

- Startseite
-
Nach Trumps Zollsturm – haben US-Staatsanleihen ausgedient?

Seit dem selbsternannten „Liberation Day“ am 2. April, als Donald Trump seine umfassende Zollpolitik vorstellte, herrscht an den internationalen Finanzmärkten erhöhte Nervosität. Ein besonders beunruhigendes Signal für institutionelle Anleger: US-Staatsanleihen haben ihre traditionelle Rolle als sicherer Hafen zeitweise nicht erfüllt.
„Die klassische negative Korrelation zwischen Aktien und US-Staatsanleihen hat sich zuletzt mehrfach als unzuverlässig erwiesen“, erklärt Mark Richards von BNP Paribas Asset Management. In der kritischen Phase nach der Zollankündigung stiegen die Renditen von US-Staatsanleihen auf bis zu 4,5 Prozent – während gleichzeitig die Aktienkurse einbrachen.
Korrelation im Stresstest
„Der Zusammenbruch der negativen Korrelation stand im April im unmittelbaren Zusammenhang mit der Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump, die Investoren in Scharen aus dem Land getrieben hat“, erklärt Felix Herrmann, Chefvolkswirt bei Aramea Asset Management. Die drängendste Frage für Portfoliomanager: Handelt es sich bei den jüngsten Verwerfungen um ein temporäres Phänomen oder um einen strukturellen Wandel?
David Rolley, Portfoliomanager bei Loomis Sayles, betont die Komplexität der Situation: „Zölle lassen sich sowohl als handelspolitisches als auch als steuerpolitisches Instrument betrachten. Als Steuererhöhung betrachtet, steigern sie die Staatseinnahmen und verringern das Haushaltsdefizit – man könnte also erwarten, dass Treasuries bei höheren Zöllen steigen. Gleichzeitig handelt es sich aber auch um einen negativen Angebotsschock, der sowohl das Produktionspotenzial senkt als auch die Preise treibt.“
Alternativen gewinnen an Bedeutung
Angesichts der Unsicherheiten rücken Alternativen zu US-Staatsanleihen verstärkt in den Fokus. "Europäische Pfandbriefe etablieren sich zunehmend als attraktive Alternative zur Stabilisierung von Portfolios", meint etwa Fabio Angelini von Nordea Asset Management.
Mahmoud El-Shaer von Wellington Management zieht ein klares Fazit: „Der 'sichere Hafen' ist etwas unsicherer geworden! Wir erwarten strukturell höhere Volatilität und ansteigende Risikoprämien in vielen Bereichen. Die Welt sucht nach neuen sicheren Häfen (vermutlich mehr als einen).“
Für professionelle Anleger bedeutet das vor allem: Die Portfoliostrategien müssen überdacht und angepasst werden – die Zeiten einfacher Lösungen sind vorerst vorbei. Wie sich die Profis aufstellen lesen Sie auf den folgenden Seiten im Detail.