zweiter Grund, der für einen ausgeprägten Wachstumseinbruch spricht. Aktuell brummt der Jobmotor in den USA – er ist sogar regelrecht heiß gelaufen. Das zeigt nicht nur die historisch tiefe Arbeitslosenquote von 3,6 Prozent, sondern auch...
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Entsprechend ist schon jetzt absehbar, dass die Unternehmensinvestitionen das gesamte nächste Jahr über schrumpfen werden. Das BIP-Wachstum wird dadurch gleich mehrfach belastet. Zum einen direkt, weil die Nachfrage nach Investitionsgütern sinkt. Zum anderen indirekt, da mit rückläufigen Investitionen die Beschäftigung unter Druck kommt, was sich in einer schwächeren Konsumnachfrage niederschlagen wird.
Blickt man auf den Arbeitsmarkt, offenbart sich ein zweiter Grund, der für einen ausgeprägten Wachstumseinbruch spricht. Aktuell brummt der Jobmotor in den USA – er ist sogar regelrecht heiß gelaufen. Das zeigt nicht nur die historisch tiefe Arbeitslosenquote von 3,6 Prozent, sondern auch die rekordhohe Zahl an offenen Stellen (11,2 Millionen) bei gleichzeitig rekordtiefer Zahl an Arbeitssuchenden (5,9 Millionen). Mit aktuell 5,3 Millionen ist der Überhang an unbesetzten Stellen innerhalb kürzester Zeit in bislang unbekannte Höhen geschnellt (vergleiche Abbildung 2).
Aus Sicht der Notenbank stellt das ein zentrales Problem dar, weil in diesem Umfeld die Löhne schneller steigen als mit dem 2-Prozent-Inflationsziel vereinbar. Entsprechend ist es das Ziel der Fed, den Arbeitsmarkt mittels geldpolitischer Straffungen nachhaltig abzukühlen. Letztlich muss der Überhang an unbesetzten Stellen um mindestens 5 Millionen beziehungsweise rund 50 Prozent reduziert werden. Blickt man auf die vergangenen 20 Jahre, ist eine derartige Abkühlung immer mit einem deutlich schrumpfenden BIP, sprich einer ausgewachsenen Rezession einhergegangen.
Abbildung 2: Heiß gelaufener Arbeitsmarkt nur durch Rezession wieder ins Gleichgewicht zu bringen
Alles in allem dürfte die Rezession infolge des massiven Zinsanstiegs und der nötigen Abkühlung am Arbeitsmarkt länger dauern als gedacht. Wir sehen es als sehr un-wahrscheinlich an, dass sie schon nach wenigen Quartalen beendet sein wird. Viel-mehr dürfte sie – unter Schwankungen – nahezu das gesamte kommende Jahr über andauern und damit als schwere Rezession gelten.
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