US-Präsidentschaftswahl 2024 Wortgefechte statt Wirtschaftspläne: Das TV-Duell der Extreme
Die Augen der Finanzmärkte richten sich neben den anstehenden Zinsentscheidungen der europäischen Zentralbank (EZB) am 12. September und der Federal Reserve (Fed) am 18. September besonders auf ein Thema: die US-Wahl. In der vergangenen Nacht trafen die beiden Präsidentschaftskandidaten Kamala Harris für die Demokraten und Donald Trump auf Seiten der Republikaner erstmals aufeinander. Die 90-minütige TV-Debatte wurde weltweit mit großem Interesse verfolgt.
Ein Blick auf die erste TV-Debatte der Präsidentschaftswahl, damals zwischen US-Präsident Joe Biden und Donald Trump aus Juni 2024, zeigte: ein solches Duell kann den Wahlausgang im schlimmsten Fall frühzeitig entscheiden. Joe Biden stolperte oft über seine eigene Worte und wirkte unsicher. Die Folge: wenige Stunden nach dem Duell wurde Donald Trump von vielen Experten zum sicheren Wahlsieger ernannt. Der Rest ist Historie.
Wahlprogramm stand im Hintergrund der Debatte
Zentrale Punkte auf der Agenda der beiden Präsidentschaftskandidaten sind die Inflationsbekämpfung, das Dauerthema Migration, der Umgang mit künstlicher Intelligenz (KI), potenzielle Steueranpassungen und der Umgang mit der Kryptowährung Bitcoin. In nahezu allen Punkten äußern die Kandidaten einen unterschiedlichen Kurs. Doch neben den wichtigen Themen für die US-Bevölkerung beschäftigte eine zentrale Frage die Zuschauer: Wird Donald Trump auch gegenüber Kamala Harris ausfallend und möglicherweise sogar beleidigend?
Wenige Stunden nach der Debatte ist die Antwort auf diese Frage schnell gefunden. Auch bei Kamala Harris hat der ehemalige US-Präsident kein Blatt vor den Mund genommen. Doch auch die demokratische Kandidatin hat nicht klein beigegeben. Neben einigen Attacken auf das Wahlprogramm des Anderen, vor allem beim Thema Abtreibung, gab es während der Debatte auch einige persönliche Angriffe.
Interessanterweise ignorierten beide Kandidaten gleich zu Beginn die erste Frage der Moderatoren nach ihren Plänen für die Wirtschaft. Stattdessen konzentrierten sie sich auf gegenseitige Angriffe. Trump bezeichnete Harris als „Marxistin“ und behauptete, die Demokraten hätten Amerika abgewirtschaftet, obwohl er das Land 2020 im besten Zustand aller Zeiten hinterlassen habe. Harris hingegen versprach zweimal Steuersenkungen für Kleinunternehmer, blieb aber bei konkreten wirtschaftspolitischen Aussagen eher vage.
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Erste Umfrageergebnisse
Obwohl in der 90-minütigen Debatte von beiden Seiten eher weniger auf das eigene Wahlprogramm eingegangen wurde und sich mehr mit der schlechten Politik des Kontrahenten beschäftigt wurde, geht Kamala Harris laut ersten Umfragen als klare Siegerin aus dem Duell. Auch wir haben auf unserer LinkedIn Seite eine Umfrage gestartet, wer das TV-Duell gewonnen hat. Ihre Meinung ist gefragt: Hier können Sie teilnehmen und abstimmen.
Eine CNN-Umfrage zeigt nach der Debatte allerdings ein geteiltes Bild: Während Kamala Harris insgesamt besser abschnitt (45 Prozent positive Meinungen gegenüber 39 Prozent für Trump), hatte Donald Trump bei der Wirtschaftskompetenz deutlich die Nase vorn. 55 Prozent der Befragten trauen ihm in diesem Bereich mehr zu als Harris, die nur auf 35 Prozent kommt. Dies könnte ein wichtiger Faktor für die Wähler sein, insbesondere angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen.
Fragwürdige Aussagen beider Kandidaten
Besonders bizarr: Ex-Präsident Donald Trump warf einigen Migranten vor, Haustiere zu essen. So verrückt es klingt, beim Thema Migration sagte der Ex-Präsident: „In Springfield essen sie die Hunde, die Leute, die hierhergekommen sind, sie essen die Katzen. Sie essen die Haustiere der Menschen, die dort leben.“ Belege lieferte er, wie so oft, keine. Während dieser bizarren Aussage intervenierte der Moderator und sagte, dass es dafür keine Beweise gebe.
Harris, die einen starken Auftritt hinlegte und die teils fragwürdigen Aussagen Trumps oftmals nur weglächelte, teilte jedoch auch aus. Wenige Tage nachdem Wladimir Putin seine Unterstützung für Kamala Harris ausgab, nutzte Harris den russischen Präsidenten, um Trump klein zu halten. Mit den Worten „Putin würde ihn zum Mittagessen verspeisen“ denunzierte sie die Stärke Trumps den Krieg beenden zu können. Seit Monaten behauptet Trump, dass er beim Wahlgewinn den Krieg in der Ukraine binnen 24 Stunden beenden würde.
Kurzfristige Auswirkungen auf den Markt hat das TV-Duell zwischen Trump und Harris allerdings nicht. Die Aktie von Trump Media reagierte auf den eher schwächeren Auftritt des 78-Jährigen und verlor rund zehn Prozent. Ansonsten ist der US-Markt vor dem Öffnen der Börse an der Wall Street weiter unverändert. Nur wenige Stunden nach der Debatte erhielt Kamala Harris prominente Unterstützung von Taylor Swift. Vor allem junge Frauen könnten sich durch Swifts Zuneigung zu Harris auf die Seite der Demokratin schlagen.